Sunil Mann: Neue Freunde für Gabriel

Sunil Mann: Neue Freunde für Gabriel

Schüleraustausch mal anders

Der kleine Engel Gabriel ist inzwischen im zweiten Schuljahr. In seinem ersten Jahr hat er gelernt, Verantwortung zu übernehmen (Rezension von Band 1). Doch eins hat sich nicht geändert: Er verschläft immer noch mit schönster Regelmäßigkeit, sehr zum Ärger der Schulleiterin Madame Longebc.

Aufgeregt erwarten die Engel die Schüler, die zum Schüleraustausch kommen. Auch Gabriel bekommt einen Schüler zugeteilt, um den er sich kümmern soll. Als sich herausstellt, dass es ein Teufelchen ist, Luzia, ist er entsetzt. Alle Schüler haben eine Menge Vorurteile gegen Teufel. Aber da Gabriel sich gezwungenermaßen näher mit Luzia befassen muss, stellt er fest, dass sie einander ähnlicher sind, als er es für möglich gehalten hätte. Auf der Erde erleben sie gemeinsam ein Abenteuer, das sie zusammenschweißt.

„Und was habt ihr so gemacht?“
„Saxophon gespielt“, antwortete er ganz cool. „Und über Gut und Böse diskutiert.“
„Klingt total aufregend“, ätzte Odette. „Was ist denn dabei herausgekommen?“
„Dass in jedem Engel ein Teufel steckt. Und umgekehrt in jedem Teufel ein Engel. Dass wir alle von beidem etwas haben. Denk mal darüber nach!“

Teufel trifft auf Engelsschar

Was für ein Schüleraustausch: In der Engelsschule kommen zarte Elfen, eine Hexe, ein Teufel und drei Trolle an. Während die Elfen hochnäsig auf die Engel herabblicken, empfinden diese Hexe, Teufel und Trolle als Zumutung. Doch im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass tatsächlich alle Fähigkeiten haben, die für die anderen nützlich oder hilfreich sind, und dass man sehr wohl miteinander auskommen kann, wenn man sich etwas Mühe gibt. Je mehr Gabriel und Luzia sich unterhalten, desto mehr Ähnlichkeiten finden sie. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen sie grundverschieden reagieren – sie haben eben ganz andere Aufgaben zu erfüllen. Erst ist Gabriel stinksauer deswegen, aber schließlich muss er anerkennen, dass Luzia durch ihre besondere Fähigkeit etwas Wichtiges leistet.

Jeder ist anders. Na und?

Bücher über Toleranz gibt es viele. Dieses Buch ist trotzdem besonders. Da keine Kinder verschiedener Hautfarben, Sprachen oder Kulturen vorkommen, sondern Engel, Teufel, Elfen und Co., sind die Kinder nicht Teil einer der Gruppen, sondern außenstehende Betrachter. Das Gefühl, beschämt zu werden, weil man sich in einer vergleichbaren Situation eventuell ähnlich abweisend verhalten hätte, ist dadurch nicht gegeben. Das hilft den Kindern, die Ereignisse objektiv zu bewerten: Warum sind die Elfen so arrogant und bilden sich ein, etwas Besseres zu sein als die Engel? Und warum denken die Engel wiederum, sie sind besser als die Hexe, die Trolle und der Teufel? Die Ereignisse bestätigen die Vorurteile nämlich gar nicht. Und so raufen sich die so unterschiedlichen Wesen nach und nach zusammen (auch wenn die Trolle im Buch nur am Rande erwähnt werden).

Hier wird sehr schön gezeigt, dass alle zwar recht unterschiedliche Charaktere und auch sehr unterschiedliche Fähigkeiten haben, dass sie diese aber zum Wohle aller einsetzen können, wenn sie es denn wollen. Auch dass man über das eine oder andere, was einem nicht so gut gefällt, ruhig einmal hinwegsehen kann.

Die Moral dieser Geschichte gefällt mir sehr gut. Noch besser gefällt mir aber, dass sie völlig ohne erhobenen Zeigefinger erzählt wird. Im Engelsinternat ist eine Menge los und Chaot Gabriel hat mehr als eine verrückte Idee. Die Leser bekommen sehr viel zu lachen, es gibt aber auch aufregende Momente, in denen man den Atem anhalten muss. Das alles wird äußerst kurzweilig erzählt. Die lustigen Bleistiftzeichnungen peppen das Buch zusätzlich auf.

Fazit: Eine rundum gelungene Geschichte über Toleranz, Freundschaft und besondere Talente in einer Engelsschule, bei der Kinder von 8 bis 11 Jahren viel zu Lachen bekommen. Das Buch eignet sich aber auch zum Vorlesen für jüngere Kinder.

Sunil Mann: Neue Freunde für Gabriel. Orell Füssli 2017. 152 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3-280-03560-3.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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