Sabine Ludwig: Pandora und der phänomenale Mr Philby

Schreckliche Sommerferien drohen

Niedergeschlagen kehrte Pandora nach Hause zurück. Nach Hause! Wie lange würde Hawthorne Manor wohl noch ihr Zuhause sein?

Pandora ist todtraurig. Das Hotel ihrer Mutter läuft trotz der idyllischen Lage an der Küste Cornwalls immer schlechter. Kein Wunder, an allen Ecken und Enden wären dringend Reparaturen nötig, für die kein Geld da ist. Daher kommen weniger Gäste, wodurch der Geldmangel noch größer wird – ein Teufelskreis. Trotzdem nimmt sie es ihrer Mutter übel, dass sie das Atelier ihres verstorbenen Vaters an den merkwürdigen Mr Philby vermietet hat, der ebenfalls Maler ist – oder zumindest behauptet, es zu sein. Pandora hat da ihre Zweifel. Dann kommt auch noch der überängstliche Ashley zu Besuch, den sie bespaßen soll. Dabei will sie in ihren Ferien einfach nur viel mit ihrem Freund Zachary, dem Sohn des Fischers, unternehmen. Doch irgendwie benimmt sich Mr Philby merkwürdig. Sucht er nach dem Schatz von Camelot?

Phinnaeus Philby, wie immer im weißen Anzug mir Weste und Hut auf dem Kopf, kam auf sie zugestapft. Als er die Küstenwache erreicht hatte, blieb er stehen und schnaufte. Dann zog er ein großes kariertes Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte sich die Stirn ab.
„Zum Wandern sollte man besser etwas Praktischeres anziehen“, sagte Zack.
„Ich wandere nicht, ich suche etwas.“
„Und was?“

Die drei so unterschiedlichen Kinder raufen sich zusammen, um dieses Rätsel zu lösen. Dabei bringen sie sich allerdings in große Gefahr.

Zusammen sind wir stark

Im Laufe der Zeit finden die Kinder heraus, dass Mr Philby etwas Bestimmtes sucht, aber sie verstehen nicht, warum. Deswegen ziehen sie den einen oder anderen falschen Schluss. Pandora, die ihren verstorbenen Vater sehr vermisst, kann ihm nicht verzeihen, dass er in das Reich ihres Vaters eingedrungen ist und reagiert auf alles, was er sagt oder tut, äußerst skeptisch und gereizt. Zack findet das übertrieben und steht ihm viel offener gegenüber. Vor allem vermutet er, dass Mr Philby den Schatz von Camelot sucht. Da er ein großer Fan der Artus-Sage ist – die Burg Tintagel ist nicht weit entfernt – hofft er, bei einer sagenhaften Entdeckung dabei zu sein. Das nimmt Pandora ihm ziemlich übel. Die beiden streiten sich ohnehin viel, da Zack, der die örtliche Schule besucht, Pandora Hochnäsigkeit wegen ihrer Stadtschule vorwirft. Dann ist da noch Ashley, der sich nur fürs Kochen interessiert, aber vor allem und jedem Angst hat. Die drei Kinder sind also sehr verschieden. Trotzdem unternehmen sie – mehr oder weniger freiwillig – einiges miteinander, lernen sich kennen, erfahren Hintergründe für das Verhalten der anderen und verstehen sich immer besser.

Alle drei Kinder sind recht sympathisch. Keins ist ohne Ecken und Kanten, aber gerade das hat mir gut gefallen. Schön ist auch, dass die Leser schnell merken, dass der erste Eindruck täuschen kann: Auch wenn Ashley (nicht ohne Grund) viele Ängste hat, ist er doch ein netter Kerl, mit dem Pandora und Zack am Ende gut zurechtkommen. Ebenfalls schön die Erkenntnis, dass sie einiges erreichen können, wenn sie an einem Strang ziehen.

Und die Erwachsenen? Pandoras Mutter hat viele Sorgen und, da sie alleine ist, sehr viel Arbeit im Hotel. Trotzdem versucht sie, ihrer Tochter wenigstens ein wenig Zeit zu widmen und für sie da zu sein. Sie kann aber keine Rücksicht darauf nehmen, dass Pandora alle Gäste blöd findet (was sie zweifellos sind), da sie auf die Einnahmen dringend angewiesen ist. Sie lässt sich von Mr Philby gerne Komplimente machen und merkt nicht, was für ein zwielichtiger Typ dieser ist. Im Buch gibt es übrigens einige aufschlussreiche, aber nicht sehr offensichtliche Hinweise auf Mr Philbys Vergangenheit, wodurch ein aufmerksamer Leser schon früh auf der Hut ist.

Was sucht Mr Philby?

Ich hatte bei der Lektüre großen Spaß. Etliche der Protagonisten sind ein wenig skurril beschrieben, was teilweise sehr lustig ist. Insgesamt kann man sich sowohl den Ort der Handlung, das beschauliche Örtchen Port Arthur, als auch alle Handelnden gut vorstellen. Die Geschichte braucht ein wenig, bis sie in die Gänge kommt, aber all die Beschreibungen und Einführungen der Personen waren wohldosiert und gelungen, sodass zumindest bei mir keine Langeweile aufkam. Später nimmt die Handlung Fahrt auf und entwickelt sich zu einem richtigen Krimi. Was hat Mr Philby bloß vor? Warum macht er all diese merkwürdigen Dinge? Ist noch jemand in das Geschehen verwickelt? – Auch wenn ich die eine oder andere Ahnung hatte, habe ich das Ende nicht vorhergesehen. Stellenweise wird es richtig spannend!

Ein weiterer wichtiger Handlungsstrang ist der Wunsch Pandoras, die drohende Pleite bzw. den Verkauf des Hotels abzuwenden. Im Verlauf der Handlung werden einige Ideen entwickelt und zum Teil wieder verworfen bzw. stellen sich als nicht praktikabel heraus. Am Ende gibt es jedoch ein Licht am Horizont.

Fazit: Ein spannender und plausibler Kinderkrimi mit Protagonisten, die Ecken und Kanten haben und gerade deswegen sehr sympathisch sind. Für Krimifans von 10 bis 13 Jahren.

Sabine Ludwig: Pandora und der phänomenale Mr Philby. Dressler 2017. 272 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-7915-0060-7.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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