Theodor Serapion, Mirjam Zels: Titus und der verwunschene Wald

„Und wenn sie nicht gestorben sind …“ – Ja, was ist dann?

Nachdem Titus zwei Jahre lang eine berühmte Märchenakademie besucht hat, steht sein praktisches Jahr an, in dem er durch die Welt ziehen und eigene Abenteuer erleben soll. Er kennt alle Märchen auswendig, kann sie wunderbar erzählen, singen und, ungern, tanzen. Doch wird ihm das helfen?
Als Erstes begegnet er den sieben Zwergen, die ihn unbedingt als Haushaltshilfe verpflichten wollen und ihm dafür ein Zeugnis versprechen, das ihm jede Menge Abenteuer bescheinigt. Titus ist an dem Angebot aber nicht interessiert, was ihn in eine schwierige Lage bringt. Zum Glück kommt zufällig eine Elfe vorbei, die gar nicht dem Elfen-Klischee entspricht. Sie reisen gemeinsam weiter und treffen zahlreiche Märchengestalten wie Rapunzel, Dornröschen, das Rumpelstilzchen, die Bremer Stadtmusikanten oder den gestiefelten Kater. Irgendwie entsprechen sie alle gar nicht dem Bild, das Titus sich von ihnen gemacht hat. Die meisten behaupten auch noch, dass ihre Geschichte in Wahrheit ganz anders abgelaufen ist, als allgemein erzählt wird. So erlebt Titus eine ganze Menge Überraschungen und kann viele Zeugnisse sammeln.

Spannende Abenteuer im Märchenwald

Titus ist ein richtig sympathischer Typ, der ein wenig ängstlich ist, dies aber nicht zugibt. Er ist der festen Auffassung, dass nichts in den Märchen Zufall war, alles musste seiner Meinung nach genau so passieren. Rabea sieht das ganz anders – ein ständiger Streitpunkt zwischen den beiden. Rabea will nicht so sein, wie es Elfen nachgesagt wird. Deswegen trägt sie eine schwarze Lederjacke und versucht, nicht hilfsbereit zu sein. Meist kann sie dann aber doch nicht aus ihrer Haut. Die beiden sind ein Abenteuer-Dreamteam. Auch wenn sie in eine verzwickte Lage geraten, einem fällt zum Glück immer etwas ein.

Da braust Titus auf. „Moment mal!“, sagt er. „Sie wollen mir nicht etwa erzählen, dass das Märchen von Hänsel und Gretel NICHT STIMMT? Dass es, dass es …“, Titus ist wirklich entrüstet, „… dass es GELOGEN ist?“

Was ist aus den Märchenfiguren geworden?

Die Märchenfiguren sind alle älter geworden und haben sich meist ziemlich verändert, was oft für lustige Momente sorgt. Insgesamt musste ich sehr häufig lachen oder zumindest schmunzeln. Herrlich, welch verrückte Ideen der Autor teilweise hatte. Zum Beispiel bekommen Titus und Rabea es mit einem Makler zu tun, der verzweifelt versucht, einen Nachmieter für das Hexenhaus aus Hänsel und Gretel zu finden. Gar nicht so einfach bei der Vorgeschichte … Oder die beiden werden gegen ihren Willen als Gärtner eingestellt, um der immer noch wild wuchernden Hecke um das Dornröschenschloss zu Leibe zu rücken.

„Und wo ist Dornröschen?“, fragt Titus.
„Oh, sie ist mit dem König längst abgereist in ihr Frühlingsdomizil. Sie kann den Anblick nicht mehr ertragen.“

Eine besondere Rolle spielt der Erzähler. Titus kann ihn zu seiner Verwunderung hören, Rabea ist jedes Mal irritiert, wenn er darauf reagiert und antwortet. Er mischt sich immer wieder ein und gibt gerne bissige Kommentare ab. Manche Ironie werden die Kinder vielleicht gar nicht verstehen, was aber dem Verständnis keinen Abbruch tut. Dafür ist es für die Erwachsenen (Vor-)Leser um so vergnüglicher.

Die schönen Illustrationen sind modern und in eher dunklen Farben gehalten.

Fazit: Ich hatte viel Spaß beim Lesen dieses ungewöhnlichen, lustigen Märchenbuchs, das voller origineller Ideen steckt. Kinder von 8 bis 12 Jahren, vor allem, wenn sie viele Märchen kennen, werden sich bei der Lektüre bestimmt amüsieren. Aber auch für Ältere, die Märchen mögen, ist es gut geeignet.

Cover_Serapion_Titus

Theodor Serapion, Mirjam Zeis: Titus und der verwunschene Wald. Märchenakademie 2016. 160 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-00-052964-1.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Kommentar zu “Theodor Serapion, Mirjam Zels: Titus und der verwunschene Wald

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