Drei Mädchen retten ihren Star
Pia und ihre Freundin Antonia sind große Fans des Sängers Kenny, der durch eine Castingshow berühmt wurde. Bei einem Konzert lernen die beiden auch die etwas schräge Philine kennen, die sie zunächst nicht besonders mögen, die aber irgendwann irgendwie dazugehört. Als Kenny, betrunken und high, sich bei einem Provinzkonzert danebenbenimmt, wollen die drei jungen Frauen ihn retten. Sie bringen ihn im Wochenendhaus von Antonias Eltern unter und versuchen dort, ihn von Alkohol, Drogen und dem Kontakt zu seinem Manager Carlos fernzuhalten. Das klappt eine ganze Weile recht gut, doch dann setzt Carlos das Gerücht in die Welt, Kenny wäre entführt worden, Journalisten tauchen auf und schließlich eine Person aus Kennys Vergangenheit, der das ganze Geschehen überhaupt nicht gefällt. Die Situation droht zu eskalieren.
Eins will ich klarstellen: Wir haben Kenny nicht entführt, auch wenn das in manchen Zeitungen so dargestellt wurde. Er ist uns sozusagen vor die Füße gefallen. Hätten wir ihn liegenlassen sollen?
Fansein ist gar nicht so einfach
Die Geschichte beginnt wie eine lockere Komödie. Drei junge Frauen, die vor allem das Fansein eint, wollen ihren Star retten und genießen es, ihn ganz für sich zu haben. Doch dann stellt sich eine gewisse Rivalität untereinander ein, Kenny macht nicht immer, was sie sie sich vorstellen, das schlechte Gewissen gegenüber ihren Eltern, die sie belogen haben, plagt. Die Journalisten entpuppen sich als lästig, aber am schlimmsten ist, dass Dinge kaputtgemacht werden und sie anfangen, sich gegenseitig dafür zu beschuldigen. Am Ende eskaliert alles ziemlich überraschend. Eine solche Wendung hatte ich überhaupt nicht erwartet. Statt lustig und locker ist die Geschichte dann auf einmal ziemlich spannend und ein dunkles Geheimnis wird aufgedeckt.
Die Protagonistinnen, (fast) 18, sind alle etwas naiv für ihr Alter. Antonia ist durch die Scheidung ihrer Eltern aus der Bahn geworfen, in der Schule sehr zurückgefallen, eher ruhig und unsicher. Philines Mutter kommt mit ihrem Leben nicht klar, ihre Tochter ist notgedrungen ziemlich selbstständig, aber auch sehr schroff und oft abweisend, was sie etwas unsympathisch machte. Erzählerin Pia ist mit der Schule fertig, jobbt in der Fahrschule ihrer Eltern und im Kino und träumt von einer Schauspielkarriere (aber bitte im Fernsehen), obwohl es ihr schwerfällt, Texte auswendig zu lernen. Der sympathische Junge, der für sie zu schwärmen scheint, ist langweilig im Vergleich zum angeschwärmten Sänger Kenny. Sie handelt oft schneller, als sie denkt, weshalb sie manche Handlungen im Nachhinein bereut. Aber sie ist auch sehr hilfsbereit. Insgesamt wirkt sie ziemlich authentisch und ich mochte sie.
Von heiter zu düster
Der Stil gefällt mir gut. Er ist jugendlich locker, ohne anbiedernd zu wirken. Durch die überraschenden Wendungen und das Auftauchen einer geheimnisvolle Person entwickelte die Handlung viel mehr Tiefe, als ich bei dem Thema erwartet hatte. Ich war sehr positiv überrascht.
Fazit: Eine vermeintlich lockere Teeniekomödie entwickelt sich zu einem spannenden Thriller mit hintergründiger Geschichte. Dabei wird das Fansein ein wenig auf die Schippe genommen. Eine tolle, überraschend spannende Lektüre für Jugendliche ab 14 Jahren.
Andrea Hüsgen: Superfans! Südpol 2017. 160 Seiten, Euro 12,90, ISBN 978-3-943086-42-3.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.