August Gral: Humpelgreed

Dies ist wieder eine Rezension für Blogg dein Buch:

Als das Rezensionsexemplar des Buches Humpelgreed bei mir ankam, war ich erstaunt,  dabei außer einer netten Postkarte des Autors ein Kästchen mit geheimnisvollem Inhalt vorzufinden: Ein Gummiwurm mit dem Hinweis „gefährlichster Regenwurm der Welt“, eine Piratenserviette und etwas, von dem ich annahm, es sei versehentlich in das Päckchen geraten: der Ringverschluss einer Dose. Nachdem ich den gefährlichsten Regenwurm der Welt besiegt hatte, indem ich ihm einfach den Kopf abbiss, erwies er sich übrigens als sehr lecker!

Humpelgreed_Wurm

Inhalt:

Tim arbeitet hütet den Laden seines Onkels, während dieser zum Markt gefahren ist, als plötzlich ein verdreckter, hungriger Junge auftaucht, der ihn warnt, dass er gefährlich sei. Tim hat tatsächlich Angst, nämlich dass der Junge, Kurt, etwas stehlen oder kaputtmachen könnte. Seine merkwürdigen Warnungen, er solle keine Fragen stellen, nimmt er nicht ernst. Es gelingt ihm, Kurt durch mehrere Portionen leckerer Pasta zu besänftigen. Doch dann taucht Pirat Humpelgreed mit seinen beiden Gehilfen auf. Er ist sehr unzufrieden, dass Kurt Tim nicht bereits zum Treffpunkt gebracht hat, denn er will ihn entführen. Das gelingt ihm schließlich, dabei stiehlt er noch die heißgeliebte Espressomaschine des Onkels. Tim gelangt durch den Dorfbrunnen mithilfe eines Riesenkraken in das Reich Seeland. Dort wird er gezungen, auf dem Schiff des Piraten zu arbeiten, zusammen mit vielen anderen Kindern. Das Schiff wird durch die Fragen der Kinder angetrieben. Das Problem dabei ist, dass sie das, wonach sie gefragt haben, anschließend vergessen, beispielsweise ihr Zuhause, die Eltern, Geschwister und Freunde.

Tim aber ist aufmüpfig. Er möchte heim, er möchte seinem Onkel die Espressomaschine zurückbringen. Er findet Verbündete – unter den Kindern, aber auch unter den seltsamen Bewohnern von Seeland, beispielsweise den seefahrenden Affen oder den sprechenden Bananenpalmen. In der Folge erleben er und die Kinder viele spannende Abenteuer. Wird es ihnen gelingen, keine falschen Fragen zu stellen, ihr Ziel nicht zu vergessen und wieder nach Hause zurückzugelangen?

Meinung:

Die vielen originellen Ideen des Autors machen das Buch sehr lebendig und lassen es aus der Masse der Piratenbücher herausragen. So wird das Schiff durch Fragen angetrieben, Inseln tauchen aus dem Meer auf und versinken wieder, das Schiff der Affen besteht aus lauter riesigen Schaukeln, Bananenpalmen können sprechen und sich bewegen usw.

Tim und die anderen Kinder sind ganz normale Kinder mit ihren Stärken und Schwächen, in die sich die Leser gut hineinversetzen können. Was für eine Weile wie ein großes Abenteuer aussieht, zeigt schnell seine negativen Seiten: Die Kinder sind Sklaven des Kapitäns, werden von ihm ausgebeutet. Sie werden gezwungen, immer neue Fragen zu stellen und vergessen dabei immer mehr von ihrer Welt, bis sie schließlich sogar die Frage stellen, die essenziell für ihr Wesen ist und sich selbst vergessen. „Leergefragt“, ohne Persönlichkeit, werden sie von Humplegreed dann wieder in ihre Welt zurückgeschickt. Tim schaut sich das eine Weile an und merkt, dass er ein solches Schicksal nicht erleiden möchte. Er lässt sich von Humpelgreed auch durch Strafen nicht beeindrucken und wird so zum Anführer der Kinder – ein Verhalten, das den Lesern gut gefällt. Wer wünschte sich nicht, dass er im Falle ungerechter Behandlung genug Rückgrat beweisen würde, um dagegen einzutreten?

Die jungen Piraten müssen allerlei Rückschhläge erleben, beispielsweise weil ihnen doch eine falsche Frage entfleucht und sie eine wichtige Abmachung wieder vergessen. Aber gemeinsam sind sie auf der Hut, richten sich immer wieder auf, beißen sich  durch und erleben zahlreiche Abenteuer, die sie ihrem Ziel immer näher bringen.

Humpelgreed hat viele spannende Momente, aber es gibt auch einiges zu lachen. Mir hat die Lektüre Freude bereitet und ich bin mir sicher, dass das Buch viele begeisterte Leser finden wird. Als Tim wieder nach Hause zurückkehrt hat er es schwer, die Erwachsenen von seinen Erlebnissen zu überzeugen. Zu unwahrscheinlich klingt seine Geschichte. Schließlich gelingt es ihm und sein Onkel versteht die Botschaft: niemals aufhören, Fragen zu stellen, egal wie alt man ist. Ich denke, das können nach diesem Abenteuer alle Leser nachvollziehen, ob groß oder klein. Vielleicht gelingt es ihnen ja, dies auch im Alltag nicht gleich wieder zu vergessen.

Eines hat mir nicht so sehr gefallen: Im Buch wird viel gesungen, die Liedertexte haben nach meinem Gefühl die Handlung unterbrochen, ich fand sie eher langweilig. Im Laufe der Zeit habe ich sie einfach übersprungen. Das mögen andere Leser natürlich anders empfinden. In einem Hörbuch dagegen hätte es mir vermutlich gut gefallen, wenn die Handlung durch Lieder der Piraten unterbrochen worden wäre, weil es besonderen Pepp und Atmosphäre hineinbringen würde.

Am Ende klärt sich auch die Bedeutung des Päckcheninhalts, aber ich will hier nicht zu viel verraten. Nur so viel: Der Getränkedosenring ist keineswegs versehentlich hineingeraten. Eine hübsche Idee und eine schöne Erklärung für Tims Mitbringsel am Schluss!

Fantasievoll und exotisch, aber dennoch nah genug an der kindlichen Lebenswelt, um irgendwie möglich zu erscheinen, ist die turbulente Abenteuergeschichte wunderbar geeignet, Kinderherzen zu erobern. Für abenteuerlustige Jungs und Mädchen zwischen 8 und 12 Jahren.

Hier gibt es eine Leseprobe.

Cover_Graal_Humplegreed

August Gral: Humpelgreed. Papierverzierer 2013, 320 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3-944544-01-4

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