Ursula M. Williams: Gobbolino. Hexenkater haben es schwer

Wie es sich für einen Hexenkater gehört, wurde Gobbolino in der Höhe einer waschechten Hexe geboren. Doch dann stellt sich heraus, dass er gar nicht richtig schwarz ist, sondern dunkel getigert. Und eine Pfote ist sogar ganz weiß! Schrecklich, finden seine Mutter, seine Schwester und die Hexe. Als sich dann noch herausstellt, dass Gobbolino lieber ein Küchenkater werden will, ist es ganz aus. Er muss flüchten. Von nun an ist er auf der Suche nach einem Platz am Ofen bei netten Leuten. Aber das ist gar nicht so einfach. Immer wieder muss er weiterziehen, weil er als Hexenkater nicht erwünscht ist. Nach vielen Abenteuern gelingt es ihm schließlich, zu einem ganz normalen Kater zu werden.

Gobbolino ist ein Kater zum Liebhaben. Das stellen viele Menschen fest, die er auf seiner Reise kennenlernt. Doch wenn dann herauskommt, dass er über besondere Fähigkeiten verfügt, gibt es Ärger. Bei der Bauernfamilie, im Waisenhaus, beim Bürgermeister, im Schloss, bei den Puppenspielern, in der Waldhütte, er kommt tüchtig herum und lernt viele Menschen kennen – nette und weniger nette. Oft ist er traurig, weil er sein Dach über den Kopf wieder einmal verloren hat, doch er ist durch und durch optimistisch, dass er eines Tages einen passenden Platz finden wird.

Die Kapitel sind jeweils in sich abgeschlossen, sodass sich das Buch gut zum Vorlesen eignet oder in gut verdaulichen Portionen selbst gelesen werden kann. Lieblingskapitel können problemlos für sich noch einmal gelesen werden. Die Sprache und manchmal auch die Handlungen sind ein wenig altmodisch. Das hat mich zunächst erstaunt, weil ich dachte, dass es sich um ein neues Buch handelt. Ich habe dann aber herausgefunden, dass es die Übersetzung eines englischen Kinderbuchklassikers von 1942 ist. Das heißt nicht, dass die Sprache schwierig zu verstehen wäre, das ist gar kein Problem. Ich mag es ohnehin gerne, wenn in Büchern auch mal das eine oder andere unbekannte Wort vorkommt, wie sonst sollen die Kinder ihren Wortschatz erweitern. Gelegentliche Schwarz.Weiß-Bilder illustrieren die Geschichte.

Die Geschichte Gobbolinos steckt voller Abenteuer, aber ich fand sie auch ein wenig traurig, weil der arme Kater wegen einer Eigenschaft, für die er nichts kann, immer wieder Ärger bekommt und verjagt wird. Er ist auf der Suche nach Liebe, einem Dach über dem Kopf und Menschen, die ihn so akzeptieren, wie er ist. Das Ende wird von ihm als glücklich empfunden, obwohl ich es ein wenig absurd fand, dass sein Weg ausgerechnet bei der Familie endet, bei der sie begonnen hat und das auch nur, weil er seine Fähigkeiten verloren hat.Das vermittelt nicht gerade die Botschaft, zu sein, wie man ist, sondern erzählt eher von Anpassung an von der Gesellschaft gewünschte Eigenschaften. Andererseits war es von Anfang an Gobbolinos größter Wunsch, keine magischen Fähigkeiten zu haben, und er ist schließlich in Erfüllung gegangen. Aber davon abgesehen mag ich Gobbolinos Geschichte. Vor allem die Kinder haben ein großes Herz und helfen ihm immer wieder weiter, während die Erwachsenen nicht ganz so gut wegkommen.

Eine abenteuerliche Geschichte über einen ungewöhnlichen Kater zum Vorlesen ab 6 Jahren, zum Selberlesen ab etwa 8 Jahren – besonders für Katzenfans.

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Ursula M. Williams: Gobbolino. Hexenkater haben es schwer. Aus dem Englischen von Niccel Steinberger. Orell Füssli 2016. 174 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3-280-03517-7.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.