Monika Specht-Tomann: Was macht das Monster unterm Bett?

Keine Kindheit verläuft ohne Ängste. Alle Eltern kennen das. Vom titelgebenden Monster unter dem Bett über die Angst vor Trennungen bis hin zu „Ich schaff das nicht!“ in der Schule gibt es immer wieder Phasen oder Momente, in denen Ängste unausweichlich sind. Auch wenn Eltern ihre Kinder gerne davor bewahren würden, das geht einfach nicht immer. Und dann gibt es noch die wirklich schlimmen Ängste vor der Trennung der Eltern, Krankheit, Tod oder Katastrophen, vor denen man sie erst recht nicht fernhalten kann, weil auch wir Erwachsenen den Lauf der Welt nicht ändern können. Aber was können wir tun, wenn die Ängste da sind?

Der Ratgeber von Monika Specht-Tomann setzt in Teil 1: Kinderängste verstehen damit an, erst einmal den Eltern die Angst vor der Kinderangst zu nehmen, indem sie erklärt, welche Ängste in welchem Alter vollkommen normal sind, Phasen die jedes Kind durchmachen muss. Sie weist darauf hin, dass Ängste nicht nur normal sind, sondern sehr häufig auch eine wichtige Funktion haben, indem sie uns beispielsweise dazu bringen, in unsicheren Situation, deren Gefährlichkeitsgrad uns unklar ist, erst einmal innezuhalten und zu überlegen. Sie nennt Auslöser für Angst und zeigt anhand von Beispielen, wie Kinder auf gewisse Situationen reagieren.

Im 2., deutlich längeren Teil: Was Kinderseelen belastet und wie Eltern helfen können, widmet sich jedes Kapitel einem Angstthema: Abschiede, Krankheit und Tod, zerbrechende Familie, Veränderung der sozialen Situation, Schulangst, Katastrophen. Es wird jeweils dargestellt, was die Ängste auslösen kann, wie sie sich äußern und wie die Eltern oder andere nahestehende Personen damit umgehen können. Oft wird Schritt für Schritt erläutert, wie den Kindern geholfen werden kann, die ängstigende Situation zu verstehen und damit fertigzuwerden. Auch hier helfen Fallbeispiele dem Leser, die Theorie zu verstehen.

Ich finde das Buch sehr gut gelungen. Zunächst einmal werden die Eltern in vielen Fällen feststellen, dass die Ängste ihres Kindes vollkommen altersgerecht sind. Das macht es viel leichter, damit umzugehen. Dazu bekommen sie konkrete Hinweise an die Hand, wie sie reagieren können, um ihrem Kind bei der Überwindung dieser Ängste zu helfen.

Wenn ein Kind beispielsweise Bilder von einer Naturkatastrophe im Fernsehen gesehen hat, miterleben musste, dass ein Familienmitglied starb oder nach der Trennung der Eltern Schuldgefühle durchmacht, sind das oft Situationen, in denen die Eltern ebenfalls trauern oder in denen es ihnen nicht gut geht. Die hier angebotenen Hilfestellungen sind klar und gut zu verstehen, aber für selbst Betroffene teilweise sicher nicht immer einfach umzusetzen. So soll zum Beispiel auch bei Krankheit in der Familie der Tagesablauf möglichst aufrechterhalten werden oder Familien sollten von vornherein einen Betreuungsplan haben, der auch Reserven für den Fall hat, falls jemand ausfällt. Das ist oft nicht einfach zu organisieren. Die meisten Vorschläge finde ich aber gut umsetzbar.

Natürlich können nicht nur Eltern Kindern helfen. Wenn beispielsweise ein Kind gestorben ist, werden die Eltern oft so sehr in der Trauer versunken sein, dass sie dem ebenfalls trauernden Geschwisterkind, das vielleicht nicht einmal versteht, was da genau passiert ist, kaum eine Stütze sein können. In einem solchen Fall können auch gute Freunde oder entferntere Verwandte den Kindern Halt und Trost geben. Dieses Buch eignet sich für alle, die Ängste bei Kindern erleben und diesen helfen wollen.

Fazit: Ein sehr praxisnaher und gut verständlicher Ratgeber, der (nicht nur) Eltern beim Verständnis der Ängste ihrer Kinder hilft und ihnen wertvolle Tipps gibt, wie sie bei der Überwindung dieser Ängste helfen können.

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Monika Specht-Tomann: Was macht das Monster unterm Bett? Ängste von Kindern verstehen und bewältigen. Patmos 2015. 184 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-8436-0644-8.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.