Rüdiger Bertram: Mika der Wikinger. Wettfahrt der Drachenboote

Dies ist wieder eine Rezension für Blogg dein Buch.

Wikingerjunge Mika hat Geburtstag und ist total aufgeregt. Er ist nämlich überzeugt, dass er von seinen Eltern das gewünschte und lang ersehnte Geschenk bekommen wird: ein richtiges Langschiff für Kinder, wie es auch Ulf, der Sohn des Dorfobersten besitzt. Als er dann nur ein Holzschwert bekommt, dass sein Vater für ihn geschnitzt hat, ist er zutiefst enttäuscht. Dummerweise hat er nämlich schon mit dem Schiff angegeben und Ulf zu einer Wettfahrt herausgefordert. Nach dem Frühstück geht Mika zu seiner Freundin Edda, die ihm ein wunderschönes Langschiff schenkt – leider nur ein Modell. Er ist verzweifelt, denn er weiß nicht, wie er seine Wette mit Ulf einlösen kann. Als sie eine Wildschweinfalle von Eddas Vater ausprobieren, erwischen die beiden Kinder tatsächlich ein Wildschwein, und zwar ein ganz besonderes: Es kann zaubern. Wird es ihnen mithilfe des Wildschweins gelingen, doch noch gegen Ulf antreten zu können?

Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt, die Schrift groß und gut für Leseanfänger geeignet. Die Sätze sind kurz, die Sprache meist einfach, obwohl auch gelegentlich schwierigere Worte wie „furchteinflößendste“ vorkommen. Die interessante Handlung (Wird Mika es schaffen, Ulf zu besiegen?) und die vielen schönen Bilder (eins auf jeder Doppelseite) helfen den Kindern, bei der Stange zu bleiben, auch wenn ihnen das Lesen noch schwerfällt.

Ich fand die Geschichte nett erzählt und halbwegs originell, obwohl mir die Hauptperson Mika ein wenig unsympathisch war: Er ist ein angeberischer Junge, der mit Dingen prahlt, die er nicht hat und den seine Freundin und ein Zauber-Wildschwein aus dem Schlamassel retten müssen, das er angerichtet hat. Und am Ende kriegt er seinen Willen. Hmmm. Immerhin ist Edda ein Mädchen mit Ideen und Fantasie und ein sprechendes, zaubendes Wildschwein ist mal etwas ganz Neues.

Die Handlung ist zwar bei den Wikingern angesiedelt, bemüht sich allerdings nicht um historische Genauigkeit, zumindest bei den Bildern. So trägt Mika einen rot-weiß geringelten Pullover und einen Hörnerhelm und die Werkzeuge, die in der Werkstatt von Eddas Vater an der Wand hängen, sehen sehr modern aus. Ansonsten gefallen mir die Bilder allerdings sehr gut. Wer seinen Kindern Informationen über die Wikinger vermitteln möchte, ist mit diesem Buch also nicht unbedingt gut beraten. Wem es aber darum geht, eine lustige und spannende Geschichte zu finden, durch die sich ein Kind mit noch wenig Leseerfahrung durchkämpft, der kann mit dem Buch nicht viel falsch machen. Kinder können sich recht gut in Mika hineinversetzen, der so sehr davon überzeugt war, dass sein Wunsch in Erfüllung geht, dass er etwas großspurige Versprechungen gemacht hat. Dass das Wildschwein sprechen kann und schließlich sogar Zauberkräfte aufweist, gefällt ihnen gut, obwohl sie eine Erklärung dafür vermissen. Die clevere Edda, die sich als treue Freundin erweist, sorgt dafür, dass es auch Mädchen anspricht.

Wettfahrt der Drachenboote ist offensichtlich der Auftakt zu einer neuen Reihe, denn der zweite Band ist gleichzeitig erschienen. Anscheinend wird das verzauberte Boot in andere Welten oder Zeiten geschleudert. Das erfährt der Leser nicht, das Ende ist doch recht abrupt, sicher zu plötzlich für die Zielgruppe. In diesem Alter erwarten Kinder eine abgeschlossene Handlung. Zeitgleich ist ein zweiter Band erschienen, ich könnte mir vorstellen, dass der erste Band der Einführung in die Geschichte dient und die Folgebände in sich abgeschlossen sind. Das ist jedoch reine Spekulation. (Der dritte Band erscheint demnächst, Band 2 handelt von Piraten, Band 3 spielt im Mittelalter.)

Fazit: eine hübsche Idee mit Potenzial, aber kleineren Mängeln für Kinder, die etwa seit 2 Jahren lesen lernen.

Cover_Bertram_WettfahrtDracheboote

Rüdiger Bertram: Mika der Wikinger. Wettfahrt der Dracheboote. Illustrationen von Sabine Kraushaar. cbj 2013. 80 Seiten, Euro 7,99, ISBN 978-3-570-15657-5.

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