Francesca Sanna: Geh weg, Herr Berg!

Francesca Sanna: Geh weg, Herr Berg!

Fehlende Aussicht

Lilly ist genervt. Wann immer es aus dem Fenster schaut, immer sieht sie nur diese Bergwand. Sie hat es so satt! Also schreit sie den Berg an:

„Hallo, Berg! Kannst du bitte aus dem Weg gehen?“

Eigentlich kann den Berg nichts aus der Ruhe bringen. Schließlich ist er Millionen von Jahre alt. Er mag es, wenn Menschen auf ihm herumklettern, weil das so schön kitzelt. Manche machen sogar Musik. Das ist schön. Andere hinterlassen Durcheinander. Das mag er nicht. Aber so etwas hat er noch nicht erlebt. Er bleibt höflich und erklärt, dass er sich nicht bewegen kann. Aber er schlägt Lilly vor, über ihn zu klettern. Damit ist das Thema für ihn abgehakt. Aber nicht für Lilly, die noch zu klein zum Bergsteigen ist. Lilly meckert weiter.

Nun ist der Berg verärgert. Er sorgt für Regen, Sturm und Schnee, aber Lilly freut sich über jedes Wetter. Schließlich fühlt er sich sehr müde. Er packt Lilly und setzt sie auf seinen Gipfel.

„Oh!“, staunt Lilly. „Wie klein die Häuser sind! Endlich lässt du mich auf die andere Seite schauen.“

Lilly und Herr Berg werden gute Freunde. Doch eines Tages ist Lilly verschwunden. Der Berg vermisst sie sehr. Also beschließt er, etwas zu unternehmen …

Starker Wille

Was kann ein Mädchen schon gegen einen Berg ausrichten? Gar nichts! Aber Lilly ist nicht bereit aufzugeben, nur weil die Lage aussichtslos aussieht. Sie hat ein Ziel, für das sie unermüdlich (und nicht immer sehr freundlich) kämpft. So schafft sie es sogar, den alten Berg mürbe zu machen. Nun, wo sich die beiden besser kennenlernen, werden sie sogar gute Freunde. Lilly lernt von ihm und entdeckt ihren Wunsch, hinaus in die Welt zu ziehen.

Man kann diese Geschichte auf verschiedene Weise interpretieren. Steht Lillys unermüdlicher Kampf für den Kampf gegen Autoritäten? Zeigt sie, wie weit Neugier und Wissbegierde einen Menschen bringen können? Oder handelt die Geschichte doch nur von einem anstrengenden Kind, das partout seinen Kopf durchsetzen will, obwohl das einfach nicht geht? Das mag jeder für sich entscheiden. Mit gefällt gut, dass der Berg, nachdem er zunächst über die Störung erbost ist, irgendwann von seiner uralten Routine abweicht und einige ganz neue Erfahrungen macht. Und auch Lilly lernt einiges dazu!

Der Text ist nicht sehr umfangreich und für Kinder gut verständlich. Die Bilder sind in dunklen Tönen gehalten, wirken aber dennoch nicht unfreundlich. Irgendwie sehen der Berg und Lilly sich sogar ein bisschen ähnlich, wie sie vor sich hin motzen! Manche Bilder sind eher stilisiert, andere erlauben überraschende Einblicke – so sieht man den Berg im Querschnitt, als Lilly ihn überwandert, und innendrin lauter Fossilien von Fischen und Dinosaurier. Das kann man sogar zum Anlass nehmen, um mit den Kindern über die Erdgeschichte und die Entstehung der Berge zu sprechen.

Fazit: Kleines Mädchen gegen großen, alten Berg? Wer wird gewinnen? Das ist nicht so klar, wie man erwarten könnte. Tolles Bilderbuch für Kinder von 4 bis 6 Jahren.

Francesca Sanna: Geh weg, Herr Berg! atlantis 2018. 32 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-7152-0754-4.

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