Anna Herzog: Die Kinder vom Birnbaumhaus

Mieke wohnt im letzten Haus in der Straße, weit ab vom Schuss. Es gibt dort nur noch ein weiteres Haus, das aber seit Jahren leersteht. Dabei wünscht sie sich so sehr Kinder in der Nachbarschaft, mit denen sie eine Bande gründen kann. Als eines Tages wirklich neue Nachbarn einziehen, die gleichaltrige Söhne haben, freut sie sich sehr. Doch leider stellt sich heraus, dass Leon ziemlich doof und gemein ist. Sein Zwillingsbruder Ben ist viel netter, hält aber im Zweifelsfall zu Leon. Der Streit eskaliert, und als auch noch Miekes geliebtes Baumhaus zerstört wird, sinnt sie auf Rache …

Mieke ist an sich ein freundliches, mitleidiges Mädchen. Aber manchmal ist sie auch ein wenig hitzköpfig und reagiert unüberlegt, weil sie die Tragweite ihrer Ideen nicht überschauen kann. Sie versteht nicht, warum Leon so gemein zu ihr ist und wehrt sich. Dabei schießt sie leider etwas über das Ziel hinaus und bringt Leon in große Gefahr. Doch am Ende hat sie wenigstens verstanden, warum Leon so ist, wie er ist. Leon ist ein sehr unglückliches Kind, das sehr talentiert ist und deswegen von seinen Eltern an einer freien Entwicklung gehindert wird, das ist sehr gut geschildert. Sein Bruder Ben dagegen bleibt etwas blass. Zwar kommt gut heraus, dass er sich zurückgesetzt fühlt, weil seine Talente nicht von seinen Eltern gewürdigt werden, aber sollte er nicht wenigstens kapieren, was mit Leon los ist?

Trotz der sich entwickelnden Dramatik wird aber eine kleine Idylle beschrieben. Die Kinder können viel draußen herumtoben, Miekes Mutter ist sehr verständnisvoll und sie hat ein tolles Verhältnis zu ihrer großen Schwester. Mieke und ihre Freunde haben viele Gelegenheiten, kleine und größere Abenteuer zu erleben. Sie machen dabei auch Fehler, lernen dabei aber auch, dass unbedachtes Handeln schlimme Folgen haben kann. Vor allem merkt Meike aber, dass Leon nicht ohne Grund so fies ist – es ist seine Art, mit seinen Problemen umzugehen. Am Ende raufen sich die Kinder schließlich doch noch zusammen.

Sprachlich gefällt mir das Buch sehr gut. Die Leser werden häufig direkt angesprochen. Die Beschreibungen sind sehr treffend und schön ausformuliert, oft findet die Autorin originelle, lustige Vergleiche. Interessant finde ich dies auch im Kontrast zur Darstellung der Eltern der Zwillinge. „Der große Mann“, „die blonde Frau“, sie bleiben (gewollt) blass und konturenlos.

Was aber am wichtigsten ist: Die Geschichte ist spannend, manchmal ein wenig lustig oder traurig, und es machte richtig Spaß, Miekes Abenteuer mitzuerleben.

Eine tolle Geschichte über Freundschaft für Kinder von 9 bis 12 Jahren.

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Anna Herzog: Die Kinder vom Birnbaumhaus. Coppenrath 2016. 184 Seiten. Euro 9,99, ISBN 978-3-649-66890-9.

Zur VerlagsseiteAmazon – und in der Buchhandlung um die Ecke.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.