In einer abgelegenen Ecke Berlins hat sich ein merkwürdiges Bündnis zusammengefunden: ein Schäferhund, eine Dogge, ein Terrier, ein Fuchs, ein Eichhörnchen, ein Igel und einige Spatzen wollen die natürliche Feindschaft verschiedener Tiere vergessen und allen helfen, die in Not sind. Ihr Gruß lautet „Freundschaft“. Sie wollen der Herrschaft der Menschen trotzen, indem alle Tiere zu Freunden werden. Doch an diesem Abend wird ihre Absicht auf eine harte Probe gestellt: Ausgerechnet eine Ratte, und zwar angeblich der König der Ratten, bittet sie um Hilfe. Viele Ratten sterben an einer merkwürdigen Krankheit, sie fühlen sich satt, weswegen sie nichts mehr fressen, bis sie verhungert sind. Mitgebracht hat diese Krankheit eine weiße Ratte mit roten Augen. Lange diskutieren die Tierfreunde. Ausgerechnet den Ratten sollen sie helfen? Tieren, die allen verhasst sind? Doch als sie entdecken, dass auch der Rattenkönig gestorben ist, schreiten sie zur Tat.
Auf ihren Erkundungen geraten sie mehr als einmal in Gefahr, aber das schreckt die tierischen Detektive nicht ab. Sie kommen merkwürdigen Machenschaften eines Pharmakonzerns auf die Spur, aber wie sollen sie den bösartigen Menschen das Handwerk legen? Zum Glück haben die Tiere die unterschiedlichsten Talente, die sie ihrem Ziel näherbringen.
Die Freundschaft der unterschiedlichsten Tiere ist sehr ungewöhnlich und wird auch so geschildert, manchmal werden sie von anderen Tieren deswegen sogar angefeindet. Die Geschichte spielt also nicht in einer fremden Welt, in der so etwas normal wäre. Ort des Geschehens ist Berlin in der Nachwendezeit, das Buch erschien erstmalig 2001. Erich, der Schäferhund, war früher Wachhund bei den DDR-Grenzern und erinnert sich manchmal an seine Vergangenheit – Bemerkungen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob heutige Kinder sie verstehen. Wer sich in Berlin auskennt, wird die Streifzüge der Tiere vermutlich problemlos nachvollziehen können, für alle anderen gibt es eine Karte. Da werden teilweise enorme Entfernungen zurückgelegt, aber manche Tiere sind schlau genug, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Der Kriminalfall, den es zu lösen gilt, ist nicht unrealistisch. Den Menschen wird ein Spiegel vorgehalten, sie erscheinen bis auf wenige Ausnahmen in schlechtem Licht. Ihr Handeln wird kritisch betrachtet und die jungen Leser werden sicherlich ins Nachdenken darüber kommen, wie unser Verhältnis zu Tieren und zur Umwelt aussieht. Die Gesellschaftskritik kommt aber nicht mit erhobenem Zeigefinger daher, sondern ist in eine spannende Handlung verpackt. Gelegentliche Längen halten die Kinder hoffentlich nicht vom Weiterlesen ab, ich fand die Nebenhandlung um die Katzen zwar teilweise auch spannend, aber es dauerte, bis das in die Gänge kam. Und ob die Kinder eine Katzenliebesgeschichte so toll finden? Aber im letzten Drittel hätte ich das Buch nicht mehr weglegen können.
Insgesamt ein gutes Buch, ein spannender und gesellschaftskritischer Tierkrimi für Kinder ab 10 Jahren.
Martin Klein: Die Stadt der Tiere. Divan 2015. 304 Seiten, Euro 16,90, ISBN 978-3-863271015.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.