Ein mutloser Drache
Der kleine Drache Krafaffel ist gar nicht so, wie man sich einen Drachen vorstellt, groß, wild und böse, sondern er ist furchtbar ängstlich. Er hat Angst vor dem Fliegen und vor dem riesigem Zauberer Krumpf, wegen dem alle anderen Drachen schon weggezogen sind. Aber traut sich ja nicht zu fliegen … Und nun hat er auch noch versehentlich den Wunschring des Zauberers verschluckt, der sehr wütend ist und ihn beauftragt, ihm ein süßes Kind zum Fressen zu bringen. Auf einer Wolke segelt Krafaffel nun um die Welt und findet tatsächlich ein Kind: Frieda. Das clevere Mädchen hinterfragt alles, was für Krafaffel selbstverständlich ist. Dazu wird gelegentlich der Zaubering in Krafaffels Magen aktiv. Daher nehmen die Ereignisse unerwartete Wendungen.
Das war schlimm für Krafaffel mit seinem ängstlichen Herzen und seiner pochenden Höhenangst! Hier oben, über den Wolken, wurde ihm so schlecht, dass sein dunkelgrünes Gesicht die Farbe von hellem Pistazieneis bekam.
Frieda, die Drachenretterin
Frieda ist ein Mädchen so richtig nach dem Geschmack der Leser. Sie tobt gerne herum, macht Unfug und ist alles andere als süß. Sie macht aus allen das Beste, und so benutzt sie Krafaffels Wolke erst einmal als Trampolin. Ihr fällt zu allem eine Lösung ein, was Krafaffel maßlos bewundert. Dabei sind es einfache Lösungen, aber er ist durch seine Angst so eingeschränkt, dass er keinen klaren Gedanken fassen kann. Auch der kleine Drache ist sympathisch, denn wer kennt es nicht, dass er sich etwas nicht traut, was er doch furchtbar gerne machen würde?
„Aber ich kann doch fliegen“, nuschelte Krafaffel. „Ich trau mich nur nicht.“
„Dann musst du lernen, dich zu trauen!“, bestimmte Frieda. Sie kletterte wieder auf Gamammels Rücken, richtete sich auf und kommandierte.
„Erstens: Aufrecht hinstellen!“
Das Glück ist greifbar nahe, man muss sich nur trauen
Mich haben vor allem die vielen liebevollen Details in dieser Geschichte begeistert. So fressen die Drachen furchbar gerne kratzige Brombeersträucher, nur die süßen Brombeeren dazwischen sind etwas eklig. Und sie bevorzugen felsiges Land, weil Gras so fürchterlich an den Füßen kitzelt.
Die Geschichte hat mehrere wichtige Botschaften: Überwinde deine Angst, hinterfrage deine Wünsche, seid ehrlich zueinander, gemeinsam kann man einiges schaffen. Sie ist ein bisschen spannend, aber nicht zu sehr. Sie ist auch lustig, weil Frieda nicht so reagiert, wie man es erwarten könnte. Und sie hat ein sehr schönes Ende, das ich natürlich nicht verraten werde. Dazu eine Portion Magie, perfekt!
Der Text ist kindgerecht und gut zum Vorlesen geeignet. Aber da die Geschichte auch ältere Kinder anspricht, kann sie auch gut selber gelesen werden. Die Buchstaben sind noch etwas größer, die vielen tollen Bilder schicken die Fantasie auf Reise. Allerdings finde ich immer, dass ein Vorlesebuch auf jeder Doppelseite ein Bild haben sollte. Das ist hier nicht immer der Fall.
Krafaffel flog. Höher und immer höher. Und als er weit oben über den spitzen Gipfeln des Drachengebirges schwebte, hörte er es: das Sirren der Sterne.
Ein wunderschönes Drachenabenteuer zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren und zum Selberlesen für Kinder ab 8.
Meike Haas, Gergely Kiss: Krafaffel. Der Drache mit dem ängstlichen Herzen. Tulipan 2016. 84 Seiten, Euro14,95, ISBN 978-3-86429-254-5.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.