Wie abgelegen soll’s denn sein?
In der Einleitung stellt sich die Autorin einen abgelegenen Fleck Erde vor. Zuerst kommt ihr eine verlorene Insel irgendwo in den Weiten eines Ozeans in den Sinn. Mir geht es ähnlich, vielleicht ist es bei den meisten von uns so.
Aber was, wenn der geheimnisvollste Ort der Erde dagegen gar nicht versteckt, sondern schon immer auf der Landkarte zu finden war? Eine endlose Eisfläche, eine Insel, doppelt so groß wie Europa, der letzte vom Menschen erforschte Kontinent. Das Land der Pinguine, Robben und Wale am Horizont: die Antarktis.
Tatsächlich. Während ich mir gut vorstellen kann, zumindest theoretisch mit einem Schiff jede beliebige Insel erreichen zu können, sieht es mit weiten Teilen der Antarktis ganz anders aus!
Alles über die Antarktis
Wann wussten die Menschen, dass die Antarktis existiert? Schon früh nahmen sie an, dass auf der Südhalbkugel quasi als Gegengewicht ein Kontinent existieren muss: die Antipoden. Ausgehend von dieser Idee beschreibt die Autorin die Vermutungen über das, was irgendwo auf der Südhalbkugel sein muss, schließlich chronologisch die Entdeckungen und Expeditionen, in deren Laufe immer mehr Wissen über die Antarktis gesammelt werden konnte. Doch was ist Antarktis überhaupt? Zwischen den Entdeckungsreisen stellen Kapitel die Geologie, das Klima, die Flora und Fauna vor. Die Leserinnen und Leser erfahren beispielsweise, welche Meereistypen es gibt, wie viele Arten von Robben existieren und wie wichtig Krill für die Ernährung der Tiere ist.
Schöne Gestaltung
Besonders schön ist die Gestaltung des Buches. Nicht nur, dass die vielen schönen Bilder und Karten das Gelesene gelungen illustrieren, lassen sich manche Seiten aufklappen und so vergrößern, teilweise ermöglichen Halbseiten zusätzliche Perspektiven.
Der Text ist kein durchgehender Fließtext, sondern die vielen Absätze sind bunt über die Seiten verteilt. Die Schrift ist allerdings ziemlich klein und gelegentlich, je nach Hintergrund, nicht so gut zu lesen. Der Text ist anspruchsvoll, im Allgemeinen aber gut verständlich, da schwierigere Wörter meist direkt im Text erklärt werden.
Auch heute gibt es noch einiges unter der Polarkappe zu entdecken, wie zum Beispiel subglaziale Seen. Subglazial bedeutet „unter dem Eis“. (…)
Einige Begriffe sind mit einem Sternchen gekennzeichnet, sie können im Glossar nachgeschlagen werden.
Wissensvermittlung mit Spaß
Der Autorin gelingt es gut, die verschiedenen Wissensgebiete so zu vermischen, dass die Lektüre immer fesselnd bleibt. Die Expeditionen sind per se spannend, dazwischen werden Informationen über Geologie oder Biologie eingeflochten. Wer hätte gedacht, dass es so viele Formen von Meereis gibt, von Frazileis bis zu Eisbergen. Hochinteressant!
Zwei Zeittafeln („Die ersten Expeditionen“, „Das Heldenzeitalter“) helfen dabei, den Überblick zu behalten.
Die Halb-, Doppel- und Faltseiten regen den Entdeckertrieb der Kinder an und machen zusätzlich Spaß-
Das Einzige, was ich an diesem Buch etwas merkwürdig finde, ist das Fehlen von Seitenzahlen. Es gibt zwar ein Inhaltsverzeichnis, aber dort erfährt man nur, was es gibt und kann schließen, in welchem Bereich des Buches man danach suchen kann. Natürlich findet man bei diesem Umfang alles recht schnell, aber ich hätte Seitenzahlen dennoch hilfreich gefunden.
Das Buch wird für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Da die Schrift sehr klein und die Sprache recht anspruchsvoll ist, könnte das das eine oder andere Kind überfordern. Gute Leserinnen und Leser, die neugierig auf die Inhalte sind, könnten aber klarkommen. Ansonsten eben eher ein wenig später.
Fazit: Ein rundum gelungenes Buch über einen wenig beachteten Kontinent für Kinder ab 9 Jahren.
Giulia Vetri: Antarktis. Die Entdeckung eines unbekannten Kontinents. Aus dem Französischen von Stefanie Brägelmann. Seemanns Bilderband 2019. 52 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-86502427-5.
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