Fanny ist umgezogen. Die frühere Bewohnerin des alten Hauses zuckt bei ihrem Anblick zusammen und schenkt ihr schließlich eine Kiste mit alten Büchern, die wohl für sie bestimmt seien. Fanny vertieft sich in die Lektüre des ersten Buches, ist aber zunehmend verwirrt, weil sie die Umgebung wiedererkennt. Und schließlich taucht sie sogar selber in dem Buch auf. Wie kann das sein?
In dem Buch im Buch erleben die Brüder Felix und Tobi ein aufregendes Abenteuer. Im Radio hören sie von der Entführung eines Mädchens aus einem nahegelegenen Kindergarten. In den nächsten Tagen machen sie einige Beobachtungen, die damit im Zusammenhang stehen könnten. Doch die Polizei interessiert sich nicht dafür. Also müssen sie auf eigene Faust weiterforschen. Das ist nicht ungefährlich …
Sommerferien, sowohl für Fanny als auch für Felix und Tobi. Als Fanny beginnt, die Geschichte der beiden Jungen zu lesen, hält sie das Buch zunächst einfach nur für einen spannenden Krimi. Doch mit der Zeit stutzt sie immer öfter, weil ihr Einzelheiten merkwürdig vorkommen, und sie beginnt, sich in der Umgebung genauer umzusehen. Was sie dabei feststellt, irritiert sie. Als sie dann merkt, dass sie selber in dem Buch vorkommt, ist sie vollends verwirrt. Schließlich spielt die Geschichte offensichtlich vor vielen Jahren. Diese zweite Ebene macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Der Kriminalfall um die Entführung des kleinen Mädchens ist ohnehin sehr spannend, aber so kommt noch etwas Mysteriöses, Geheimnisvolles hinzu, das sich erst am Schluss ein wenig klärt. Das ist sehr geschickt gemacht!
Sehr gut gefällt mir auch, dass der Kriminalfall sehr plausibel geschildert ist, aber keineswegs so banal, wie man es oft in Kinderkrimis findet, bei denen man als erwachsener Leser meist nach wenigen Seiten schon weiß, was Sache ist. Mehrere falsche Fährten, die sich aber erst spät aufklären, sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten wird. Ich jedenfalls war froh, dass ich das Buch an einem Samstagmorgen begonnen hatte, so dass ich es am Wochenende fast in einem Rutsch lesen konnte.
Die Kinder-Protagonisten sind sympathisch und glaubwürdig geschildert. Bei den Erwachsenen müssen die Kinder am Ende aber feststellen, dass man nicht von der Sympathie auf die Gesetzestreue schließen kann und dass nicht jeder, der ihnen unsympathisch ist, zu recht von ihnen verdächtigt wird.
Ein spannender, glaubwürdiger Kinderkrimi für Kinder ab 10 Jahren, die nicht nur Spaß an einer spannenden Geschichte haben, sondern auch ein wenig miträtseln und sich auf den einen oder anderen Irrweg lenken lassen wollen.
Ulla Hessling: Der Mondsichel-Ohrring. Edition Octopus 2016. 205 Seiten, Euro 12,90, ISBN 978-3-95645-589-6.
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Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar.
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