Walter ist eine Ratte mit einer ungewöhnlichen Fähigkeit: Er kann lesen. Deswegen hat er sich auch nach Sir Walter Scott benannt. Als er eines Tages zufällig in das Haus einer Autorin, Miss Pomeroy, einzieht, eröffnen sich ihm ganz neue Welten. Allerdings findet er auch heraus, dass Mäuse in Kinderbüchern sehr häufig eine wichtige Rolle spielen, während Ratten kaum vorkommen. Das beleidigt ihn zutiefst. Zunächst hat er Angst davor, dass die Autorin ihn entdeckt, doch eines Tages beginnt er, ihr kleine Briefe zu schreiben. Aus einem nachlässigen Schriftwechsel entwickelt sich nach und nach eine Art Brieffreundschaft. Kann eine echte Freundschaft daraus werden?
Walter ist ein überaus sympathischer Protagonist. Seine Fähigkeit zu lesen hat seinen Horizont erweitert, auch wenn er nicht immer alles versteht. Außerdem ist er ein überaus gründlicher Beobachter. Daraus zieht er interessante Schlüsse über die Menschenwelt und das sehr zurückgezogene Leben von Miss Pomeroy. Es ist sehr schön mitzuerleben, wie die beiden sehr ungleichen Charaktere sich näherkommen, Missverständnisse ausräumen und sich schließlich sogar eine Freundschaft anbahnt.
Das ist eine wunderschöne, poetisch erzählte Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die zwar wegen ihres Endes gut in die Weihnachtszeit passt, aber genauso gut zu jeder anderen Zeit im Jahr gelesen werden kann. Walters Gedanken über die Welt sind oft sehr tiefsinnig und manchmal berührend. Außerdem liebt er Bücher, was ihn mir natürlich von vornherein sympathisch macht. Seine erst schüchternen, dann immer energischeren Annäherungsversuche sind allerliebst. Dazu kommen die wunderschönen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die vorwiegend Walter bei seinen Aktivitäten zeigen.
Eine nicht sehr lange, aber dafür tiefsinnige und berührende Geschichte, die Kindern ab 7 Jahren, aber auch Erwachsenen gefällt.
Barbara Wersha: Ein Weihnachtsgeschenk für Walter. Oetinger Taschenbuch 2015. 64 Seiten, Euro 7,99, ISBN 978-3-8415-0359-6.
Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
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