Matze ist ein ganz normaler Junge. Er spielt gerne mit seinem Freund Emil im Sandkasten, macht Wettfahrten mit den Roller, baut Straßen und geht gerne in den Kindergarten. Wenn dort die Jungs rausgehen, um Fußball zu spielen, bleibt er lieber drinnen bei den Mädchen. Er tanzt nämlich für sein Leben gerne Ballett, was die Jungen langweilig und die Mädchen toll finden.
Dann kommt ein besonderer Tag: ein Fußballspiel der Rummeldorfer Raufbolde gegen die Kleinmunzheimer Kampfbolzer. Schnell führen die Gegner, und dann verletzt sich auch noch Ole und kann nicht weiterspielen. Keins der Mädchen mag als Ersatzspieler einspringen, aber als Matze von Emil gebeten wird, kann er nicht ablehnen. Noch nie hat Matze gespielt, doch als ihm der Ball genau vor die Füße gespielt wird, macht er einfach, was er vom Tanzen kennt: balancieren, tänzeln und sogar eine Pirouette. Auf die Art und Weise macht er gleich ein Tor und bereitet zwei weitere vor. Logisch, dass Matze nach dem Sieg der Held ist. Alle tanzen vor Glück.
Matzes Geschichte zeigt schön, wie gut es ist, dass die Menschen unterschiedliche Vorlieben und Talente haben. Matze wird nicht von den anderen Jungen gehänselt, auch wenn sie ihn vielleicht ein bisschen komisch finden, weil er Ballett mag. Aber als er sein Talent für die gemeinsame Sache einbringt, sind alle begeistert.
An sich gefällt mir die Geschichte gut. Noch besser hätte mir allerdings gefallen, wenn auch ein oder zwei Mädchen zur Fußballmannschaft gehören würden, statt das klassische Geschlechterbild auch auf dieser Seite zu zementieren. Ich kann mir nämlich keine Kindergartengruppe vorstellen, in der alle Mädchen lieber Ballett tanzen, statt draußen zu bolzen. Oder gar beides zu mögen. Fürs Fußballspiel basteln die Mädchen Pompons und Plakate …
Die Kinder sind alle als unterschiedliche Tiere dargestellt, Matze ist ein Esel, andere Kinder Elefanten, Igel oder Hunde. Manchmal sind auf einer Seite viele kleine Bilder, mal zeigt eine Doppelseite ein großes Bild. Die Jungen tragen alle kurze Hosen, alle Mädchen Kleider (na ja). Die Bilder sind farbenfroh, aber nicht zu knallig, und richtig fröhlich.
Insgesamt also eine sehr schöne Geschichte übers Anderssein und dass das durchaus seine Vorteile haben kann. Ich glaube, es gibt deutlich mehr Bilderbücher, in denen Mädchen gezeigt werden, die lieber bei den Jungs mitspielen. Ein Junge, der gerne Ballett tanzt, ist mir noch nicht untergekommen. Das finde ich sehr gut, weil die Kinder doch schnell von ihrer Umgebung beeinflusst werden und lernen, was angeblich Mädchen- und was Jungskram ist. Leider hat das Buch aber das Manko, dass die traditionellen Geschlechterrollen ansonsten doch hervorgehoben werden. Trotzdem ein schönes Bilderbuch für Kinder von 4 bis 6 Jahren, die sich und ihre Freunde sicherlich in vielem wiedererkennen werden.
Anne-Kathrin Behl: Matze vor, tanz ein Tor. atlantis 2014. 32 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-7152-0675-2.
Zur Verlagsseite – bei Amazon
Ich danke dem Atlantis-Verlag für das Rezensionsexemplar.