Ulrich Fasshauer: Robin vom See

Ulrich Fasshauer: Robin vom See

Ein großes Dilemma

Auf seiner ganz geheimen Insel mitten im See findet Robin ein Handy. Darauf ist ein Video, das zeigt, wie Jannik aus seiner Klasse schikaniert wird. Zwar sieht man die Täter nicht, aber Robin ist sich sicher, dass das nur die fiesen Witzbitzki-Zwillinge Sven und Maik gewesen sein können. Doch was soll er nun machen? Er kann Ungerechtigkeiten nicht ausstehen, aber den dicken, reichen, angeberischen Jannik auch nicht. Aber: Gerechtigkeit gilt auch für Blöde, beschließt Robin. Zusammen mit einigen Freunden nimmt er den Kampf gegen die Zwillinge auf. Aber wie sollen sie am besten vorgehen? Nicht immer sind ihre Mittel gut gewählt, deswegen gerät Robin von einer Misere in die nächste.

„Ein anonymer Anruf ist so feige und hinterhältig“, schimpfte ich. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass wir das gemacht hatten.
„Na und? Die Zwillinge sind auch feige und hinterhältig. Außerdem wolltest du es so“, sagte Nils.

Was ist richtig, was ist falsch?

Robin ist ein fast normaler Junge. Okay, sein Vater betreibt einen Campingplatz mit Kajakverleih am Seeufer, genau auf der anderen Seite der Schule. Er ist das einzige Kind, das mit dem Kajak zur Schule kommt. Außerdem lebt er allein mit seinem Vater. Was mit seiner Mutter los ist, erfahren die Leser erst am Ende. Anfangs finden sie es vielleicht ein wenig merkwürdig, dass Robin mit seiner Mutter spricht, wenn er in seinem Geheimversteck auf der Insel ist. Diese kommt dann mit ihrem Rennrad durch die Wolken angeradelt. Anderen erzählt er, dass sie in Paris auf der Spitze des Eiffelturms lebt.

Ich muss zugeben, dass ich Robin am Anfang überhaupt nicht mochte. Er lästert auch über Jannik, sein Gewicht, sein Verhalten in der Schule und die quiekenden Geräusche, die er macht. Natürlich ist es schlimmer, einen Klassenkameraden zu quälen und davon ein Video zu machen, und es ist gut, dass Robin das nicht in Ordnung findet. Aber später kam ich zu dem Schluss, dass der Charakter dadurch viel realistischer ist. Robin ist kein Engel, er denkt und sagt auch mal blöde oder gemeine Sachen, aber er hat doch ein gutes Gefühl dafür, wo eine Grenze überschritten ist. Im Verlauf der Handlung ärgert er sich immer wieder, dass er das Handy nicht einfach im Schilf liegengelassen hat, denn dann wäre ihm viel Ärger erspart geblieben. Nun, wo er in der Geschichte zu tief drin steckt, zieht er sie auch durch.

Robin hat viele tolle Ideen, nur leider klappen nicht alle wirklich gut – mal zieht Jannik nicht mit, mal rächen sich die Zwillinge auf fiese Weise. Doch am Ende schafft er es, dass alle zufrieden sind. Okay, fast alle – er selbst hat die Belohnung, auf die er spekuliert hat, nicht bekommen.

Gerechtigkeit gilt auch für Blöde

Die Handlung, die nur einige Tage dauert – über Pfingsten sind einige Tage schulfrei –, entwickelt sehr schnell eine Dynamik, die Robin wenig Handlungsspielraum lässt. Zusammen mit seinem besten Freund Nils, Kilian, der Urlaub auf dem Campingplatz macht, seiner Kusine Zilli und schließlich auch Jannik, stolpert Robin von einem Abenteuer ins nächste. Zu gerne würde er die Zeit zurückdrehen, aber seine diesbezüglichen Ideen erweisen sich als untauglich. Die Kinder ergänzen sich meist recht gut, bremsen sich manchmal aber auch gegenseitig aus. Das wirkte auf mich sehr realistisch. Nicht alles klappt, Niederlagen sind unumgänglich.

Die Freunde sind eine ziemlich bunte Truppe. Robin ist clever, aber manchmal ein wenig voreilig; Nils tatkräftig, aber manchmal etwas langsam beim Denken. Kilian ist ein schlauer Bursche, der mit seinen langen Haaren nicht ins Dorfschema passt, sich aber von blöden Sprüchen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Zilli entspricht dem Bild von der Berliner Göre: große Klappe, wehrt sich mit Fäusten, wenn ihr jemand dumm kommt. Jannik ist ein verwöhnter Bengel, der mit seiner weinerlichen, unentschlossenen Art auch die Leser ein wenig nervt. Doch als er über seinen Schatten springt, ist er gar nicht so übel. Die Zwillinge Sven und Maik sind ziemlich fies, aber auch an ihnen gefällt mir gut, dass sie nicht eindimensional sind, sondern auch mal Herz durchschimmern lassen. Am Ende ist die Rivalität erst einmal beigelegt – bis zur nächsten Auseinandersetzung, vermute ich.

Fazit: Eine temporeiche, mal spannende, mal lustige Geschichte über ein moralisches Dilemma, das zeigt, dass gute Beschlüsse schnell gefasst, aber nicht immer einfach umzusetzen sind. Kinder von 9 bis 11 Jahren dürften ihren Spaß an der frechen Truppe haben.

Ulrich Fasshauer: Robin vom See 1. Die Bande der Gerechtigkeit. Magellan 2019. 160 Seiten, Euro 13,00, ISBN 978-3-7348-4054-8.

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