Matthias Morgenroth: Kidnapping Oma

Eine merkwürdige alte Frau

Auf dem Weg von der Schule nach Hause begegnen Jonas und Leni einer alten Frau mit einem einem schottischen Akzent, einem himmelblauen Bus und einem niedlichen Shetlandpony namens Charles . Erst fragt sie die beiden aus, später bemerken die Kinder, dass sie das Haus mit einem Fernglas beobachtet. Als Leni früher als geplant aus der Schule kommt, hört sie einen Streit zwischen ihrer Mutter und der alten Frau mit an. Sobald ihre Mutter, die übers Wochenende beruflich unterwegs ist, das Haus verlassen hat, beginnen die Geschwister nachzuforschen. Sie finden heraus, dass die alte Frau ihre Oma sein muss. Dabei hat ihre Mutter immer behauptet, ihre Oma wäre tot!

Jonas und Leni sehen überhaupt nicht ein, dass ihnen ihre Oma vorenthalten wird. Doch Leni hat gehört, dass ihre Mutter ihr den Kontakt mit ihren Enkeln verboten hat. Daher beschließen sie, sie einfach zu kidnappen. Das folgende Wochenende mit ihrer Oma wird das ungewöhnlichste, fantastischste, das sie jemals erlebt haben.

Oma seufzte. „Ohne Essig schmecken die wie Pappe.“
„Essig?“ Jonas verzog das Gesicht. „Auf Pommes gehört doch kein Essig!“
„In Schottland schon, mein Lieber“, sagte Oma. „Sie müssen so richtig matschig sein, dann mag ich sie am liebsten.“
„Pfui!“, riefen die Kinder, und Leni fand ein Land sehr seltsam, in dem das Lenkrad auf der falschen Seite war und Pommes mit Essig gegessen wurden.

Ein Wochenende mit Oma

Jonas, 11, und Leni, 9, sind nicht auf den Kopf gefallen. Da ihre alleinerziehende Mutter beruflich viel unterwegs ist, haben sie früh gelernt, selbstständig zu sein. Sie sind brave Kinder, die sich an die Regeln halten. Zum Beispiel dürfen sie an einem Wochenende, an dem die Mutter weg ist, das Haus nicht verlassen. Das Essen ist vorbereitet, für jeden Abend gibt es einen Film und ansonsten sollen sie Hausaufgaben machen (Uh! Ich spare es mir, meine Meinung dazu kundzutun, das könnt ihr euch sicher auch so denken.) Als sie der alten Frau begegnen, ist es vor allem Jonas, der sich ausfragen lässt. Leni ist insgesamt vernünftiger und denkt erst einmal nach. Doch als sie herausfinden, dass die sympathische alte Frau ihre Oma ist, beschließen sie, alle Regeln über Bord zu werfen. Was auch immer zwischen den Erwachsenen vorgefallen ist, sie wollen sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Die Oma lässt sich das Kidnapping gerne gefallen. An einem Wochenende wollen die Geschwister nun alles mit ihr erleben, was andere Kinder mit ihren Omas machen. Dass das alles nicht ohne Hindernisse und Probleme abgeht, ist klar. Dass irgendwann auffällt, dass sie verschwunden sind, auch. Es wird also ein ganz besonderes, sehr aufregendes Wochenende!

Natürlich weiß jedes Kind, dass es nicht mit Fremden mitgehen darf. Doch Jonas und Leni beschließen, dass die alte Frau erstens nicht fremd ist, schließlich ist sie ihre Oma, und dass sie durch das Kidnapping ja die Fäden in der Hand behalten.

Fantasievoll, turbulent, lustig

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Kinder sind clever und liebenswert, die Oma unkonventionell und charmant, und wer würde nicht mit einem Shetlandpony in einem Bus reisen wollen? Die Kinder haben eine Menge Spaß – sowohl die Protagonisten als auch die Leserinnen und Leser – und erleben einige Überraschungen. Die Geschichte ist sehr temporeich und, weil immer die Gefahr der Entdeckung über allem schwebt, auch ein wenig spannend. Die Handlungen der Kinder sind gut nachvollziehbar, denn hier werden Emotionen angesprochen: Zwei Kinder, die viel alleine sind, hätten gerne eine Oma, die mit ihnen tolle Sachen unternimmt. Außerdem wollen sie hinter das Geheimnis ihrer Familiengeschichte kommen. Doch es gibt auch eine Ebene, die nachdenklich macht: Wie kann es sein, dass Verwandte nicht mehr miteinander reden, sogar ihre Existenz verleugnen? Geht das nicht anders? Darüber denken nicht nur Jonas und Leni nach.

Fazit: Eine fantasievolle, temporeiche, lustige Geschichte für Leserinnen und Leser von 8 bis 11 Jahren.

Matthias Morgenroth: Kidnapping Oma. Coppenrath 2018. 176 Seiten, 13 Euro, ISBN 978-3-649-62856-9.

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