Sabine Giebken: Wolfspferd

Wolf und Pferd: eine Legende aus alter Zeit

Häuptlingstochter Tala lebt mit ihrer Familie und dem restlichen Stamm weitab vom nächsten Dorf. Sie kann hervorragend reiten und mit dem Bogen schießen, doch als Mädchen darf sie nie mit zur Jagd reiten, sondern muss im Dorf zurückbleiben und Frauenarbeit erledigen. Das macht sie sehr unglücklich. Trost gibt ihr das Zusammensein mit ihrer Albinostute Saphira, die eine Außenseiterin in der Herde ist. Als die Männer bei der Jagd zunächst ein zerstörtes Lager und kurz darauf einen verstörten Jungen entdecken, wird Tala beauftragt, sich um den Jungen, Jacob, zu kümmern. Nach anfänglicher Abwehr freunden sich die beiden an und sie bringt ihn sogar dazu zu berichten, was geschehen ist.

Eines Tages, mitten im Winter, wird auch ihr Dorf überfallen. Als die Indianer ins Dorf reiten, um um Hilfe zu bitten, hört Tala, dass derjenige eine große Belohnung erhält, dem es gelingt, den weißen Wolf zu fangen. Ein weißer Wolf? Aus einer Legende ihres Volkes weiß Tala, dass ein weißer Wolf und ein weißes Pferd einst eng miteinander verbunden waren.

Um ihren Stamm zu retten, reiten Tala und Jacob heimlich los.

Ein widerspenstiges Mädchen

Tala sieht überhaupt nicht ein, warum die Tatsache, dass sie ein Mädchen ist, sie an irgendetwas hindern soll. Die Männer und Jungen des Stammes sehen das allerdings anders. Dass sie aus Sturheit unüberlegt handelt und dadurch die anderen in Gefahr bringt, bestärkt ihren Vater, den Häuptling, in seiner Haltung. Tala weiß genau, was sie will, wird aber durch die Regeln ihrer Gesellschaft eingeengt. Immer wieder versucht sie, auszubrechen und ihren Weg zu gehen.

Jacob ist zutiefst verunsichert. Er stottert stark, lange spricht er überhaupt nicht. Er sorgt sich um seine Eltern, Forscher, von denen er annimmt, dass die Räuber sie getötet haben könnten. Tala wird seine wichtigste Bezugsperson und so unterstützt er sie, auch wenn er ihre Pläne für verrückt hält.

Saphira ist wegen ihres Aussehens eine Außenseiterin in der Herde. Gerade im Winter ist das ein Problem, wenn sie abseits stehen muss, statt von der Wärme der anderen zu profitieren. Auch wenn es an Futter mangelt, muss sie hintanstehen. Tala ist ihre wichtigste Bezugsperson, sie würde alles für das Mädchen tun.

Leider etwas langatmig

Das alles klingt nach einer sehr spannenden Geschichte, weshalb ich das Buch auch lesen wollte. Doch anfangs war es sehr langatmig. Ich kann nicht einmal erklären, warum mich die Geschichte so wenig fesselte, dass ich das Buch immer wieder beiseite legte und erst nach Tagen weiterlas. Im letzten Drittel kam dann endlich der Punkt, an dem ich atemlos weiterlas bis zum Schluss. Dieser kam dann allerdings sehr überraschend und hätte durchaus ausführlicher geschildert werden dürfen.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Tala und von Saphira erzählt, was durch unterschiedliche Schrift kenntlich gemacht ist. Eigentlich ist Tala ein Charakter, den ich klasse finden sollte: stark, widerspenstig, gegen die ihr zugewiesene Rolle aufbegehrend. Dennoch bin ich nicht mit ihr lange nicht warm geworden. In ihren Passagen erfährt man alles über ihr Leben beim Stamm, hört aber auch von der Legende des weißen Wolfes, die ihre Großmutter erzählt hat.

Saphiras Sicht ist naturgemäß eine andere, eingeschränkte. Doch auch sie weiß von der uralten Verbundenheit zwischen weißem Wolf und weißem Pferd und muss darauf hoffen, dass sie auch heute noch existiert. Sie riskiert sehr viel, um Tala zu helfen, und es ist ihr egal, ob sie vom Leithengst dafür bestraft wird. Ohne ihre Loyalität hätte Tala keine Chance, ihr Abenteuer zu überleben.

Fazit: Interessante Charaktere, aber eine Geschichte, die mich erst im letzten Drittel wirklich zu fesseln vermochte und dann leider zu überstürzt endete. Pferdefans ab 10 Jahren werden vermutlich dennoch ihre Freunde an dem Buch haben.

Sabine Giebken: Wolfspferd. Schneider 2019. 224 Seiten, Euro 10,00, ISBN 978-3-505-14278-9.

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