Barbara Tammes: Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof

Barbara Tammes: Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof

Wochentags bei der Mutter, Wochenende beim Vater

Pippas Eltern sind geschieden. In der Woche wohnt sie bei ihrer unordentlichen, chaotischen Mutter auf dem Land. Dort trägt sie viel Verantwortung, denn ihre Mutter achtet zwar sehr darauf, dass es den Ponys gut geht, den Haushalt und die Organisation des Lebens ihrer Töchter hat sie nicht im Griff. So ist es oft Pippas Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihre kleine Schwester Poppy etwas zu essen bekommt oder an ihrem Geburtstag einen Kuchen für die Schule hat.

Am Wochenende dagegen sieht alles ganz anders aus, denn das verbringen die beiden Mädchen bei ihrem Vater, seiner neuen Frau und ihrem Baby-Halbbruder in der Stadt. Ihr Vater, ein Zahnarzt, ist äußerst akkurat und penibel. In der Stadt haben sie andere Kleider, Pippa hat ein Smartphone, das sie Sonntagabends dalassen muss usw.

Zwei Familien, zwei völlig gegensätzliche Zuhause, zwei Freundinnen, verschiedene Hobbys – kein Wunder, dass Pippa Schwierigkeiten hat, zu wissen, wer sie ist und was sie wirklich will. Also hat sie ein Journal, in dem sie aufschreibt, was sie erlebt und was und wer ihr wichtig ist. Dazu fertigt sie viele Zeichnungen und Schaubilder an – alles schön übersichtlich.

Alles hat sich eingependelt, doch dann möchte Pippas Vater, dass sie zu ihm zieht. Mit zwölf Jahren darf sie das nämlich selbst entscheiden. Was soll sie tun?

Ich heiße also Pippa. Das kommt von Philippa, was Pferdenärrin bedeutet. Meine Mutter liebt schon ihr Leben lang Pferde und Pippi Langstrumpf liebt sie ebenso.
Ich bin Pippa – doch wer ich wirklich bin, weiß ich nicht.

Gespaltene Persönlichkeit?

Pippa denkt von sich selber, dass sie eine gespaltene Persönlichkeit hat. Kein Wunder! Was viele Kinder erleben, nämlich das Pendeln zwischen den Eltern, ist hier auf die Spitze getrieben. Extremer könnten die Unterschiede zwischen den Eltern kaum sein. Und so versteht Pippa auch, warum die Ehe scheiterte – auch das schildert sie. Sie liebt ihre Eltern beide und mag auch beide Welten, denn jede hat ihre Vor- und Nachteile. Auf dem Land ist sie ziemlich unabhängig, reitet viel, darf mit ihrer Freundin im Wald übernachten. In der Stadt hat sie schicke Kleider, gutes Essen, einen Computer und einen kleinen Bruder, den sie sehr gerne mag. Wie ihr Leben ist und was sie alles erlebt, darunter auch viele ganz normale Dinge wie die erste Verliebtheit, schildert sie äußerst klarsichtig und humorvoll in ihrem Journal. Die Leser erfahren also alles aus Pippas Sicht.

Ich mag Pippa sehr. Sie ist ein sehr liebenswürdiges Mädchen, das mir mehr als einmal leid tat. Ihre Eltern übertreiben es aber auch. Das geht so weit, dass Pippa und Poppy erst einmal gründlichst gereinigt werden und die Kleider wechseln müssen, wenn sie in der Stadt ankommen. Doch was mich empört schnauben ließ, ist für Pippa normal, sie schildert es relativ emotionslos.

Die Erwachsenen dagegen sind eher unsympathisch. Pippas Reife geht ihnen teilweise ab, sie sind extreme, recht egoistische Menschen, die Pippa und Poppy zwar lieben, aber sich trotzdem nicht sehr um sich kümmern (die Mutter) oder nicht wirklich wissen wollen, was sie beschäftigt (der Vater). Am wichtigsten ist, dass die Mädchen sich brav in ihr jeweiliges Leben einfügen. Poppy ist herzerfrischend, sie vergöttert ihre große Schwester, der sie sehr wichtig ist – schließlich ist sie die einzige Konstante in Pippas Leben.

Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben. Die vielen Zeichnungen lockern es auf. Sie zeigen zum Beispiel viele der vorkommenden Personen, rundherum sind die Eigenschaften aufgeschrieben. Oder Pippa zeichnet die verschiedenen Arten von Küssen, ihre Top-10-Liste der supertollen Sachen oder ein großes Schaubild zu der Frage „Wer bin ich“. Das alles macht es leicht, sich trotz ihres ungewöhnlichen Lebens in Pippa hineinzuversetzen. Interessant ist auch, dass Pippa einige Rezepte zum Überleben im Wald verrät. Erstaunlich, was man aus Brennnesseln alles machen kann, und wie man sich eine Tasse herstellen kann, habe ich auch nicht gewusst.

Fazit: Ein rundum gelungenes Buch, das das extreme Leben eines Scheidungskindes humorvoll aus der Sicht der klugen Pippa schildert. Vielleicht besonders interessant für Scheidungskinder, aber auch für alle anderen zwischen 10 und 12 Jahren eine lohnenswerte Lektüre.

Barbara Tammes: Pippa. Mein halbes Leben ist ein Ponyhof. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Coppenrath 2017. 192 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-649-62502-5.

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