Eleni Livanios: Flora Flitzebesen. Winterzauber im Hexendorf

Winterliche Abenteuer

Im Hexendorf ist es Winter geworden. Flora und ihre Freunde Malte und Laurus sind ganz aufgeregt, weil sie unbedingt den Zauberwettbewerb gewinnen wollen. Doch Laurus hält nicht viel vom Lernen und auch Flora hat eine Menge Unfug im Sinn. Die Vorbereitungen werden jedoch davon überschattet, dass Maltes Mutter schwer erkrankt ist und keine Medizin ihr zu helfen erscheint. Als schließlich herauskommt, was sie hat, haben die Hexen ein Problem: Für den Zaubertrank werden sieben Schuppen eines besonders gefährlichen Drachens benötigt. Da trifft es sich gut, dass Floras Vater, den sie zuletzt gesehen hat, als sie vier Jahre als war, in einem Drachental lebt und Drachenpfleger ist. Flora möchte ihn unbedingt besuchen, nun gibt ihre Mutter, die seit Jahren sagt, dass das zu gefährlich ist, endlich nach.

Flora darf also eine Ferienwoche bei ihrem Vater verbringen. Dieser hat wenig Zeit für sie, aber dafür darf sie Drachen beim Schlüpfen beobachten, Drachenbabys füttern und auf einem Drachen reiten. Leider weigert sich ihr Vater, die Schuppen zu besorgen, da dies äußerst gefährlich ist. Klar, dass Flora die Angelegenheit selber in die Hand nimmt.

„Es wäre eigentlich ganz einfach“, sagte Papa. „In jeder Vollmondnacht sitzen die Schuppen nämlich bei allen Drachen ganz locker. Die meisten Drachen bleiben dann in ihren Höhlen, weil sie Sorge haben, ihre Schuppen zu verlieren. Das wäre der perfekte Moment, um die Schuppen zu nehmen.“
„Na bitte!“, rief Flora. „Dann ist es doch ganz einfach.“
„Nein, ist es nicht, widersprach Papa. „Der Peitsch-Dragorus ist unberechenbar. Wenn der mal wütend wird, hat man keine Chance gegen ihn. Und dass er wütend wird, wenn man seine Schuppen stiehlt, ist sonnenklar.“

Dank Floras sehr gefährlichem Einsatz, den sie leider geheimhalten muss, geht es Maltes Mutter am Ende wieder gut und das ganze Hexendorf kann gemeinsam das Winterwendfest feiern.

Freunde helfen einander

Zunächst dreht sich bei Flora und ihren Freunden Malte und Laurus alles um den Zauberwettbewerb und darum, ihre Erzfeinde zu besiegen. Doch Malte ist auf einmal eklig und ruppig. Erst als sie erfahren, dass es seiner Mutter sehr schlecht geht, verstehen sie ihn. Von da ab geht Flora Maltes Mutter nicht mehr aus dem Kopf und sie riskiert später sogar ihr Leben, um ihr – und damit ihrem Freund – zu helfen.

Das Leben im Hexendorf wird sehr anschaulich voller liebevoller Details geschildert. Wichtige Werte sind Freundschaft und Zusammenhalt. Aber natürlich ist nicht alles eitel Freud und Sonnenschein. Auch dort gibt es Konkurrenzkampf, Neid, Streitereien und Ungerechtigkeiten. Dadurch wirkt diese Welt sehr glaubhaft. Spaß machen die magischen Wesen: die kleine Helfe Hille, der magische Kater, die Raben, die Nixen im Fluss. Besonders mag ich aber die Spinne Linne, die in Floras Zauberhut lebt.

Schwierige Themen werden nicht ausgelassen

Es gibt einige Aspekte, die mir an diesem Buch sehr gut gefallen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als handele es sich einfach um eine Geschichte, die in einem Hexendorf spielt, sodass die Kinder einige Möglichkeiten mehr haben als Menschenkinder und so lustige und spannende Abenteuer erleben,. Allerdings kann nicht jedes Problem weggehext werden.

