Nina Weger: Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt

Tom, der alleine mit seiner Mutter, einer Geologin, in München lebt, fühlt sich etwas überfahren. Weil sein Opa im Sterben lag und seine Tochter, also Toms Mutter, noch einmal sehen wollte, sind die beiden Hals über Kopf nach Hannover gefahren. Tom lernt seinen Großvater erst einen Tag vor dessen Tod kennen, weil seine Mutter sich mit ihm zerstritten hatte. Und dann entscheidet seine Mutter sich auch noch, dass sie zusammen nach Hannover ziehen. Dann hätte Toms Oma eine Beschäftigung, Tom wäre versorgt und sie könnte das fantastische Angebot annehmen und für drei Monate eine Polarexpedition machen.

Trotz allen Widerstands setzt Toms Mutter sich durch. Er muss nun mit seiner Oma zurechtkommen, sich an eine neue Schule gewöhnen und neue Freunde finden. Als Tom in einem Umzugskarton einen Hinweis auf seinen vermeintlichen Vater findet, beginnt er nachzuforschen. Die Spur führt ihn zu einem Zirkus, weshalb er dort Akrobatikunterricht nimmt. Doch es gibt jemanden, dem der Zirkus ein Dorn im Auge ist und der ihn vernichten möchte. Zusammen mit seinen neuen Freunden versucht er alles, um den Zirkus zu retten. Dazu müssten viele Hindernisse überwunden werden. Ob das klappt? Und wird er herausfinden, wer sein Vater ist?

Im Anhang erklärt ein kleines Lexikon der Zirkuswörter die Zirkus-Spezialbegriffe auf für Kinder gut verständliche Weise.

Man merkt, dass die Autorin selber im Zirkus gearbeitet hat. Das Zirkusleben mit seinen Höhen und Tiefen und die Übungen, die die Kinder machen, werden sehr glaubwürdig geschildert. Die Hauptperson ist Tom, der von seiner Mutter keine Antworten auf seine Fragen nach seinem Vater erhält. Als er dann seinen Opa erst kurz vor dessen Tod kennenlernt und merkt, dass er sich sicher gut mit ihm verstanden hätte, ist er (wie ich finde, völlig zu recht) sauer darüber, dass ihm seine Familie vorenthalten wurde bzw. wird. Man nimmt ihm den Eifer, mit dem er sich nun auf Spurensuche begibt, also genauso ab wie seine Sehnsucht, in dem Mann, den er entdeckt hat, seinen Vater zu erkennen. Die Vatersuche ist zwar das Hauptthema des Buches, aber auch das Finden von Freunden und vor allem ein spannender Kriminalfall um den Zirkus sind wichtige Themen. Tom merkt, wie toll es ist, Menschen zu haben, denen man vertrauen kann und die zu einem halten. Dazu gehört auch seine Oma, eine moderne, coole, aber keineswegs unrealistische Frau.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass die Charaktere nicht so platt sind wie oft in Kindergeschichten. Sie haben Ecken und Kanten, was sie glaubwürdig und lebendig macht. Aber auch, wie die verschiedenen Themen zu einer spannenden Handlung verknüpft werden, finde ich sehr gelungen. Dazu ist es noch toll geschrieben. Ein paar Bilder wären nicht schlecht gewesen, aber ich glaube, dass die Kinder auch so gut durch die vielen Seiten kommen.

Sympathische Protagonisten, ein spannendes Rettungsmanöver, Verrat, Freundschaft, Überwindung, Emotionen, Mut – Langeweile kommt bei der Lektüre dieses Buches definitiv nicht auf. Eine unbedingte Leseempfehlung für Kinder zwischen 10 und 12, ob Zirkusfans oder nicht.

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Nina Weger: Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt. Oetinger 2015. 320 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7891-5135-4.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.