Rezension: Michelle Cuevas: Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief

Das ungewöhnlichste Haustier aller Zeiten

Eigentlich wollte Stella nur etwas bei der NASA abgeben. Als sie wieder zu Hause ankommt, stellt sie fest, dass ihr etwas gefolgt ist: ein kleines schwarzes Loch, das nicht mehr von ihrer Seite weichen will. Sie tauft es Larry. Zunächst ist sie entsetzt, dass das Loch alles verschluckt, was ihm in den Weg kommt. Doch dann entdeckt sie, wie praktisch das ist und füttert es mit kratzigen Strickpullis, ekligem Rosenkohl, ihrem peinlichen alten Tagebuch, dem Müll, den sie raustragen sollte und den nervigen Spielsachen ihres kleinen Bruders. Dabei wächst und wächst das Loch allerdings immerzu, bis passiert, was passieren musste …

Stella und ihrem Bruder Cosmo steht eine lange, abenteuerliche Reise bevor, an deren Ende für Stella endlich alles einen Sinn ergibt.

Nerdmädchen erforscht schwarzes Loch

Stella interessiert sich schon immer für Naturwissenschaft. Diese Leidenschaft teilte sie mit ihrem kürzlich verstorbenen Vater, den sie so sehr vermisst, dass sie denkt, dass sie am besten die Erinnerung an ihn ausradieren sollte.

Sie neigt dazu, etwas zu dozieren, wenn es um ein schwieriges Thema geht, zum Beispiel Singularität:

Das Wort Singularität meint einen Punkt, an dem eine Eigenschaft unendlich ist. Im Zentrum eines schwarzen Lochs gibt es zum Beispiel eine gravitationsbedingte Singularität, einen Punkt, der eine riesige Masse in einem unendlich kleinen Raum enthält.

Aber das ist auch nicht wirklich erstaunlich, denn der Adressat der Geschichte sind nicht ich oder du, sondern ihr Vater. Und der hätte seine Tochter natürlich problemlos verstanden. Die anderen Passagen sind zum Glück nicht so abgehoben, sondern gut verständlich.

Stella hasst ihren kleinen Bruder oder bildet sich das zumindest ein. Doch auf ihrer langen Reise erkennt sie, was sie gemeinsam haben: Die Liebe zur ihrem Vater und die Erinnerungen an ihn.Das bringt sie ihm endlich nahe.

Eine merkwürdige Reise

Auf ihrer Reise haben Stella und Cosmo viele ungewöhnliche Begegnungen und Erlebnisse. Das fand ich teilweise etwas absurd. Dann geschah zum Glück etwas, was die Erlebnisse wieder auf eine andere Ebene brachte, mit der ich mich wohler fühlte.

Die Erlebnisse von Stella und ihrem schwarzen Loch sind sehr originell. Wie praktisch, ein schwarzes loch zu haben, in das man alles hineinwerfen kann, was einen nervt. Doch leider merkt Stella schnell, dass das doch keine hilfreiche Methode ist, um mit ihren Erinnerungen fertigzuwerden. Sie muss sich der Vergangenheit erst stellen, um sich besser zu fühlen.

Darüber macht sich Stella viele Gedanken, die teilweise wunderbar philosophisch sind. Ich habe mir einige Sätze angestrichen, weil ich sie so schön und klar fand. Ich bezweifle allerdings, dass man davon ausgehen kann, dass sich die neun- bis elfjährigen Leser*innen ebenso für Naturwissenschaften interessieren wie Stella. Die wissenschaftlichen Erklärungen finde ich deswegen viel zu anspruchsvoll. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Kinder einfach darüber hinweglesen, im besten Fall. Manche könnten auch genervt das Buch beiseitelegen. Das wäre schade, denn es ist, trotz des traurigen Hintergrunds, eine sehr schöne Geschichte, mal lustig, mal melancholisch, mal nachdenklich mit einem sehr versöhnlichen Ende.

Fazit: Eine originelle Geschichte über den Umgang mit Trauer und Verlust für Kinder von 9 bis 11 Jahren. Ich vergebe vier von fünf Punkten.

Michelle Cuevas: Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief. Aus dem amerikanischen Englisch von Uwe-Michael Gutzschhahn. Fischer KJB 2020. 240 Seiten, Euro 13,00, ISBN 978-3737341950.

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