Tatsächlich ist sie die Geschichte viel hintergründiger. Beispielsweise werden Floras Gefühle, wenn es um ihren Vater geht, an den sie sich kaum erinnern kann, sehr glaubwürdig und nachvollziehbar geschildert. Trennung- und Scheidungskinder werden sich darin sicher gut wiederfinden. Flora wirft ihrer Mutter beispielsweise vor, eine schlechte Mutter zu sein, weil sie sich nicht mehr darum bemüht hat, dass Flora ihren Vater treffen kann. Den Freund der Mutter schnauzt sie an, dass er ihr nichts zu sagen habe. Als sie ihren Vater trifft, ist sie einerseits glücklich, andererseits aber auch unsicher. Sie hat Heimweh nach ihrem Dorf und ihrer Mutter, weiß aber nicht, ob diese Gefühle in Ordnung sind. Sie stellt ihren Vater ihrer Mutter gegenüber besser dar, damit diese besser von ihm denkt. Das alles ist aber so geschickt in die Handlung eingebaut, dass es keinen Moment aufgesetzt wirkt oder der Geschichte ihre Leichtigkeit nimmt. Es ist einfach so und Flora lernt, damit umzugehen.

Auch sehr schön ist, dass Floras Team beim Zauberwettstreit nicht gewinnt. In vielen Büchern ist es so, dass die Helden immer alles gewinnen. Das ist nun mal nicht realistisch, Kinder müssen auch mit Enttäuschungen umgehen lernen. Außerdem gewinnen auch noch ihre größten Konkurrenten. Doch Flora, Malte und Laurus können nach kurzer Enttäuschung anerkennen, dass die anderen wirklich gut waren, und applaudieren.

Weihnachten bei Hexen?

Es handelt sich um eine Weihnachtsgeschichte, könnte man nach einem Blick auf das Cover denken. Aber Hexen und ein christliches Fest? Das wird in vielen Geschichten nicht so genau genommen. Doch hier wird gar nicht Weihnachten gefeiert, sondern das Winterwendfest. Viele Traditionen sind ähnlich wie an Weihnachten, zum Beispiel werden Plätzchen gebacken, ein Baum geschmückt und es gibt Geschenke („… obwohl Omimi jedes Jahr sagt, dass es beim Winterwendfest nicht um die Geschenke gehe, sondern um die Sonne, zu deren Ehren dieses Fest stattfinde.“). Vieles ist aber auch anders, zum Beispiel wandern alle schon in der Nacht auf einen Berg (eine „Fußwanderung“, also ohne Besen), wo sie gemeinsam den Sonnenaufgang bewundern und anschließend gemeinsam frühstücken.

Fazit: Lustige und spannende Erlebnisse in einer liebevoll ausgearbeiteten Hexenwelt, bei denen es nicht nur um Abenteuer und Magie, sondern auch um schwierigere Themen wie Krankheit oder getrennte Eltern geht. Empfehlenswerte Lektüre – zum Vorlesen ab 6 Jahren, ab 8 zum Selberlesen.

Eleni Livanios: Flora Flitzebesen 5. Weihnachtszauber im Hexendorf. Coppenrath 2018. 152 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-649-62455-4.

WERBUNG (*)

Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei der Autorenwelt – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in eurer Lieblingsbuchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

(*) Nach dem Telemediengesetz sind Links auf Verlage, Shops und Affiliate-Links (hier: Amazon) als Werbung zu kennzeichnen, übrigens ganz unabhängig davon, ob das Buch ein Rezensionsexemplar ist oder selbst gekauft wurde. Ich bekomme kein Geld von den Verlagen, sie stellen mir lediglich ein Buch zur Verfügung. Das verpflichtet mich zu nichts, ich schreibe auch kritische Rezensionen oder verzichte ganz darauf, ein Buch zu besprechen. Meine Meinung ist nach wie vor unabhängig. Die Links sind ein Service für euch Blogbesucher, auf den ich nicht verzichten möchte. Lediglich über den Amazon-Affiliate-Link verdiene ich etwas Geld – falls jemand etwas bestellt, nachdem er den Link benutzt hat, bekomme ich ein paar Cent.