James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen

Wie lebt es sich ohne Lachen?

Viele von uns Erwachsenen verbinden Timm Thaler mit der Weihnachtsserie von 1979, in der Tommy Ohrner die Hauptrolle spielte. Viele werden damals auch das Buch gelesen haben. Nun ist die Geschichte neu verfilmt worden, deswegen ist ein Buch zum Film herausgekommen, das auch Filmbilder enthält. Außerdem gibt es ein Hörspiel zum Kinofilm.

„Wenn ich sehr viel Geld hätte“, dachte er unter dem Herumirren, „dann würde ich eine große Wohnung mit einem eigenen Zimmer für mich mieten, und Erwin bekäme jeden Tag Taschengeld von mit, und die Mutter könnte einkaufen, was sie wollte.“ Aber das war ein Traum, und Timm wusste es.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, war er jetzt unterwegs zur Pferderennbahn, die er an den glücklichen Sonntagen mit seinem Vater zusammen besucht hatte, als der Vater noch lebte.

Die Handlung dürfte vielen bekannt sein:
1920er-Jahre. Timm Thalers Mutter stirbt, als er noch klein ist. Sein Vater heiratet erneut, von seiner Stiefmutter und seinem Stiefbruder wird er sehr ungerecht behandelt und auch in der Schule versteht niemand, dass er keinen Platz zum Lernen und Hausaufgabenmachen hat. Das Schönste sind für ihn die Sonntage, die er mit seinem Vater auf der Pferderennbahn verbringt, obwohl er sich für die Pferde nicht interessiert. Aber er kann mit seinem Vater zusammen sein. Obwohl er es im Leben nicht leicht hat, lacht er gerne, viel und ansteckend.
Doch dann stirbt auch sein Vater. Ein merkwürdiger Mann, der Baron Lefuet (von hinten gelesen Teufel), den er von der Rennbahn kennt, bietet ihm ein Geschäft an: Timm soll ihm sein Lachen verkaufen, danach wird er bei jeder Wette gewinnen. Timm geht darauf ein und stellt fest, dass es wahr ist. Er wird reich, aber nicht glücklich. Vor allem darf er niemandem von dem Geschäft erzählen, weshalb seine Freunde nicht verstehen, warum er sich so merkwürdig verhält. Timm versucht, sein Lachen zurückzubekommen.

Geld allein macht eben nicht glücklich

Die Geschichte macht sehr deutlich, dass Geld allein nicht glücklich macht. Viel wichtiger sind Freunde, die Timm zum Glück beistehen.

Beim Buch handelt es sich um den Originaltext von James Krüss. Dort gibt es eine Rahmenhandlung, die im Hörbuch (und daher wohl also auch im Film) nicht vorkommt. Auch die Handlung unterscheidet sich, die Weltreise aus dem Buch beispielsweise kommt im Hörbuch ebenso wenig vor wie einige Personen oder andere Handlungsstränge. Die Sprache ist etwas altmodisch, aber auch für Kinder gut verständlich. Da die Geschichte Anfang 19. Jahrhunderts spielt, versetzt sie den Leser in diese Zeit.

Gut gefällt mir, dass die Handlung für Film und Hörbuch nicht modernisiert wurde, sie spielt nach wie vor in den 1920er-Jahren. Doch ansonsten wurde einiges verändert, so spielt Timms Freundin Ida eine wichtige Rolle, statt auf einem Schiff arbeitet Timm in einem Hotel usw. Ich muss dennoch sagen, dass ich das Hörbuch gelungen finde. Vor allem diejenigen, die das Original nicht kennen, werden an der spannenden Geschichte ihren Spaß haben. Überzeugende Sprecher, nicht aufdringliche Hintergrundmusik und gelungen eingesetzte Hintergrundgeräusche sorgen dafür, dass das Zuhören kurzweilig und ein Vergnügen ist.

In die spannende Handlung ist geschickt Kritik an den damals herrschenden Verhältnissen eingebaut, zum Beispiel an der finanziellen Lage der Familien, der schlechten Wohn- und Arbeitssituation, fehlendem Versicherungsschutz, Kapitalismus etc. Das aber, ohne die Geschichte zu dominieren. Im Vordergrund steht immer Timm bei seinem Kampf, sein Lachen wieder zurückzubekommen.

Fazit: Eine nach wie vor spannende und lesenswerte Geschichte für Kinder ab 10 Jahren, deren Hörbuchumsetzung ebenfalls gelungen ist.

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Buch: James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen. Oetinger 2017. 338 Seiten, 16 Seiten Filmbilder, Euro 12,99, ISBN 978-3-7891-0448-0.

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Hörbuch: James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen. Oetinger audio 2017. 1 CD, 83 Minuten, Euro 7,99, ISBN 978-3-8373-0962-1.

Sprecher: Volker Hanisch, Arved Friese, Jule Herrmann, Justus von Dohnányi, Charly Hübner, Nadja Uhl, Bjarne Mädel, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Fritzi Haberlandt (Im Booklet wurde ausgerechnet der Sprecher von Timm vergessen …)

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Ich danke dem Verlag für die Rezensionsexemplare.

Ein Kommentar zu “James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen

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