Dole Kreuther ist Hase und Privatdetektiv. Die Hasen haben es in der Menschenwelt nicht leicht, deswegen dauert es lange, bis er endlich seinen zweiten Auftrag erhält – den ersten hat er vermasselt, weil er Panik bekommen hat. Doch nun steht das wunderschöne Kaninchen Frau Kleefeld in seinem Büro. Dole kennt sie aus dem Fernsehen, sie war die Assistentin des Zauberers Zacharias Wendig. Regelmäßig ließ dieser Frau Kleefeld in Flammen aufgehen, ohne dass auf ihrem wunderschönen weißen Fell auch nur eine Rußspur zu sehen war. Frau Kleefeld beauftragt Dole, ihren entführten Chef wiederzufinden. Eine Lösegeldzahlung über 2 Millionen sei eingegangen, aber die Polizei nicht sehr aktiv.
Dole nimmt den Auftrag an, der ihn zunächst stellenweise überfordert. Doch nimmt er seinen ganzen Hasenverstand zusammen und findet tatsächlich Hinweis um Hinweis. Doch ein anonymer Anrufer sorgt immer wieder dafür, dass ihm die Polizei in die Quere kommt. Keine einfach Aufgabe für den Hasen!
Hasen und Kaninchen haben es schwer in der Menschenwelt. Sie finden nur mit Mühe eine Arbeit und werden dann auch noch schlecht bezahlt. Andere Tiere werden nicht vermenschlicht, die vorkommenden Hunde benehmen sich, wie wir es von Hunden erwarten. Dole ist der typische chaotische Privatdetektiv, wie man ihn aus Fernsehserien kennt. Gleich auf der ersten Seite spricht er über sein Vorbild:
Ich muss da immer an Humphrey Bogart denken. „Ich seh dir in die Augen, Kleines.“ Großartig! Außerdem war Bogart nicht viel größer als ich. Weiß nur nicht jeder. Weil er beim Dreh nämlich Schuhe mit hohen Absätzen trug. Das mache ich nicht. Ich stehe zu meiner Größe. (S. 5)
Eine nicht repräsentative Stichprobe hat ergeben, dass Kinder Humphrey Bogart nicht kennen. Sie kennen auch nicht den ebenfalls erwähnten typischen chaotischen Privatdetektiv im Regenmantel, weil sie die alten Serien (noch) nicht gesehen haben. Auch weiß der Leser zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass hier ein Hase erzählt, sodass auch der Größenvergleich nicht verstanden wird. Die erste Seite trägt also mehr zur Verwirrung bei als zur Aufklärung. Nun gehe ich davon aus, dass die meisten Leser sich bis zur zweiten und dritten Seite durchkämpfen werden – und das ist auch gut so. Denn dann entwickelt sich eine schöne Detektivgeschichte, die zwar Ähnlichkeiten mit vielen anderen Geschichten des Genres hat, aber durch die Tatsache, dass der Detektiv ein Hase ist, auch manch ungewöhnliche Wendung nimmt. Es ist ein Fall, bei dem die Kinder gut mitraten können. Es gibt spannende und lustige Momente, z. B. wenn der Haseninstinkt durchbricht und Dole panisch die Flucht ergreift, alles läuft relativ gewaltfrei ab.
Mich hat amüsiert, wie die alten Krimiserien persifliert werden. So knabbert Dole bei Nervosität immer an einer Karotte, statt sich eine Zigarette anzuzünden, und schmeißt ständig die übriggebliebenen Enden weg. Diese Anspielungen werden die Kinder zwar nicht verstehen, aber der scharfsinnige, dauerknabbernde Hase kommt bestimmt gut bei ihnen an.
Für Kinder ab 9, denen es Spaß macht, kniffelige Fälle zu lösen und spannende Geschichten zu lesen.
Andreas Hartmann: Auf die harte Tour. Obelisk 2015. 144 Seiten, Euro 11,95, ISBN 978-385197-805-6.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.