In meinem Lieblingsnetzwerk, dem Texttreff, gibt es eine wunderschöne weihnachtliche Tradition: das Blogwichteln, bei dem wir uns gegenseitig mit Gastbeiträgen beschenken. Das ist immer eine spannende Angelegenheit, denn man wird durchaus auch mal einem Blog zugeteilt, zu dessen Thema man nicht unbedingt einen Bezug hat. Dieses Mal wurde dem Kinderohren-Blog Texterin Clia Vogel aus Wiesbaden zugelost, die sich auf Gesundheitstexte und einfache Sprache spezialisiert hat. Sie bloggt ganz frisch auf Worte für Alle und schon länger auf Café Clia.
Clia übt seit 20 Jahren buddhistische Meditation. Ihr erstes Meditationsseminar besuchte sie im April 1995 bei der ehrwürdigen Ayya Khema, einer deutschen Buddhistin jüdischer Herkunft. Heute orientiert sich Clia an der buddhistischen Lehre, wie sie der vietnamesische Zenmeisters Thich Nhat Hanh erklärt.
Mit diesem Text feiert Clia Vesak. Buddhisten auf der ganzen Welt begehen dieses Vollmond-Fest zu Geburt, Erleuchtung und Tod des historischen Buddha im Mai – der Grund, weshalb wir uns entschieden haben, bis jetzt mit der Veröffentlichung zu warten.
Vielen Dank, liebe Clia, für die tolle Gastrezension! _______________________________________________________________________________
von Clia Vogel
Vor über zweieinhalbtausend Jahren wurde in einer Vollmondnacht im Mai ein kleiner Prinz geboren. Die Eltern gaben ihm den Namen Siddharta. „Das Kind ist außergewöhnlich klug und begabt und wird einmal ein großer König“, sagten die Weisen des Landes den Eltern voraus. „Oder aber er wird ein großer Lehrer und unterweist die Menschen darin, wie man Leid überwindet. Doch natürlich erst dann, wenn er selber Leid gesehen hat.“
Da bekamen die Eltern große Angst. Das Herrscherpaar wollte, dass der Sohn später einmal König wurde. So sorgten sie dafür, dass Siddharta ohne Leid aufwuchs. Es sollte ihm immer gut gehen und es durften nur glückliche Menschen um ihn sein. Sein Leben war ein einziges Fest. Wenn er ausritt und den Palast verließ, wurde vorher dafür gesorgt, dass Arme, Alte und Kranke von den Straßen verschwunden waren. Trotz aller Vorsicht kam die Zeit, zu der Siddharta nicht nur Alter, Krankheit und Tod, sondern auch Wut, Angst, Gier und Enttäuschung entdeckte. Und ganz so, wie es voraus gesagt war, machte er sich auf den Weg, um das wahre Glück zu finden, die Freiheit von Leid. Lange Zeit zog der Prinz durch das Land. Er wollte das Wissen erlangen, das er für sein Vorhaben brauchte. Er traf Weise und Asketen, studierte und meditierte. Schließlich, an einem Vollmondtag im Mai, fand er Erleuchtung unter einem Mangobaum. Aus Siddharta, dem Prinzen, wurde Buddha, der Erleuchtete, ein großer Lehrer.
Viele Jahre kamen die Menschen zum Buddha, damit er ihnen half, ein glückliches Leben zu führen. Könige, Gelehrte und einfache Menschen baten den Erleuchteten um Rat und Unterstützung. Sie alle lehrte er die Weisheit von Liebe und Mitgefühl. An seinem 80. Geburtstag, einem Vollmondtag im Mai, legte sich der Buddha nieder und starb.
Er verließ die Welt in vollkommenem Frieden. Und an jedem Vollmond im Mai feiern die Anhänger seiner Lehre nun Vesakh, das Fest zu Geburt, Erleuchtung und Tod des Erleuchteten.
Das ist eine schöne Geschichte, nicht wahr? Ich kenne sie seit vielen Jahren. Besonders schön erzählt sie Jonathan Landaw in dem Buch „Prinz Siddharta“, erschienen im Diamant Verlag, übersetzt von Rüdiger Majora. Das Buch wendet sich ausdrücklich an Kinder aller Kulturen und jeden Alters. Es ist zauberhaft illustriert von Janet Brooke.
Jonathan Landaw, Janet Brooke: Prinz Siddharta. Übersetzt von Rüdiger Majora. Diamant Verlag 2011. 143 Seiten, broschiert, derzeit leider nur gebraucht erhältlich, ISBN-10: 3924045054 und ISBN-13: 978-3924045050.
Ich danke dem Verlag für die Erlaubnis, einige Illustrationen einzuscannen und zu zeigen.
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