Rick Riordan: Helden des Olymp. Der verschwundene Halbgott

Lange haben Percy-Jackson-Fans darauf gewartet, nun kommt endlich wieder Leben ins Camp Half-Blood:

Jason findet sich plötzlich bei einem Schulausflug wieder. Er kennt weder die Schüler, die um ihn herumsitzen, noch sagt ihm der Name der Schule etwas. Dabei behaupten Leo und Piper steif und fest, dass er die Schule seit Monaten besucht und dass sie seine besten Freunde sind – mit Piper ist er angeblich sogar zusammen. Hat er sein Gedächtnis verloren?

Bei einer Besichtigung wird die Gruppe plötzlich angegriffen. Der Großteil der Schüler kann sich in ein Gebäude flüchten, Trainer Hedge entpuppt sich als Satyr und rettet Leo, während Jason feststellt, dass er ein großartiger Kämpfer ist und sogar fliegen kann. Es stellt sich heraus, dass alle drei junge Halbgötter sind, weshalb sie ins Camp Half-Blood gebracht werden. Dort treffen sie auf zahlreiche Protagonisten, die schon aus der Percy-Jackson-Reihe bekannt sind. Percy allerdings treffen sie nicht, denn er ist seit einiger Zeit verschwunden und wird verzweifelt von seiner Freundin Anabeth gesucht.

Jason, Leo und Piper finden heraus, welche Götter ihre Eltern sind. Zum Eingewöhnen ins Camp bleibt ihnen jedoch keine Zeit. Sie erfahren von einer Prophezeiung: Sieben junge Halbgötter werden den Olymp vor dem Untergang bewahren – und sie gehören offensichtlich dazu. Also machen sie sich auf den Weg. Unterwegs erleben sie zahlreiche Abenteuer, müssen einige Schlachten schlagen und kommen der Klärung der Frage immer näher, warum Jason sich in der römischen Götterwelt so viel besser auskennt als in der griechischen.

Rick Riordan gelingt es wie auch schon in den vorangegangenen Bänden, viel Wissen um griechische und nun auch römische Mythologie in die Handlung einfließen zu lassen, beispielsweise die Sagen über Medea  oder König Midas. Ich könnte mir vorstellen, dass das für Leser, die sich damit nicht auskennen, teilweise ein wenig verwirrend ist, auch wenn ein Glosar am Ende des Buches Namen und Begriffe erklärt. Da mein Sohn die Sagen-CDs von Dimiter Inkiow rauf- und runtergehört hat, taucht er allerdings mit Begeisterung und ohne Schweirigkeiten in diese Welt ein.

Die Charaktere sind individuell herausgearbeitet, haben alle ihre Ecken und Kanten. Es fällt dem Leser leicht, einzelne Personen ins Herz zu schließen, zu verabscheuen oder irgendwas dazwischen. Bei den Abenteuern geht es hoch her, es bleibt kaum Zeit für Atempausen – weder für die jugendlichen Helden noch für die Leser. Jason, Leo und Piper haben nur wenig Zeit, um ihre erste Aufgabe zu lösen. Deswegen überschlagen sich die Ereignisse. Man wagt es kaum, das Buch aus der Hand zu legen. Wieder spielt die Handlung in Nordamerika, reale Orte bekommen plötzlich eine magische Bedeutung.

Viel Action, eine Mange Fantasie, zahlreiche Kämpfe, sympathische Hauptfiguren, gemeine Antagonisten, junge Menschen auf der Suche nach ihrem wahren Ich, ein bisschen Liebe – Der verschwundene Halbgott hat alles, was ein spannender Jugendroman braucht. Rick Riordan ist eine würdige Fortsetzung der Percy Jackson Reihe gelungen. Mein Sohn wollte nicht einmal abwarten, bis im Januar der nächste Teil herauskommt, und hat sich mittlerweile durch die englischen Ausgaben von Band 2 und 3 gekämpft – das sagt alles!

Es ist nicht erforderlich, die Percy-Jackson-Bücher vorher gelesen zu haben. Alles Wichtige wird erklärt, aber: Ich würde dennoch dazu raten, denn ich glaube, dass man dann noch mehr Spaß haben kann und besser in die Geschichte hineinkommt.

Rick Riordan: Helden des Olymp 1. Der verschwundene Halbgott. Carlsen 2012. 688 Seiten, Euro 17,90, ISBN 978-3-551-55601-1 bei amazon