Sprechende Holzwürmer
Ein fröhlicher Sargtischler? Nein, Särge werden in der Tischlerei von Betulas Großvater, bei dem sie die Ferien verbringt, nicht hergestellt. Betula, deren Name übrigens Birke bedeutet, langweilt sich ein wenig, denn ihr Großvater arbeitet den ganzen Tag und sie muss sich selbst beschäftigen. Doch dann kommt eine Postkarte von Großvaters angeblich verstorbener Schwester Martha. Die Postbotin ist so erregt darüber, dass sie die Karte sogar zur Polizei bringen will. Aber Betula schnappt sie sich und sieht, dass sie gar keinen weiten Weg zurückgelegt hat, sondern in dieser Stadt eingeworfen wurde. Sie macht sich auf die Suche und findet ihre ziemlich mürrische Großtante in einem kleinen Zimmer in einem Altenheim, eingerichtet nur mit Möbeln aus Metall. Warum? Angeblich kann sie Holzwürmer sprechen hören!
Betula hält ihre Großtante für ziemlich plemplem, möchte ihr aber dennoch einen Gefallen tun. Doch leider legt Martha sie damit herein, sodass auch Betula und ihr Großvater Opfer des Familienfluchs werden und ebenfalls Holzwürmer hören. Und das in einer Tischlerwerkstatt! Es stellt sich heraus, dass ein Urahn gegen die Regel verstieß, Särge herzustellen, weil er lieber schönere Dinge machen wollte, woraufhin er mit diesem Fluch belegt wurde. Betula denkt überhaupt nicht daran, sich diesem Schicksal zu beugen. Sie versucht, eine Lösung zu finden, um den Fluch zu besiegen.
Geheimnisvolle Familiengeschichte
Betula ist eine pfiffige Zehnjährige, die sich so schnell nichts vormachen lässt. Sie mag die Tischlerei ihres Großvaters, fühlt sich in seiner Gesellschaft wohl und treibt sich gerne im alten, vollgestellten Sarglager herum. Doch als sie merkt, dass er ihr die Wahrheit über seine Schwester verheimlicht, unternimmt sie eben eigene Nachforschungen. Sie lässt sich weder von der mürrischen Martha aus der Ruhe bringen, noch von den sprechenden Holzwürmern, im Gegenteil, sie unterhält sich mit ihnen und versucht, sie für ihre Zwecke einzusetzen. Als es ihrem Großvater immer schlechter geht, arbeitet sie auf Hochtouren daran, dem Rätsel um den Familienfluch auf die Spur zu kommen. Die Geschichte strotzt nur von originellen Ideen. Sprechende Holzwürmer? Ein fröhlicher Sargtischler? Hier wird nichts Altbekanntes wieder aufgewärmt, deswegen ist eine spannende, aber auch lustige Geschichte dabei herausgekommen. Die Charaktere sind sorgfältig herausgearbeitet. Sie sind alle ein bisschen skurril (beispielsweise die häkelverrückte Nachbarin Zwirnfitz (schöner Name!) ), aber durchaus liebenswürdig. Auch die scheinbar böse Martha ist eigentlich nur sehr traurig, weil sie um ihr Erbe gebracht wurde. Sehr unterschiedlich sind die sprechenden Holzwürmer, die bedeutenden Anteil daran haben, dass die Lektüre so großen Spaß machte. Zeitweilig war zu befürchten, dass sie getötet werden, aber einem Buch für dieses Alter angemessen gibt es natürlich auch für die Würmer ein Happy End.
Der Stil ist flüssig, kindgerecht, und passagenweise durchaus anspruchsvoll. Das Wichtigste ist aber, dass die Spannung die ganze Zeit über aufrecht erhalten bleibt, langweilig wird es keinen Moment.
Fazit: Originelle Ideen, liebevoll gezeichnete, skurrile Charaktere, flüssige Sprache, spannender Plot – Leserherz, was willst du mehr? Für Kinder ab 10 Jahren, die Spaß an ungewöhnlichen Geschichten mit skurrilen Charakteren haben.
Birgit Bestvater: Betula Krummnagel. Der Fluch des fröhlichen Sargtischlers. PepperBokks 2014. 231 Seiten, Euro 12,95, ISBN 978-3943315103.
Periplaneta 2017. 192 Seiten, Euro 12,50, ISBN: 978-3-95996-063-2.
__________________________________________________
WERBUNG (*)
Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei Buch 7 – bei der Autorenwelt – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in eurer Lieblingsbuchhandlung.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
(*) Nach dem Telemediengesetz sind Links auf Verlage, Shops und Affiliate-Links (hier: Amazon) als Werbung zu kennzeichnen, übrigens ganz unabhängig davon, ob das Buch ein Rezensionsexemplar ist oder selbst gekauft wurde. Ich bekomme kein Geld von den Verlagen, sie stellen mir lediglich ein Buch zur Verfügung. Das verpflichtet mich zu nichts, ich schreibe auch kritische Rezensionen oder verzichte ganz darauf, ein Buch zu besprechen. Meine Meinung ist nach wie vor unabhängig. Die Links sind ein Service für euch Blogbesucher, auf den ich nicht verzichten möchte. Lediglich über den Amazon-Affiliate-Link verdiene ich etwas Geld – falls jemand etwas bestellt, nachdem er den Link benutzt hat, bekomme ich ein paar Cent.
Pingback: Lesefreude für Kinder: Auslosung | Kinderohren