Ein Junge, der mit Tieren sprechen kann
Lukas braucht zum Hören ein Hörgerät. Wenn es eingeschaltet ist, versteht er Menschen. Ist es ausgeschaltet, versteht er Tiere. Das glaubt ihm allerdings niemand. Seine Mutter, eine Tierärztin, denkt nur, dass er besonders einfühlsam ist. Als eine verletzte Katze vorbeigebracht wird, erfährt er, dass sie ihre Jungen zurücklassen musste. Zusammen mit seinem Kater Millicent, Marie, die er in der Praxis kennengelernt hat, und Maries Riesendogge Horst macht er sich auf die Suche. Das ist deswegen schwierig, weil Horst Angst vor Millicent hat, Millicent Hunde sowieso blöd findet und Lukas Marie anfangs gar nicht leiden kann. Aber dann entdecken sie nicht nur die Katzenbabys, sondern erfahren auch, dass irgendwo in der Nähe viele Katzen unter schlimmsten Bedingungen gefangengehalten werden. Bei ihrer Suche nach den Katzenquälern wachsen sie zu einem tollen Team zusammen.
Zwar hatte ich jetzt Ruhe vor Marie, dafür musste ich die Fortsetzung des Kampfes zwischen Millicent und Horst erleben.
„Du willst ein Beschützer sein?“, keifte mein Kater.
„Ja, das bin ich. Ich beschütze Mama“, erwiderte Horst. „Das ist meine Aufgabe. Und was ist deine Aufgabe?“
„Fressen“, antwortete ich für Millicent.
Der sah mich nur empört an und ließ ein beleidigtes Fauchen hören.
Tierquälern das Handwerk legen
Lukas ist es gewohnt, dass niemand ihm glaubt, dass er mit Tieren sprechen kann. Und Marie ist so unscheinbar, dass sie von vielen Menschen glatt übersehen wird. Beide Eigenschaften kommen den beiden später zugute, als sie sich auf die Suche nach den Katzenquälern machen. Natürlich glauben die Erwachsenen ihnen anfangs nicht, sie müssen erst handfeste Beweise liefern. Dabei kommen sie in Gefahr. Doch die ungleichen Vier lassen einander nicht im Stich, sodass alles gut ausgeht.
Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern oft auch sehr lustig, vor allem, wenn Hund und Katze gegeneinander sticheln. Ganz nebenbei erfahren die Leserinnen und Leser etwas über Tierquälerei durch Qualzucht. Lukas und Marie sind gerade wegen ihrer Eigenheiten und weil sie sich zunächst nicht leiden können, sehr natürlich wirkende und sympathische Protagonisten. Millicent, der Kater mit dem weiblichen Namen, ist oft ziemlich pampig, während Horst, die ziemlich feige Riesendogge, recht naiv ist. Obwohl sie sich nicht leiden können (oder zumindest so tun, schließlich kann sich ein Kater nicht mit einem dummen Hund abgeben), arbeiten sie um der guten Sache willen toll zusammen.
Fazit: Eine Geschichte, die sich ziemlich locker liest, mit interessantem Thema, lustigen und spannenden Passagen und vier ungewöhnlichen menschlichen und tierischen Protagonisten. Was will man mehr? Eine schöne Lektüre für Kinder von 8 bis 10 Jahren.
Joachim Friedrich, Minna McMaster: Lukas und das Geheimnis der sprechenden Tiere. Orell Füssli 2017. 144 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3-280-03520-7.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.