Nabiha Mheidly, Walid Taher: Der Schriftsteller und die Katze. Rezension

Wie schreibt man ein Buch?

Ein Schriftsteller erklärt, wie er ein Buch schreibt. Zuerst braucht er eine Idee. Nach längerem Hin und Her wählt er eine seiner Ideen für seine Geschichte aus. Als Protagonistin wählt er eine Katze, die er genau beschreibt. Dann passiert es: Die Katze erlebt aufregende Abenteuer. Dabei beobachtet der Schriftsteller sie, leidet mit ihr, fürchtet um sie und schreibt alles auf.

Mein Herz schlug immer schneller dabei – genau wie ihr Herz.
Und ich bekam immer größere Angst – genau wie sie.
Manchmal kniff ich sogar die Augen zu, um nicht zu sehen, wie sie litt.
Und dabei schrieb ich immer weiter und weiter.

Schließlich ist es so weit: Die Geschichte ist fertig. Der Schriftsteller hat sich so an die Katze gewöhnt, dass er erschrocken ist, als sie gehen will. Doch sie will nicht zwischen zwei Buchdeckeln eingesperrt sein, sondern lieber weiterziehen und neue Abenteuer erleben. So geht sie, doch sie wird vermisst!

Schreibprozess visualisiert

Ich muss einmal mit den Bildern anfangen – sie sind einfach herrlich! Man sieht den Schriftsteller in x Haltungen beim Suchen einer Idee, beim Betrachten der möglichen Charaktere, beim Beobachten der Katze und natürlich beim Schreiben. Als Zuschauer*in fühlt man regelrecht mit.

Die mit wenigen Strichen gezeichneten Bilder sind überwiegend in Grautönen gehalten, nur einzelne Stellen oder Objekte werden grün oder rot hervorgehoben. Durch diese Farbkleckse wirken sie erstaunlich lebendig.

Die Geschichte arbeitet mit dem Trick, dass es scheint, als würde der Schriftsteller alles beobachten und aufschreiben. Als gäbe es die Katze wirklich. Doch anfangs haben wir miterlebt, dass sie seiner Fantasie entsprungen ist – ebenso wie alles Weitere. Doch seine Fantasie ist so lebendig, dass seine Figur für ihn tatsächlich zum Leben erwacht – und später ebenso für die Leser*innen. Als das Buch fertig ist, hat er sein Fantasieprodukt so ins Herz geschlossen, dass ihm die Trennung schwerfällt.

Fantasie oder Wirklichkeit

In diesem Buch verschwimmen Fantasie und Wirklichkeit. Wenn wir lesen, erwachen die Fantasiefiguren des Autors in unseren Köpfen ebenso zum Leben wie zuvor in seinem. Doch sind die Vorstellungen nicht deckungsgleich, vielleicht steht dafür auch die Emanzipation der Katze am Ende der Geschichte.

Was mir an diesem Buch besonders gefällt, ist der Gedanke, dass Kinder den Schaffensprozess des Autors hier nicht nur leicht nachvollziehen und verstehen, sondern auch nachahmen können. Erst mal eine Idee … Dann eine Figur. Diese muss nun etwas erleben – und schon ist eine Geschichte entstanden.

Fazit: Wie entsteht eine Geschichte? Obwohl die Phasen des Schreibprozesses genau geschildert werden, ist dies keine nüchterne Darstellung, sondern ein Fest der Fantasie in wunderbarem Zusammenspiel von Text und Bild. Für Kinder ab 7 Jahren.

Nabiha Mheidly, Walid Taher: Der Schriftsteller und die Katze. Aus dem Arabischen von Petra Dünges. Susanna Rieder 2020. 32 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-9484-1006-3.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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