Jahrelang steuerten wir in der Stadtbücherei bei jedem Besuch ein ganz bestimmtes Regal an. Als der ältere Sohn aus dem Willi-Wiberg-Alter kam, fing bald darauf der jüngere an, sich dafür zu interessieren. Und so brachten wir fast jedes Mal ein paar Willi-Bücher zurück und nahmen ein paar andere mit nach Hause. Zeitweise konnte ich sie fast auswendig. Aber dann wurden meine Jungs zu alt dafür. Als ich nun ein Weihnachtsgeschenk für einen Jungen im richtigen Alter suchte und entdeckte, dass es eine neue Zusammenstellung von vier Bänden gibt, wusste ich, ich habe genau das Richtige gefunden.
Der Band „Die besten Geschichten von Willi Wiberg“ enthält: „Nur Mut, Willi Wiberg“, „Willi Wiberg und das Ungeheuer“, „Willi Wiberg spielt doch nicht mit Mädchen“ und „Jetzt wird gefeiert Willi Wiberg“.
Willi Wiberg, sieben Jahre, ist eigentlich ein ganz normaler Junge: fröhlich und unordentlich. Er verspricht aufzuräumen, tut es dann aber doch nicht und nachts schaltet er heimlich das Licht an, obwohl sein Papa ihm schon gute Nacht gewünscht hat. Doch plötzlich ist er ganz anders. Ernst, ordentlich, brav und folgsam. Papa macht sich Sorgen. Was ist bloß mit Willi los? Es stellt sich heraus, dass Willi aufgeregt ist, weil er in die Schule kommt. Doch sein Vater nimmt ihm die Angst, indem er ihm erzählt, wie viele Kinder im ganzen Land gerade wachliegen, weil sie genauso nervös sind wie er: Hunderte, Tausende. Als er nach seinem ersten Schultag nach Hause kommt, lässt er die Jacke fallen, statt sie aufzuhängen, und schmeißt die Tasche in die Ecke. Sofort weiß Papa, dass alles wieder in Ordnung ist. Warum? Die Lehrerin hat den Kindern ein Geheimnis erzählt …
Die Geschichten beschäftigen sich mit Themen die die Kindergartenkinder aus ihrem Alltag kennen: Willi hat etwas angestellt und nun ein schlechtes Gewissen, das ihn nicht schlafen lässt. Willi spielt furchtbar gerne mit seiner besten Freundin Milla. Aber die anderen Jungen sagen, ein Junge spielt doch nicht mit Mädchen und hänseln ihn. Er lässt Milla links liegen und fühlt sich furchtbar schlecht dabei. Willi hat Geburtstag. Seine Tante organisiert ein großes Kinderfest für ihn. Fast ist ihm alles zu viel. Wie schön, dass er am nächsten Tag sein eigenes Fest feiern kann – nur mit seiner Freundin Milla.
Die Geschichten machen den kleinen Zuhörern großen Spaß, weil sie sich wunderbar in Willi hineinversetzen können. Besonders schön sind auch die Bilder: einfache Zeichnungen, die mit wenigen Strichen das Wichtige hervorherben, mal schwarz-weiß, mal farbig, oft sind es Collagen. Das ist kein Strich zuviel, da wird man nicht von Farben überwältigt – einfach klasse! Besonders an dieser Reihe ist übrigens, dass Willi bei seinem Vater aufwächst. Während in vielen anderen Kinderbüchern die Mutter eine sehr große Rolle spielt, ist hier der Vater die Bezugsperson.
Faszinierend finde ich, dass die Figur Willi Wiberg bereits 40 Jahre alt ist, man das den Geschichten aber überhaupt nicht anmerkt. Das, was im Kinderleben wirklich wichtig ist, ist scheinbar zeitlos.
Was ich an diesen Geschichten besonders mochte: Auch ich habe sie nicht überbekommen, obwohl ich sie wieder und wieder lesen musste. Groß und Klein zu gefallen, das muss ein Kinderbuch erst einmal schaffen! Für Kinder von 4 bis 6 Jahren, aber auch größere und kleinere Geschwister hören gerne mit zu.
Gunilla Bergström: Die besten Geschichten von Willi Wiberg. Übersetzt von Angelika Kutsch. Oetinger 2012. 128 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3-7891-7772-9 bei amazon