Cleo Leuchtenberg: I love you heißt noch lange nicht ich liebe dich

Ist es nur Arbeit oder steckt mehr dahinter?

Lilly ist glücklich, dass sie sich beim Casting durchgesetzt hat und nun eine bekannte Holywoodschauspielerin synchronisieren darf. Ihr Partner Ben, der schon viele Jahren Erfahrung hat, behandelt sie anfangs sehr ruppig. Mit der Zeit kommen sich die beiden näher, doch Ben macht immer wieder alles kaputt.

Tatsächlich hat Ben sehr viele Probleme: mit dem Geld, mit seiner Wohnung, mit der Arbeitsmoral, aber aufgrund seiner Erfahrungen auch damit, Nähe zuzulassen.

Lilly dagegen, die alle paar Jahre umgezogen ist und immer die Internationale Schule besucht hat, kennt keine finanziellen Schwierigkeiten. Doch auch sie hat ihre Probleme: mit ihren Eltern, mit der Erinnerung an ihren Ex, der beim letzten Umzug zurückgelassenen Freundin und ihren Selbstzweifeln. Sie weiß nichts über Bens Vergangenheit, kennt daher die Gründe für sein Verhalten nicht, ist verletzt und fühlt sich zurückgewiesen. Dennoch müssen sie miteinander arbeiten.

Wechselnde Perspektive

Die Handlung des Buches wird kapitelweise mal von Lilly, mal von Ben erzählt, wodurch die Leserinnen und Leser viele Ereignisse aus zwei Perspektiven kennenlernen. So lernen wir die beiden Hauptpersonen sehr gut kennen und verstehen ihre Handlungen viel besser als der jeweils andere.

An sich sind mir sowohl Lilly als auch Ben sympathisch, aber manchmal hätte ich sie anstoßen mögen: „Nun sag doch mal was!“ Bei Lilly war das besonders gegenüber ihrer Mutter der Fall, die sie unbedingt verkuppeln möchte. Ich fand es nicht realistisch, dass Lilly ihrer Mutter nie deutlich sagt, dass ein junger Mann für sie nicht infrage kommt und sie sie damit in Ruhe lassen soll. Und Ben? Der nimmt sich immer wieder vor, um einen Vorschuss zu bitten, tut es dann aber doch nicht.

Bens Verhalten hat mich gelegentlich genervt, da er sehr Ich-Bezogen ist. Ich habe mich dann immer selbst zur Ordnung gerufen, da seine Lage anfangs wirklich schlimm ist und ich nicht wissen will, wie ich mich benehmen würde. Aber er mag gar nicht um Hilfe bitten, erst im allergrößten Notfall. Dabei hat er, wie sich herausstellt, durchaus Freunde, die ihn nicht hängenlassen.

Die Schüchternheit von Lilly gegenüber Ben und Ben gegenüber Lilly fand ich dagegen glaubhaft. Das Ende kam allerdings überraschend für mich. Ohne große Aussprache ist auf einmal alles wieder gut.

Die meisten anderen Figuren blieben recht blass. Lillys Mutter nervte mich sehr, Ben Vater ist blöd, die Leute im Studio fand ich sehr unempathisch. Sie merken, dass Ben ständig den Kühlschrank plündert, dass er blass, krank und unausgeschlafen wirkt, aber ihre einzige Schlussfolgerung ist, dass er vermutlich eine neue Freundin hat? Anstatt dass ihn EINMAL jemand fragt, was eigentlich los ist. Hmm. Eigentlich mochte ich nur Gamse.

Im Synchronstudio

Ich muss zugeben, dass ich die Hintergrundgeschichte interessanter fand als die Liebesgeschichte zwischen Lilly und Ben. Lilly muss zuerst ein Casting mitmachen, davor sorgt ihr Schauspiellehrer dafür, dass sie schon einmal in groben Zügen erfährt, wie das überhaupt funktioniert. Auch später bei den Aufnahmen wird einiges über die Technik und das Synchronsprechen erklärt.

Parallel zur Geschichte von Lilly und Ben verfolgen wir außerdem den Film, den die beiden synchronisieren. Die Szenen sind in anderer Schrift gedruckt. Lilly scheint manchmal fast mit dem von ihr gesprochenen Charakter Payton zu verschmelzen, während Ben sich eher über „seinen“ Raid aufregt und an ihm reibt. Doch in manchen Szenen gehen beide völlig in ihrer Filmfigur auf.

Fazit: Spannendes Setting in einem Synchronstudio mit vielen Informationen über Ablauf und Technik der Synchronisation. Die eigentliche Liebesgeschichte überzeugte mich dagegen nicht hunderprozentig. Für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren.

Cleo Leuchtenburg: I love you heißt noch lange nicht ich liebe dich. Oetinger 2018. 336 Seiten,Euro 17,00, ISBN 978-3-7891-0852-5.

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