Lea und ihr Freund Tom sind zusammen mit ihren Familien in einem Freizeitpark. Während die anderen in einem Café sitzen, dürfen die beiden zum Ausgang gehen und dort auf Leas große Schwester Anni warten, die nachkommen möchte. Da beobachten sie einen kleinen Jungen, der sich hinter einer Mülltonne versteckt. Sie sprechen ihn an und erfahren, dass er Ole heißt und seine Eltern verloren hat. Die beiden Kinder wollen ihm helfen, aber Ole will zunächst nicht, weil er Angst vor dem großen Plüschhuhn hat, das dort herumläuft und dauernd versucht, ihn zu umarmen. Ih, es ist eklig, wenn einen jemand einfach umarmen will, die Erfahrung hat Lea auch schon gemacht. Aber ihre Mutter hat ihr gesagt, dass man sich von niemandem umarmen lassen muss, wenn man das nicht will. Das erklärt sie auch Ole. Dann lenkt Tom das Huhn ab, während Lea mit Ole zum Café laufen will. Doch das Huhn holt sie ein …
Das ist eine aufregende Geschichte, die Kindern eine zunächst harmlose Situation zeigt, die sich komisch entwickelt. Da ist jemand, der ein Kind gegen seinen Willen umarmen möchte. Wie verhält man sich da? Die Kinder reagieren richtig: Sie wissen, dass man sich das nicht gefallen lassen muss und suchen die Hilfe der Erwachsenen. Auch wenn die Geschichte eine beruhigende, harmlose Auflösung hat, werden die jungen Leser verstehen, warum Ole sich nicht wohl gefühlt hat und was ihm Angst gemacht hat. Eine vergleichbare Situation werden viele schon erlebt haben und vielleicht haben sie sich nicht getraut, sich zur Wehr zu setzen.
In großer Schrift, mit der auch Kinder klarkommen, die noch nicht so lange lesen, wird die Geschichte von Tom, Lea und Ola erzählt. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite ist entweder ein Bild oder eine Aufgabe zum Malen oder Rätseln, sodass das Heft noch zusätzlichen Anreiz bietet, sich damit zu beschäftigen.
Am Ende gibt es ein kleines Quiz, mit dem die jungen Leser überprüfen können, ob sie die Geschichte richtig verstanden haben. Dann folgen Elterninformationen zum Thema „Missbrauch vorbeugen“, weiterführende Leseempfehlungen und die Telefonnummer eines Elterntelefons. Infos für die Kinder runden das Heft ab: ein Bilderbuchtipp, die Nummer eines Kinder- und Jugendtelefons und der Link zur Seite der MutMachKidz im Internet.
Die spannende Geschichte weckt und hält das Interesse der Kinder. Die Botschaft wird dabei nicht plump verkauft, sondern es wird – scheinbar nebenbei – deutlich gemacht, wie ein Kind in eine unangenehme Situation geraten und wie es sich daraus befreien kann. Das finde ich pädagogisch gut gemacht. Wird die Geschichte vorgelesen, eignet sie sich auch gut, um mit den Kindern zu besprechen, wie sie sich dabei fühlen, zu fragen, ob sie schon einmal eine ähnliche Situation erlebt haben und wie es ihnen dabei ging und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das Konzept überzeugt.
Das Heft ist das erste einer Serie, im zweiten, „Nachtwanderung im Zoo“, geht es um Angst vor der Dunkelheit im Besonderen und Ängste ganz allgemein.
Zwei kleinere Kritikpunkte: Ich finde, die Infos für die Kinder sollten vor den Elterninformationen kommen, sonst klappen die Kinder das Heft nämlich zu früh zu. Die auf der Internetseite versprochenen weiterführenden Informationen und einen Hinweis auf die coolen Preise, die es dort zu gewinnen geben soll, konnte ich (noch) nicht entdecken.
Birgit Ebbert: MutMachKidz. Aufregung im Freizeitpark/Nachwanderung im Zoo. Coortus 2014. Je 53 Seiten, zwei Hefte im Doppelpack Euro 7,99. Zur Bestellseite
Vielen Dank für die Rezensionsexemplare.