Marah Woolf: Götterfunke. Liebe mich nicht

Marah Woolf: Götterfunke. Liebe mich nicht

Kennt ihr das auch? Irgendwann einmal habt ihr euch ein Buch ausgesucht, weil euch das Cover, der Klappentext oder beides angesprochen hat, und dann liegt es auf eurem Stapel und ihr habt gar keine Lust darauf. Aber irgendwann schnappt ihr euch das Buch und dann lest ihr und lest atemlos, bis ihr das Buch durchhabt.

So ging es mir mit Götterfunke. Wie gut, dass ich es endlich gelesen habe! Das ist das perfekte Buch für die Herz-Schmerz-Momente des Lebens. Aber ich greife vor.

Liebesverwirrungen im Sommercamp

Die Grundidee ist nicht neu: Zwei Freundinnen, Jess und Robyn, fahren gemeinsam in ein Sommercamp verlieben sich, werden zurückgewiesen, ihre Freundschaft gerät ins Wanken …
Und doch ist hier alles ganz anders. Denn auf dem Weg ins Camp passiert ein schrecklicher Unfall, bei dem die Mädchen umkommen. Doch sie werden von griechischen Göttern ins Leben zurückgeholt. Merkwürdigerweise kann Jess sich hinterher an alles erinnern, und so stutzt sie sofort, als sie Cayden begegnet, dem Jungen aus ihrem vermeintlichen Traum. Sie verliebt sich in ihn. Doch er ist in Wirklichkeit Prometeus, der eine Wette mit Zeus laufen hat. Er muss ein Mädchen finden, das sich nicht in ihn verliebt. Auch andere Götter halten sich im Camp auf, teilweise als Teilnehmer, Zeus und Hera als Campleiter und Lehrer für Griechisch.
Jess, deren Leben voller Probleme steckt, will eigentlich hart arbeiten und Griechisch lernen, da sie davon träumt, Archäologie zu studieren. Robyn findet, sie sollte die Ferien locker angehen und sich mehr für Jungs interessieren. Doch als sie sich für den gleichen Jungen interessieren, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Jess erfährt viel über Mythologie und die Götter. Es stellt sich heraus, dass sie eine ganz besondere Begabung hat.

AUFZEICHNUNGEN DES HERMES X.

Ständig diese Aufregung. Skylla hatte das Mädchen angegriffen? Skylla? Wie kam dieses Monster hierher? Skylla hatte sich seit Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen, und wenn ich Ewigkeiten sagte, dann war das wörtlich gemeint.

Eine unmögliche Wette

Alle hundert Jahre darf Prometeus in die Menschenwelt. Gelingt es ihm, mit einer Frau anzubandeln, ohne dass sie sich ihn in verliebt, wird Zeus seine Verbannung an den Felsen aufheben. