Heike Abidi: Dancing Girls 2. Ida springt über ihren Schatten

Auf zu neuen Taten. Und Tänzen!

Endlich Sommerferien! Die Dancing Girls haben viel zu tun, denn sie dürfen einen Raum in der Tanzschule von Emilys Eltern zum Übungssaal für sich umbauen. Und dann wollen sie natürlich ganz viel tanzen und sich neue Choreografien ausdenken. Als die vier den Tanzraum betreten, sind Charlotte und Yasmin begeistert und strotzen vor Tatendrang. Doch Ida ist entsetzt. Sie hatte gedacht, die Arbeit wäre in einem Tag erledigt. Aber sie müssen den Raum ausräumen, saubermachen, streichen, den Boden aufarbeiten und die Spiegel putzen. Das dauert ja ewig! Und dann kommt Yasmin auch noch mit dem Vorschlag, bei der Eröffnung des neuen Restaurants ihrer Eltern zu tanzen – zu türkischer Musik! Tanzen in einer Dönerbude? Zu türkischer Musik? Ida überlegt, ob sie aus der Gruppe aussteigen soll.

Am liebsten hätte sie Yasmin zur Schnecke gemacht, aber als Ida sah, dass ihre Freundin Tränen in den Augen hatte, verrauchte ihre Wut. Yasmin hatte die Farbe ja nicht extra verschüttet.

Ida lernt eine Menge über sich selbst

Die Dancing Girls sind vier Mädchen mit ganz unterschiedlichen Tanzstilen, die sich in einer Projektwoche vor den Ferien kennengelernt haben. Charlotte, aus deren Sicht der erste Band geschrieben war (Rezension), macht Steptanz, Yasmin Bauchtanz, Emily Hip-Hop und Ida Ballett. In diesem Band lernen die Leserinnen und Leser Idas Sicht auf die Ereingnisse kennen. Ida hat etwas Stress, da die Familie umzieht und sie jeden Tag Mathe üben soll. Aber den meisten Stress macht sie sich durch ihre Bockigkeit selber. Alles, was nicht nach ihrem Kopf geht, passt ihr nicht, wenn andere gute Ideen haben, reagiert sie eifersüchtig. Vor allem hat sie wohl doch latente Vorurteile gegen Türken, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Dass sie durch starkes Wachstum Probleme hat, Pirouetten zu tanzen, und ihre Eltern wegen des Matheübens belügt, trägt dazu bei, dass sie sich insgesamt nicht wohlfühlt. Das macht sie nicht immer zu einer sympathischen Protagonistin, aber ihre Gedankenwelt wirkt glaubhaft und nachvollziehbar. Im Laufe der Geschichte merkt Ida, wie wichtig ihr die anderen Mädchen sind und dass es auch auf Teamgeist ankommt. Außerdem lernt sie Yasmins Familie kennen – vor allem ihren sehr tollen älteren Bruder – und merkt, wie blöd ihre Gedanken waren. Sie schafft es sogar, sich zu entschuldigen, spätestens in diesem Moment gewinnt sie die Herzen der Leser zurück. Am Ende haben die Mädchen wieder einen tollen Auftritt und Ida ist glücklich, Teil dieser tollen Truppe sein zu dürfen.

Alles klappte wie am Schnürchen, nur an einer Stelle kam Ida etwas aus dem Takt, weil sie bei einer Pirouette zu viel Schwung genommen und sich einmal zu oft gedreht hatte! Außer ihr selbst fiel das aber niemandem auf, denn sie geriet dabei nicht einmal ins Straucheln, sondern ließ einfach die nächsten zwei Schritte weg und schon stimmte es wieder.

Die Dancing Girls sind ein Team

Auch wenn dieses Buch nicht ganz so viel vom Tanzen handelt wie Band 1, schließlich müssen die Mädchen hart arbeiten, ist die Geschichte doch wieder voller Tempo. Themen, die Kinder dieser Altersgruppe beschäftigen, werden aufgegriffen: Freundschaft, Teamgeist, Ehrlichkeit, Lügen, Egoismus, unterschwellige Ausländerfeindlichkeit und der Umgang mit der ersten Verliebtheit. Deswegen ist das Buch auch nicht nur für Tanz-Fans geeignet. Der Stil ist locker und voller Schwung, wie die Geschichte eben auch, sodass sich das Buch super lesen lässt. Dazu tragen auch die sehr treffenden Zeichnungen bei. Selbst ein schwieriges Thema wie Idas Anflug von Ausländerfeindlichkeit wird nicht mit erhobenem Zeigefinger behandelt, sondern so dargestellt, dass die Leser zusammen mit Ida ganz von alleine dahinterkommen, wie blöd das ist. Mein einziger Kritikpunkt: Idas Eltern sind beide Lehrer und erwarten von ihrer 10-jährigen Tochter, dass sie in den Ferien jeden Tag (!) eine Stunde (!) alleine ohne Unterstützung Mathe lernt? Und dass das funktioniert? Ts.

Sofort ärgerte sich Ida, dass sie sich nicht gleich aus dem Staub gemacht hatte. Wenn sie jetzt zugab, dass sie das Übungsheft noch nicht einmal angeschaut hatte, würde es garantiert ungemütlich. Sie hatte ihren Eltern fest versprochen, täglich zu lernen. Aber waren Ferien nicht auch zur Erholung da? Und überhaupt: Heute hatte sie etwas Wichtigeres vor. Es war schließlich noch genug Zeit – die Schule würde erst in sechs langen Wochen wieder anfangen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung der Reihe. Die spritzige Geschichte für Kinder von 8 bis 11 Jahren über vier tanzverrückte Mädchen zeigt, was Freundschaft und Teamgeist bedeuten.

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Heike Abidi: Dancing Girls 2. Ida springt über ihren Schatten. Coppenrath 2016. 128 Seiten, Euro 8,99, ISBN 978-3-649-66689.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.