Die zwölfjährige Light lebt in einem großen Landhaus in Irland, zusammen mit einem Butler und einer Haushälterin. Ihre Mutter starb, als sie noch ein kleines Mädchen war, ihr Vater, ein Polarforscher, ist seit seiner letzten Expedition vermisst. Er wurde für tot erklärt und nun findet eine Beerdigung ohne Leiche statt – eine große Belastung für das Mädchen, das nicht daran glauben will, dass sein Vater wirklich nicht mehr am Leben ist.
Nach der Beerdigung wird Light von merkwürdigen Wesen überfallen und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Danach erfährt das Albinomädchen mit den schneeweißen Haaren, dessen Mutter eine Inuit war, dass sein Vater tatsächlich noch am Leben sein soll, gefangen von Frost. Butler erklärt ihr, dass sie etwas Besonderes und deshalb vielleicht in der Lage ist, ihren Vater zu retten und Frost zu besiegen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu der Forschungsstation, an der sich Lights Vater zuletzt aufgehalten hat.
Sie treffen auf Inuit, denen die alten Geschichten noch geläufig sind, einen Inuit-Jungen, der sich ihnen anschließt und sehr viele merkwürdige Wesen aus der Mythologie – manche mehr, manche weniger freundlich gesinnt. Mehrfach kommt es zu Kämpfen, bis sich Light und Frost im alles entscheidenden Kampf gegenüberstehen.
Die spannende Geschichte um das ungewöhnlich Mädchen Light überzeugt durch ihre Originalität. Eine Geschichte, die derart mit der Mythologie der Inuit verwoben ist, habe ich jedenfalls noch nicht gelesen. Die mythologischen Elemente sind, wie im Nachwort erwähnt wird, teilweise vereinfacht und verändert worden. Ich kenne mich in dieser Mythologie nicht aus, deswegen kann ich nicht beurteilen, wie weit die Eingriffe gehen, aber mir wurde durch dieses Buch ein Einblick in eine faszinierende Gedankenwelt eröffnet. Die Geschichte ist spannend, man fiebert mit Light, Arnie, Butler, Tupilak und dem Schatten. Die Aufmachung gefällt mir sehr gut. Der Text wird immer wird durch Briefe, E-Mails und Schilder in anderen Schrifttypen aufgelockert, vor allem die Auszüge aus Gordon Fitzwilliams Tagebuch mit Zeitungsausschnittenund alten schriftlichen Zeugnissen, versehen mit den Anmerkungen von Lights Vater, sowie normalen Tagebucheintragungen sind Höhepunkte im Text. Besonders gelungen finde ich auch das Cover: Das blasse Hellblau erinnert an Eis und Schnee, darauf Bilder aus der Mythologie der Inuit oder daran angelehnt.
Stellenweise fand ich das Geschehen unnötig brutal geschildert, das ist für mich das größte Manko des Buches. Ich empfehle es daher ab 13 Jahren, bei Lesern, die Probleme mit blutigen Szenen haben, auch erst später. Ansonsten: Eine spannende Geschichte mit vielen ungewöhnlichen Elementen.
Nick Lake: Königreich der Kälte. Aus dem Englischen von Sabine Reinhardus. Pan 2009. 383 Seiten.
Da der Pan-Verlag nicht mehr existiert, ist dieses Buch leider nur noch gebraucht oder als Restexemplar erhältlich. Schade, es wäre schön, wenn es einen neuen Verlag fände.
Übrigens habe ich dieses Buch bei der Aktion zum Welttag des Buches gewonnen und zwar beim Buchstapel-Blog. Danke, Kevin!