Hilary hat einen großen Wunsch: Sie möchte Piratin werden. Aber leider stehen ihr zwei Dinge im Weg. Nachdem der FAST GANZ EHRBARE CLUB DER PIRATEN ihre Aufnahme schon fast bewilligt hatte, outet sie sich als Mädchen und wird deswegen abgelehnt. Außerdem ist ihr Vater, Admiral der königlichen Marine Westfield, gegen Piraten im Allgemeinen und gegen den Berufswunsch seiner Tochter im Besonderen. Also schickt er sie auf das Internat von Miss Pimm, wo Hilary alles lernen soll, was eine Dame der High Society wissen muss. Hilary versucht, auf der Fahrt abzuhauen, aber ihre Gouvernante verhindert das. Im Internat ist sie sehr unglücklich, aber ihre Zimmernachbarin Claire und ihr bester Freund, der magische Wasserspeier, unterstützen sie bei ihren Fluchtplänen. Im Königreich Augusta gibt es zahlreiche magische Gegenstände, die sich jedoch fast ausschließlich im Besitz von Angehörigen der High Society befinden. Einige Menschen scheinen damit nicht einverstanden zu sein, denn bei einer Einbruchsserie werden zahlreiche magische Gegenstände gestohlen, so auch bei Hilarys Vater.
Hilary gelingt die Flucht aus dem Internat und schafft es tatsächlich, bei einem Piraten anzuheuern. Leider werden sie nicht nur vom Admiral verfolgt, sondern auch ihre Gouvernante und Miss Pimm heften sich an ihre Fersen. Wird es Hilary gelingen, den verschwundenen Schatz der Zauberin des Nordens zu finden, damit alle Menschen wieder magische Gegenstände bekommen können? Oder schaffen es ihre Verfolger, sie wieder zurück ins Internat zu schicken?
Die Geschichte um Hilary, die Piratin werden will, hat mir hervorragend gefallen. Sie ist spannend, oft überschlagen sich die Ereignisse. Es gibt aber auch einiges zu lachen, weil vieles etwas übertrieben geschildert wird. Das Buch ist schön gestaltet. Der Text wird immer wieder durch Briefe von Hilary, Claire, der Gouvernante oder Miss Pimm sowie durch Zeitungsartikel unterbrochen. Die Charaktere sind liebevoll herausgearbeitet. Fast alle haben ihre kleinen Marotten oder besonderen Kennzeichen. Besonders mochte ich neben Hilary ihren Wasserspeier, der zwar ein magisches Wesen ist, das sie beschützen sollte, der aber immer als Erster die Hosen voll hat, wenn es aufregend wird. Die Piraten haben meist mehr Ehre im Leib als die ehrbaren Leute, jedenfalls haben sie Prinzipien.
Sprachlich hakt es an der einen oder anderen Stelle ein bisschen. Manche Ausdrücke könnten ein wenig zu schwierig für die jungen Leser sein, aber ich bin ja immer der Meinung, dass ein bisschen Herausforderung in dieser Hinsicht nicht schaden kann – man kann ja fragen oder nachschlagen und lernen. Andere Stellen sind ein bisschen platt oder klischeehaft. Aber die Handlung ist ansonsten so mitreißend, dass ich das auch nicht weiter schlimm fand. Was für manche Kinder ein Problem sein könnte, sind die Schriften, die für die Briefe verwendet wurden und die alle mehr oder weniger verschnörkelt sind.
Das Buch scheint der erste Teil einer Reihe zu sein, die hoffentlich viele Leser finden wird, sie hätte es verdient. Die Lektüre machte jedenfalls viel Spaß. Ich glaube, dass sich das Buch vor allem an Mädchen wendet, die ihre Freude an der aufmüpfigen Hilary haben werden. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Geschichte auch Jungen gefallen dürfte, vor allem, da es mit Charlie auch einen männlichen jungen Helden gibt. Für Kinder von etwa 9 bis 12 Jahren.
Caroline Carlson: Hilary und der fast ganz ehrbare Club der Piraten – Der magische Schatz. Aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig. Kerle 2014. 384 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-451-71222-7.
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