Charlotte freut sich wahnsinnig auf die Projektwoche, die die Grundschulen der Stadt vor den Ferien gemeinsam veranstalten. Sie hat sich für ein Tanzprojekt entschieden, obwohl ihre beste Freundin unbedingt möchte, dass sie mit in den Rapkurs kommt. Charlotte ist begeisterte Steptänzerin und hat schon eine genaue Vorstellung von dem Tanz, den sie mit vielen anderen Schülerinnen und Schülern einüben werden. Doch als sie montags in die Sporthalle kommt, ist sie zutiefst enttäuscht: Es haben sich nur drei weitere Mädchen angemeldet. Und dann merkt sie auch noch, dass jede ganz andere Vorstellungen vom Tanzen hat. Emily ist eine tolle Hip-Hopperin, Yasmin kann wunderbar Bauchtanzen und Idas Tanz ist klassisches Ballett. Als die Lehrerin ihnen irgendeinen arobicmäßigen Modetanz beibringen will, sind alle vier enttäuscht. Doch dann bringt Charlottes Mutter sie auf eine gute Idee: Warum nicht alle Tänze in einem zusammenbringen? Die Mädchen treffen sich, probieren einiges aus und rebellieren gegen die Lehrerin. Werden sie sich mit ihrer Idee durchsetzen?
Charlotte ist ein Mädchen, das ganz genau weiß, was es will. Deswegen lässt sie sich auch nicht dazu bewegen, ihrer besten Freundin zuliebe ihren Traum aufzugeben. Umso größer die Enttäuschung, als sich ihre Vorstellungen nicht erfüllen. Am liebsten würde sie alles hinschmeißen. Sie reagiert sehr emotional, ist aber nicht auf den Kopf gefallen und hat eine Menge gute Ideen. Allerdings muss sie noch einen Dämpfer hinnehmen, denn die anderen sind nicht bereit, sich von ihr herumkommandieren zu lassen. Charlotte ist mir sehr sympathisch, weil sie so vielschichtig ist. Über ihre neuen Freundinnen erfährt der Leser weniger, aber doch so viel, dass auch sie bereit sind zu kämpfen, um sich ihre Träume zu erfüllen.
Zwar spielt das Tanzen eine wichtige Rolle in dem Buch, aber es ist deswegen nicht nur für Tanzfans geeignet. Die eigentlichen Themen sind nämlich andere. Es geht Freundschaft, zum Beispiel die Frage, ob man in einer Freundschaft alles zusammen machen muss oder jeder auch eigene Interessen verfolgen darf? Der nahende Grundschulabschluss mit den Veränderungen, die er mit sich bringt oder bringen könnte und der Charlotte und ihrer Freundin ein wenig Bauchschmerzen bereitet wird ebenso thematisiert wie die unterschiedlichen Lebenssituationen der Mädchen – und dass das für ihre Freundschaft letztlich keine Rolle spielt. Es geht darum, seine Träume zu leben, ohne dabei andere unterzubuttern. Es geht darum, wie man Kompromisse schließt und dass dabei manchmal etwas ganz Wunderbares herauskommen kann. Aber auch darum, dass man nicht gleich aufgeben sollte, wenn es mal nicht so läuft – durchaus vielschichtig für ein dünnes Kinderbuch.
Der Erzählstil ist schwungvoll und lebendig, gegen Ende wird es auch mal spannend. Die Charaktere, vor allem Charlotte, sind absolut glaubwürdig geschildert, es könnten Mädchen aus der Nachbarschaft sein. Die Zeichnungen geben die Stimmung des Buches perfekt wieder. Es ist eine richtige Gute-Laune-Geschichte für Tänzerinnen und Nicht-Tänzerinnen von 8 bis 11 Jahren.
Heike Abidi: Dancing Girls 1. Charlotte hat den Dreh raus. Coppenrath 2016. 128 Seiten, Euro 8,99, ISBN 978-3-3-649-66688-2.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
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