Judith Burger: Roberta verliebt

Judith Burger: Roberta verliebt

Zum ersten Mal verliebt

Roberta ist elf und total verliebt, auch wenn ihre Mutter sagt, dass das noch gar nicht sein kann. Dabei kennt sie Felix gar nicht, der heute neu in ihren Zeichenkurs kam. Doch sie hat sofort gespürt, dass da etwas Besonderes ist. Felix ist anders als die anderen Jungen, die Roberta kennt, still und schüchtern. Sein Name ist alles, was sie von ihm weiß. Eine Woche bis zur nächsten Stunde warten? Unmöglich! Roberta versucht, mehr über Felix herauszufinden. Außerdem besucht sie Hedi, eine Art Ersatz-Oma. Hedi nimmt sie ernst und gibt ihr Tipps, wie sie Felix ansprechen und ihm zeigen kann, dass sie ihn mag. Nicht alles läuft glatt und Roberta muss feststellen, dass Verliebtsein auch schmerzen kann.

Aber wenn man verliebt ist, ist das anders. Was einmal wichtig war, ist jetzt unwichtig, was unwichtig war, bekommt plötzlich Bedeutung. Die Zeit vergeht mal gar nicht, dann wieder merkt man überhaupt nicht, dass es überhaupt eine Zeit gibt, weil man sich irgendwo außerhalb von ihr befindet.

Dieses Kribbeln im Bauch

Wie war das eigentlich, als ich zum ersten Mal so richtig verliebt war? So genau kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Judith Burger kann es aber offensichtlich, denn es gelingt ihr, Robertas Gefühle nachvollziehbar und glaubwürdig zu schildern. Man kann sich hervorragend in das Mädchen hineinversetzen, das alle Hochs und Tiefs durchmacht, die zu einer unerklärten, unerwiderten Liebe dazugehören. Sie erkennt, dass sie sich verliebt hat, träumt vom Wiedersehen, die Zeit zieht sich wie Kaugummi. Roberta denkt darüber nach, wie sie Felix ansprechen kann, wie sie mehr über ihn erfährt. Sie schafft es mit ihm zu sprechen, aber nun hat sie eine neue Sorge: Was ist, wenn man nicht zurückgeliebt wird? Auch was Eifersucht mit einem macht, muss sie erfahren. Roberta macht sich viele Gedanken und gewinnt im Laufe der Wochen einige wichtige Erkenntnisse.

Verliebtsein fühlt sich leicht an und ist gleichzeitig anstrengend. Beides zusammen. Vielleicht ist es der rätselhafteste Zustand auf dieser Welt.

oder

Wenn man verliebt ist, macht man manchmal unvernünftige Sachen, die sich trotzdem gut und richtig anfühlen.

oder

Wenn man verliebt ist, ist einem manchmal die Kehle wie zugeschnürt.

Verliebtsein – wie ist das?

Wie ist das, wenn man verliebt ist? Jedes Kind stellt sich diese Frage früher oder später. Bei vielen ist das erste Mal eher so wie bei Robertas Freundin Marlene, die Anton aus der A „ganz süß“ findet. Mit Wucht, so wie bei Roberta, kommt es meist erst später. Doch es kommt, irgendwann.

Ich bin beeindruckt, wie glaubwürdig Roberta geschildert ist. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzten und habe mit ihr gehofft und gebangt und mich gefreut, wenn sie glücklich war.

Ihre Mutter macht Roberta mit ihren anfänglichen Zweifeln schier wahnsinnig. Später erkennt sie, wie stark die Gefühle ihrer Tochter sind und muss einsehen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen nur bedingt auf Roberta übertragen kann.

Die frühere Opernsängerin Hedi, die für Roberta die Oma-Rolle übernimmt, obwohl sie keinesfalls eine Oma sein will, ist für Roberta als Beraterin und Trösterin unheimlich wichtig. Sie erzählt Roberta auch ein wenig davon, wie es war, als sie selbst verliebt war. Blumen schenken, Schokolade essen, gar ein Gedicht schreiben? Roberta findet manches altmodisch, was Hedi ihr erzählt, versucht jedoch mangels eigener Ideen, deren Vorschläge umzusetzen. Doch mit der Zeit erkennt sie, dass sie selbst herausfinden muss, was für sie funktioniert.

Felix bleibt zunächst blass. Kein Wunder, sehen wir ihn doch nur durch Robertas Augen, und Roberta weiß nichts über den Jungen, der fast nichts sagt. Doch je besser Roberta ihn kennenlernt, desto mehr erfahren wir auch über ihn, seine Wünsche, seine Wut, und er gewinnt an Profil.

Dies ist ein ruhiges, poetisches Buch. Es schildert etwas an sich völlig Alltägliches, was die Betroffenen aber völlig aus der Bahn werfen kann, weil es ihr Leben regelrecht umstülpt. Es hat mich sehr in seinen Bann gezogen. Ich finde es sehr einfühlsam und berührend. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Leserinnen und Leser noch viel mehr über Liebe erfahren als Robertas Gefühlswelt. Marlene findet Anton süß, Hedi weiß von Romantik und Enttäuschungen zu berichten, Robertas alleinerziehende Mutter hat gerade einen Verehrer, an dem sie aber nicht interessiert ist, und bei Robertas Zeichenlehrer Leo kann diese in seinen strahlenden Augen lesen, wie verliebt er ist.

Wunderschön auch die Zeichnungen von Ulrike Möltgen, vor allem das beeindruckende Coverbild!

Fazit: Einfühlsam und glaubhaft erzählt das Buch von der ersten Liebe der elfjährigen Roberta. Alle Kinder von etwa 10 bis 12 Jahren, die neugierig darauf sind, was es eigentlich mit dieser „Liebe“ auf sich hat, werden es nicht aus der Hand legen können.

Judith Burger: Roberta verliebt. Gerstenberg 2019. 200 Seiten, Euro 13,00, ISBN 978-3-8369-6016-8.

Judith Burgers erstes Buch, Gertrude grenzenlos, das mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2019 ausgezeichnet wurde, habe ich hier besprochen.

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