Rezension: Jessica Sanders, Carol Rossetti: Liebe deinen Körper

Rezension: Jessica Sanders, Carol Rossetti: Liebe deinen Körper

Bin ich richtig?

„Wie kannst du so einen kurzen Rock anziehen, bei deiner Figur?“
„Zieh doch das neue Kleid an, damit siehst du so niedlich aus!“
„Der Ausschnitt ist viel zu weit!“
„Mach mal Platz, mit deinem fetten Hintern brauchst du ja zwei Sitze.“
„So zierlich und so viel Oberweite, wie soll das noch werden, wenn du älter wirst?“
Und der Klassiker: „Meinst du nicht, du solltest mal ein paar Kilo abnehmen.“

Na, kommt euch das eine oder andere bekannt vor? Schon von klein auf erleben Kinder, vor allem Mädchen, dass ihr Aussehen ständig kommentiert und bewertet wird, und das nicht immer freundlich. Mal werden sie gelobt, mal kritisiert, mal ganz direkt, mal eher unterschwellig. Ob knubbelige Knie, ein dicker Po, eine süße Stupsnase oder eine schicke Frisur, das Aussehen steht viel öfter im Mittelpunkt, als es nötig wäre. Viel seltener wird auf Talente und Fähigkeiten eingegangen wie „Du kannst aber gut klettern!“, „Dein Bild ist richtig toll geworden“, „Ich finde es schön, wie sehr du deiner Freundin immer hilfst.“

Mädchen wachsen außerdem mit dem allgegenwärtigen Frauenbild der Werbung auf: groß, schlank, langbeinig, lange, meist blonde Haare, helle Haut, nicht zu viel und nicht zu wenig Busen, so scheint die perfekte Frau aussehen zu müssen. Dazu kommen Sendungen wie Germany’s Next Topmodel und die Artikel in Jugend- und Frauenzeitschriften, bei denen die Bilder meist bearbeitet sind. Selbst die Models schauen nicht so perfekt aus wie gewünscht, sodass unrealistische, unerreichbare Vorbilder erzeugt werden. Das Ergebnis ist, dass fast jedes Mädchen sich irgendwie falsch fühlt. Schon Grundschülerinnen machen heute Diäten. Spätestens mit den körperlichen Veränderungen der Pubertät findet jedes Mädchen irgendetwas an sich nicht in Ordnung.

Selbstliebe ist wichtig

Das Buch Liebe deinen Körper möchte diesen unguten Empfindungen entgegensteuern. Die Anleitung zur Selbstliebe, lautet der Untertitel.

Doch wie soll das funktionieren?

Zum einen durch die fantastischen Bilder. Die Mädchen im Buch sind groß, klein, schlank, dick, haben die unterschiedlichsten Frisuren und Hautfarben. Manche haben Pickel oder haarige Beine – oder auch nur ein Bein und sitzen im Rollstuhl.

Auch die Kleidung ist unterschiedlich, Hosen, lange oder kurze Röcke, Kopftuch, Schleier. Teilweise tragen die Mädchen Kleider, für die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einen dummen Spruch kassieren würden, weil manche Leute der Meinung wären, dass das mit dieser Figur nicht geht. Aber, und das ist das Tolle: Man sieht, dass das jeweilige Mädchen sich in seiner Haut wohlfühlt und Spaß hat.

Auf einer Doppelseite sind viele Mädchen in Unterwäsche zu sehen. Dort sieht man genau die sehr unterschiedlichen Körperformen.

Es ist wichtig, dich selbst genau so zu akzeptieren und zu lieben, wie du bist.

Warte nicht bis morgen, fange sofort damit an.

Aber wie? Ist das nicht reine Theorie?

Neben den Bildern arbeitet das Buch mit vielen bestärkenden und ermutigenden Aussagen wie

Jeder Körper ist anders und JEDER Körper ist ein guter Körper.

Aber das alleine reicht natürlich nicht. Den Mädchen wird empfohlen, Listen zu schreiben, zum Beispiel eine Self-Care-Liste oder eine Liste mit tollen Dingen, bei denen der Körper hilft. Und weil garantiert eine Menge Mädchen sagen würden, dass es da nichts gibt, sind auch ein paar Beispiele genannt:

Ich liebe es, dass meine Augen meine Lieblingssendung sehen und mein Lieblingsbuch lesen können.

Als Nächstes werden viele hilfreiche Aktionen aufgeführt, die man machen kann, wenn es einem nicht gut geht: raus in die Natur gehen; drei Dinge aufschreiben, für die man dankbar ist; positive Zitate recherchieren und eines auswählen, das man sich immer anschaut, wenn man Aufmunterung braucht; sich verrückt anziehen usw. Es wird erklärt, warum sich der Körper überhaupt so sehr verändert und auch darauf hingewiesen, dass der Körper nur einen kleinen Teil eines Menschen ausmacht. Dann werden werden einige Eigenschaften genannt, die eine Persönlichkeit formen.

Gut und wichtig finde ich die Aussage, dass man nicht alle Probeme mit sich selbst ausmachen muss. Wenn all die Vorschläge und Tipps nicht helfen, sollen die Mädchen sich an einen Erwachsenen oder eine Organisation wenden, am Ende des Buches finden sich Adressen dazu.

Aufmunternd und bestärkend

Dieses Buch ist wunderbar. Es ist ermutigend, bestärkend, Kraft gebend. Die Bilder zeigen den Mädchen, wie vielfältig Körper sein können und dass nicht jeder Modelmaße haben muss. Natürlich wissen sie das theoretisch, aber es so in dieser Menge und Zusammenstellung zu sehen, ist noch einmal etwas ganz anderes. Dazu die Texte, die eine wunderbare Mischung sind aus Erklärungen, Aufmunterungen und Animationen, um selber aktiv zu werden. Das Buch soll nicht nur konsumiert werden, sondern die vielfältigen Vorschläge und Arbeitsaufträge laden zu einer tiefergehenden Beschäftigung damit ein.

Das Buch ist laut Verlagsangabe für Kinder von 8 bis 14 Jahren. Ich bin immer skeptisch, wenn sich ein Kinder- oder Jugendbuch an ein zu breites Altersspektrum richtet, aber ich denke, dass das bei diesem Buch wirklich funktionieren kann. Im Buch findet sich der Hinweis, dass auch Kinder unter acht Jahren mit den Bildern viel anfangen können, aber der Text zu schwierig ist, sodass sie die Begleitung eines oder einer Erwachsenen brauchen. Das finde ich stimmig.

Fazit: Ein wundervolles bestärkendes Buch für wirklich jedes Mädchen ab acht Jahren.

Jessica Sanders, Carol Rossetti: Liebe deinen Körper. Die Anleitung zur Selbstliebe. Aus dem Englischen von Anna Kampfmann. Zuckersüß 2020. 40 Seiten, Euro 24,90, ISBN 978-3-9821379-2-6.

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