Holly Grant: Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief

An dem Tag, an dem die Geschichte einsetzt, geht bei der fast elfjährigen Anastasia McCrumpet schon am Morgen alles schief: Sie ist viel zu spät dran, zieht deswegen aus Versehen ihre Halloweenklamotten noch einmal an und landet in einer Pfütze, als sie zum Schulbus rennt. In der Schule wird von zwei alten Damen, die behaupten, ihre Großtanten zu sein, abgeholt, weil ihren Eltern angeblich etwas Schreckliches passiert ist. Sie bringen Anastasia aber gar nicht zu einem Krankenhaus, sondern zu ihrem alten Landsitz, in dem einmal eine Irrenanstalt untergebracht war – sehr gruselig. Nachts wird sie in einem Zimmer eingesperrt, sie bekommt immerzu nur komische Klöße zum Essen und niemals neue, saubere Kleider. Stattdessen muss sie den Staub der Jahrhunderte entfernen und im Teich Blutegel sammeln. Und was hat es mit den Zeitungsartikeln über entführte Kinder auf sich, die sie findet? Obwohl Anastasia nicht auf den Kopf gefallen ist, dauert es sehr lange, bis sie kapiert, was ihr geschehen ist. Dann nimmt sie sich ein Beispiel an ihrer Lieblings-Buchheldin, einer Detektivin, und macht sie sich heimlich auf die Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch das Haus ist von einem Elektrozaun umgeben und es gibt bissige Hunde mit Metallgebissen …

Ich muss gestehen, dass ich mir nicht sicher bin, was ich von der Geschichte zu halten habe. Anastasia machte anfangs durchaus einen schlauen Eindruck auf mich und ich konnte nicht fassen, dass sie den Erzählungen der angeblichen Großtanten Glauben schenkt. Schließlich ist es ihr unerklärlich, was für einen Unfall ihre bettlägerige Mutter zusammen mit ihrem Vater gehabt haben soll und außerdem weiß sie nichts davon, Großtanten zu haben. Diese würgen zwar ihre Fragen immer ab, aber dennoch hätte ich erwartet, dass Anastasia früher versteht, dass sie entführt wurde. Schließlich gibt es auch immer wieder kleine Hinweise, die sie stutzig machen. Ich fand diesen Anfangsteil ziemlich gruselig und habe mich unwohl gefühlt. Erst als Anastasia aktiv wird und sie anfängt, Erkundungen anzustellen, Erklärungen zu suchen und Pläne zu schmieden, konnte ich wieder entspannter zuhören. Hier überwog dann die Spannung über die gruseligen Momente, es gibt aber auch immer wieder herrlich skurrile Situationen, die die Zuhörer zum Lachen bringen. Letztlich hatte ich dann doch Spaß an der recht ungewöhnlichen Handlung und den ebenfalls ungewöhnlichen Protagonisten.

Die Lesung von Katja Riemann hat mir weitgehend gut gefallen, nur ihre hohe Stimme für eine der Tanten nervte mich manchmal etwas. Alles in allem spricht sie aber abwechslungsreich und gibt jedem Protagonisten seine eigene Note. Die Sprache ist übrigens manchmal recht deftig, Anastasia schimpft und flucht und außerdem muss sie ständig pupsen, was immer wieder für einen Lacher gut ist.

Das Hörbuch wird für Kinder ab 8 Jahren empfohlen, diese sollten meiner Meinung nach aber nicht zu zart besaitet sein, sonst könnte es mit dem Einschlafen schwierig werden. Es schadet sicher nicht, ein bisschen länger zu warten, zumal das Buch auch erst ab 10 Jahren empfohlen wird. 10- oder 12-Jährige werden diese Geschichte immer noch gruselig, spannend und lustig finden und die Skurrilitäten erst richtig genießen können.

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Holly Grant. Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief. Aus dem Amerikanischen von Ursula Höfker. Gekürzte Lesung von Katja Rieman. Der Hörverlag 2015. 4 CDs, 5 Stunden 37 Minuten, ISBN 978-3-8445-1766-8.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.