Eine Puppe mit starker Meinung
Anna, 6 Jahre, ist ein schüchternes Mädchen, das sich nicht so viel traut. Als sie eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier bekommt, möchte sie am liebsten gar nicht hingehen. Blöderweise entdeckt ihre Mutter die Einladung und sagt sofort begeistert zu, ohne Anna zu fragen.
Annas Puppe, Frieda Kratzbürste, hat ein Eigenleben. Anna unterhält sich mit ihr und fragt sie um ihre Meinung. Frieda ist das genaue Gegenteil von Anna, sie ist wild, frech und hat eine große Klappe. Damit bringt sie Anna manchmal in peinliche Situationen. Natürlich ist Frieda auch beim Aussuchen des Geschenks mit dabei und kommt mit zur Geburtstagsfeier. Das wird ganz schön aufregend für Anna!
„Ich! Ich! Ich!“, schreit auch Frieda, obwohl Maries Mutter das ja gar nicht hören kann.
Ich brülle nicht, sondern bleibe ganz still. Ich mache ungern etwas als Erste. Dann schauen einem alle genau zu, und das mag ich nicht.
„Warum meldest du dich denn nicht?“, faucht Frieda.
„Melde dich, sonst kriegen wir nichts Süßes ab!“
Schüchternes Mädchen – wilde Puppe
Frieda ist so, wie Anna manchmal gerne wäre. Während manche Kinder einen unsichtbaren Freund haben, ist Annas Puppe zwar für alle anderen sichtbar, aber hören kann sie nur Anna. Und so diskutieren die beiden alles aus, was Anna bewegt. In diesem Fall ist es die Geburstagseinladung, die sie verunsichert. Marie ist zwar nett, aber bestimmt sind da auch Kinder, die sie nicht kennt. Und was ist, wenn niemand mit ihr spielen will? Diese Befürchtungen bewahrheiten sich am Ende nicht, Anna hat viel Spaß. Aber sie hat niemand anderen als Frieda, um ihre Befürchtungen auszusprechen. Annas Mutter kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass das für ihre Tochter ein Problem sein könnte.
Manchmal scheint Frieda eher hinderlich zu sein. Sie quatscht Anna in der Öffentlichkeit dazwischen, so dass die Leute sie verwundert anschauen, wenn sie antwortet, und sie braucht viel Aufmerksamkeit. Doch sie gibt Anna auch viel Kraft. Es ist etwas anderes, mit Frieda zusammen auf den Geburtstag zu gehen als alleine. Die Charaktere von Anna und Frieda sind gut und glaubwürdig herausgearbeitet. Die Schulmeyer-typischen Bilder unterstreichen das.
Die Geschichte um Anna und ihre wilde Puppe ist an vielen Stellen ziemlich lustig. Frieda spricht viele Wörter falsch aus, das bringt die Leser oder Zuhörer zum Lachen, aber es ist gleichzeitig eine Möglichkeit, den Wortschatz etwas zu erweitern. Es ist auch eine Mutmachgeschichte. Anna geht schließlich doch auf den Geburtstag und hat dort viel Spaß, obwohl nicht alles so klappt, wie sie sich das vorgestellt hat.
Das Buch ist gut zum Vorlesen geeignet. Inhaltlich ist es ideal für Schulanfänger, aber die Textmenge und -größe sind nicht für Leseanfänger geeignet, je nach Fortschritt eignet es sich irgendwann im Verlauf der zweiten Klasse.
Fazit: Lustige Mutmachgeschichte um ein schüchternes Mädchen und seine freche Puppe zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren, zum Selberlesen ab sieben.
Rüdiger Bertram, Heribert Schulmeyer: Frieda Kratzbürste und ich. Oetinger 2017. 96 Seiten, Euro 12,00, ISBN 978-3-7891-0434-3.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.