Laura Ruby: Chroniken von York. Die Suche nach dem Schattencode

Ein geheimnisvolles Vermächtnis

Vor 150 Jahren beherrschten die genialen Geschwister York. Sie entwickelten viele technische Geräte und Anlagen, die heute noch funktionieren, zu Beispiel eine Art U-Bahn, deren Wagen nie gewartet werden müssen, und Roboter für alle möglichen Zwecke. Bei ihrem Tod hinterließen sie einen Code, den zu entschlüsseln zwar scheinbar gelungen ist, der aber ins Leere führte. Deswegen versuchen immer noch viele Menschen herauszufinden, was dahintersteckt. Für den Großvater der Zwillinge Tess und Theodor (die nach den Morningstar-Geschwistern benannt wurden) war es eine Lebensaufgabe. Das Haus, in dem ihre Familie wohnt, ist eines der ursprünglichen Morningstar-Häuser. Als es von der Stadt verkauft wird und alle Bewohner ausziehen sollen, damit es abgerissen werden kann, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Nur wenn es Tess, Theo und ihrem Freund und Nachbar Jaime gelingt, hinter den Code zu kommen, können sie ihr geliebtes Haus retten.

Während die Erwachsenen es schnell hinnehmen, dass sie aus diesem ganz besonderen Haus ausziehen sollen, wollen die Kinder das nicht hinnehmen. Sie beginnen noch einmal mit dem ersten Hinweis des Codes. Doch sie kommen zu ganz anderen Ergebnissen als ihre vielen Vorgänger. Auch einige sehr mysteriöse Dinge geschehen. Wie kann das sein? Ist die Zeit reif für die Entschlüsselung? Sind sie gar dafür vorgesehen?

Am Times Square hielt die Underway an und die drei Kinder rannten die Treppe hinauf, um die N-Linie zu erwischen. Die begann unterirdisch, stieg aber kontinuierlich höher, bis sie schließlich hoch über den Dächern der Stadt entlangfuhr.
Unter den Gleisen schossen die Menschen und Autos wie Silberfische umher, doch alle Blicke richteten sich auf den Morningstar-Tower mit seinen glänzenden Glaspaneelen, der schmalen Turmspitze, die in die Wolken stach und um deren Sockel sich die Underway-Gleise wanden.

Futuristische Welt, sperrige Charaktere

Die Charaktere in dieser Geschichte sind nicht glatt und gefällig, alle haben irgendeinen Tick oder Spleen, der sie aus der Masse hervorhebt und besonders macht, was mir sehr viel Spaß beim Lesen bereitet hat. Das gilt nicht nur für die drei Hauptpersonen Theo, Tess und Jaime, sondern auch für einige der Nachbarskinder (toll: Cricket!), den Großvater von Theo und Tess, die Großmutter Jaimes oder die Mitglieder der Gesellschaft. Dazu kommen die vielen Roboter und Maschinen, die aus York eine ganz besondere Stadt machen. Der böse Gegenspieler der Kinder tritt niemals persönlich in Aktion, sie erleben ihn nur im Fernsehen oder werden mit seinen Schergen konfrontiert.

Es passieren einige Dinge, die zunächst nicht erklärt werden können. Doch je mehr die Kinder herausfinden, desto mehr verstehen sie. Sie müssen allerdings lernen, dass sie nicht jedem vertrauen können und sich in manchem Menschen täuschen.

Was diese Geschichte besonders macht, sind zum einen die vielen originellen Ideen, zum anderen das futuristische Setting. Die Welt, die die etwas skurrilen Geschwister Morningstar geschaffen haben, ist faszinierend.

Die Geschichte wird von einem Erzähler erzählt, der abwechselnd die Perspektive der drei Kinder einnimmt, sodass die Leserinnen und Leser verschiedene Blickwinkel einnehmen können. Der Prolog erlaubt einen Blick in die Vergangenheit, sodass wir von Anfang an etwas mehr wissen als die Kinder. Allerdings dauert es, bis wir erfahren, was es damit überhaupt auf sich hat. Auch sprachlich finde ich das Buch gelungen, die Dialoge sind glaubwürdig, immer wieder blitzt ein feiner Wortwitz aus den Formulierungen.

Die Handlung beginnt langsam und nimmt dann immer mehr Tempo auf, bevor mehrere sehr actionreiche Kapitel folgen. Es gibt einige unerwartete Wendungen, auch das Ende entsprach nicht meinen Erwartungen. Das hat mir sehr gut gefallen, denn ich lasse mich gerne überraschen. Zwar überwiegt die Spannung, doch es gibt auch etliche lustige und nachdenkliche Passagen. Außerdem können die Leser versuchen, ihrerseits den Code zu lösen, wobei sie allerdings auf die Erkenntnisse der Kinder angewiesen sind.

Man könnte kritisieren, dass es wenig glaubwürdig ist, wenn es drei Kindern gelingt, einen Code zu lösen, an dem sich schon viele Wissenschaftler die Zähne ausgebissen haben. Doch die Kinder haben eine ganz andere Herangehensweise, einen neuen Tipp und außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sie diejenigen sind, denen die Lösung gelingen soll. Ich fand die Begründung ausreichend.

Fazit: Wer knackt den Code? Ein spannendes Wettrennen gegen die Zeit mit cleveren Kindern und fiesen Protagonisten in einer faszinierenden Stadt für Leserinnen und Leser ab 12 Jahren.

Laura Ruby: Chroniken von York. Die Suche nach dem Schattencode. Aus dem Amerikanischen von Jeannette Bauroth. Loewe 2018. 448 Seiten, Euro 19,95, ISBN 978-3-7855-8886-4.

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Ich danke der Übersetzerin für das Rezensionsexemplar.

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