Andrea Schütze, Judith Ganter: Im zauberhaften ABC-Zug zum Zungenbrecherfelsen

Dies ist wieder eine Rezension für Blogg dein Buch.

Weil ihre Eltern verreisen, machen Lea, Tim und Emily Urlaub bei ihren Großeltern. Ihr Opa hat viel Fantasie, und so lädt er die drei Kinder zu einer Fahrt mit dem Zauberzug-Express ein. Begeistert bauen die Kinder im Keller aus Kisten und Karton einen Zug auf, sogar Grillkohlen zum Einheizen stellen sie bereit. Dann geht die Fahrt los. Zuerst geht es nach A-Stadt, wo sie Anagramme einkaufen. Zuerst erklärt Opa ihnen, was das ist, dann bekommt jedes Kind ein Anagramm zum Puzzlen. Das Lösungswort ist eine Süßigkeit, die Opa auch gleich in natura für sie bereithält. Weiter geht die Fahrt nach Becity, wo sie das Buchstabieralphabet kennenlernen und über Clowntown, wo es von merkwürdigen Clowns nur so wimmelt, nach Dedorf. Dort findet gerade ein Dosenwortfestival statt. Tim gewinnt mit dem längsten Wort: Drachenlangstreckenflugwettbewerbsteilnahmebestätigungsstempelkissenbestellservicenummer. Und weiter geht die Fahrt. Unterwegs lernen die Kinder Elfchen kennen, Akrostichons, Homonyme, Kauderwelsch, Lianenwörter, Morsezeichen und vieles mehr, bis sie schließlich an der vorletzten Station bei den Zungenbrechern ankommen.

Als Sprachliebhaberin hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es eignet sich weniger, um in einem Stück vorgelesen zu werden. Zwar erleben die Kinder an jeder Haltestelle des ABC-Zuges ein kleines Abenteuer, aber die Spachspiele laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein, sodass das Buch lieber Häppchenweise gelesen werden sollte. Es stellt nicht nur nach und nach alle Buchstaben des Alphabets vor, sondern erklärt viele sprachliche Besonderheiten, spezielle Alphabete und zeigt, was man mit Sprache Spannendes anfangen kann. Hier setzt allerdings meine Kritik an. Auf dem Cover ist dick die Altersangabe 5+ abgedruckt. Plus, würde ich sagen, denn muss ein fünfjähriges Kind tatsächlich schon Begriffe wie Anagramm oder Akrostichon kennen? Letzteren Begriff habe ich trotz sprachwissenschaftlichem Studium nicht gekannt (vermutlich habe ich an dem Tag gefehlt … 😉 ). Auch sind manche der Buchstabenspielereien für so kleine Kinder noch viel zu schwer.

Passt man allerdings die Alterangabe an, ist es ein wunderschönes Buch, das ich nur empfehlen kann. Ich denke, sobald die Kinder alle Buchstaben durchgenommen haben, können sie auch mit den Aufgaben klarkommen. Oder die Eltern picken sich genau den Buchstaben heraus, der in der Schule gerade dran ist. Oder das Sprachspiel, das ihnen gerade geeignet scheint. Die Fachbegriffe dürfen die Kinder dann getrost wieder vergessen, ihre Lieblingssprachspiele werden sie sich ganz sicher ebenso merken wie einige der lustigen Gestalten aus dem Buch. Der viele Humor in den Geschichten trägt dazu bei, dass die Kinder nicht den Eindruck haben, etwas lernen zu sollen oder zu müssen. Und genau so sollte es auch sein.

Hervorzuheben sind auch die schönen und sehr treffenden Illustrationen von Judith Ganter: Nicht zu detailreich, aber auch nicht nur angedeutet, nicht bonbonbunt aber auch nicht zu blaß. Kurzum: genau richtig!

Ich kann mir gut vorstellen, das Buch demnächst beispielsweise zum Schulanfang zu verschenken. Ich finde, dass es sich in jeder Grundschulbibliothek gut machen würde – vielleicht könnten auch die Lehrerinnen und Lehrer manche Station passend zum gerade gelernten Buchstaben in ihren Unterrricht einbauen.

Abgesehen von der Alterseinordnung ein wunderschönes Buch, mit dem nicht nur die Kinder viel Spaß haben. Ich hatte nämlich auch sehr viel Spaß mit Wauderkelsch und Co.

Schütze_ABCZugZungenbrecherfelsen

Andrea Schütze, Judith Ganter: Im zauberhaften ABC-Zug zum Zungenbrecherfelsen. Langenscheidt 2013. 80 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-468-21005-1. Wer das Buch bestellen mag: Bitte hier entlang!