Das Geschichtenwolke-Kinderbuchblog lädt zu einer Blogparade über geliebte Kinderbuchschätze ein. Miri stellt eine Menge Fragen:
An welche Bücher aus eurer Kindheit könnt ihr euch noch gut erinnern? Welches Kinderbuch hat einen ganz besonderen Stellenwert für euch? Welches war das erste Buch, welches ihr bewusst gelesen habt? Welche Kinder- oder Bilderbücher stehen für eure Kindheit? Welche Kinderbücher möchtet ihr unbedingt auch euren Kindern und Enkeln vorlesen? Mit welchem Kinderbuch verknüpft ihr bestimmte Erinnerungen und Erlebnisse? Gibt es ein Buch, welches euch zum Lesen gebracht hat? Habt ihr noch alte Bücher in eurem Regal stehen, die ihr niemals weggeben würdet?
Dazu könnte ich gleich mehrere Blogartikel schreiben. Zwar kann ich mich nicht mehr erinnern, welches Buch ich als Erstes bewusst gelesen habe, aber sonst gibt es viele Kinderbücher, mit denen ich Schönes verbinde. Ich habe als Kind schon sehr viel gelesen und hatte sogar die Erlaubnis, in unserer Bücherei, die nur freitags geöffnet hatte, mehr als fünf Bücher auf einmal auszuleihen, weil ich sie zuverlässig in der folgenden Woche wiederbrachte.
Eines Tages riefen mich meine Eltern zu sich. Vor ihnen stand ein großer Karton, den sie vom Dachboden geholt hatten. Darin waren ihre eigenen Kinderbücher. Sie baten mich lediglich, vorsichtig damit umzugehen, dann durfte ich mich bedienen. Was für ein Paradies!
Die Bücher meines Vaters, viele waren es nicht, waren in deutscher Schrift. Ich ließ sie mir erklären und machte mich an die Arbeit. Anfangs verwechselte ich noch häufig das End-S mit einem F, aber mit der Zeit bekam ich den Bogen heraus und konnte schließlich flüssig lesen. Hier erinnere ich mich vor allem an das Buch Die Familie Pfäffling von Agnes Sapper. Es handelt von einer großen Familie. Der Vater, ein Musiker, gibt Musikunterricht und verdient wenig, weshalb gespart werden muss. Die Vermieterin beschwert sich häufig über den Kinderlärm und die arge Abnutzung der Treppe, weshalb die Kinder am Rand gehen sollen. Natürlich passieren allerlei Missgeschicke in der Schule oder daheim. Zum Beispiel wird einer der Jungs zur Polizei vorgeladen, weil er bei einer Schneeballschlacht einen Passanten getroffen hat. Das Buch stammt von 1906 und beschreibt eine für mich schon damals sehr fremde Welt. Wie froh war ich, dass es bei uns nicht so streng zuging. Trotzdem mochte ich die Geschichte sehr gerne, viele Passagen waren lustig und wenn es darauf ankam, haben alle zusammengehalten.
Agnes Sapper: Die Familie Pfäffling. Eine Wintergeschichte. 1. Auflage 1906. Es gibt das Buch sogar noch, bei Amazon werden verschiedene neue und etliche gebrauchte Ausgaben angeboten.
Die Bücher meiner Mutter waren schon in lateinischer Schrift. Sie wurde nicht müde zu betonen, dass sie nur zwei Bücher im Jahr bekam, zu Weihnachten und zum Geburtstag, der unglücklicherweise auch im Dezember ist. Sie hatte eine Buchreihe von Hans Erich Seuberlich über das Mädchen Bettina, das seinen eigenen Kopf hat. Im ersten Band schneidet sie sich ihre wunderbaren langen Zöpfe ab und verkauft sie, weil sie Geld braucht – wofür, das habe ich vergessen. Sie ist ein sehr pfiffiges Mädchen, dem immer eine Lösung einfällt und das sehr unabhängig ist. Als sie älter wird, braust sie auf einer Vespa durch die Gegend, kauft sich einen Fotoapparat und wird schließlich Reporterin. Ich habe sie als Kind für ihre Durchsetzungskraft bewundert und ich denke, dass sie ein sehr modernes Mädchen für Anfang der 50er-Jahre war. Die letzten drei Bände hatten wir leider nicht, sodass ich nie erfahren habe, was aus ihr wurde.
Hans Erich Seuberlich: Bettina, wo sind deine Zöpfe?, 1. Auflage Boje 1951. Folgende Bände: Wirbel um Bettina (1953), Nur so weiter Bettina (1953), Bettina, das Vespa-Mädel (1951, ursprünglich 2. Band), Bettina knipst (1951), Bettina, die rasende Reporterin (1951), Bettinas große Entdeckung (1952), Bettina hat keine Zeit (1952), Ist das noch Bettina? (1954), Hallo Bettina (1956)
Mein absolutes Lieblingsbuch aus dieser Kiste war aber Monika fährt nach Madagaskar. Monikas Vater muss, wenn ich mich recht erinnere, aus beruflichen Gründen nach Madagaskar und nimmt seine Tochter mit. Dort taucht Monika in die wundervolle, exotische Welt ein, zunächst ängstlich, später genießt sie die Erfahrung. Sie findet Freunde, lernt Tier- und Pflanzenwelt kennen und hat allerhand spannende Erlebnisse. Leider erinnere ich mich nicht an Details, obwohl ich das Buch so oft gelesen habe. Das Buch weckte meine Reiselust und mein Fernweh. So gerne wäre ich auch nach Madagaskar gereist! Da das Buch von 1931 stammt, fürchte ich, dass es stellenweise rassistisch ist, auch wenn ich mich an nichts dergleichen erinnern kann. Aber wenn ich das Baströckchen auf dem Cover so sehe … Ich müsste mal bei meinen Eltern auf den Dachboden steigen, die Kiste suchen und nachlesen. Bei der Suche nach dem Cover (meins war anders) habe ich entdeckt, dass es sogar zwei Fortsetzungsbände gab.
Max Mezger: Monika fährt nach Madagaskar. 1. Auflage 1931.
Natürlich habe ich auch viele modernere Kinderbücher gelesen, aber das wäre ein eigener Blogpost.
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Vielen Dank für deinen Beitrag! Besonders toll finde ich dein Erlebnis mit der Bücherkiste deiner Eltern. Ich selbst habe auch die Bücher meiner Eltern geliebt und habe sie zu einem großen Teil auch immer noch…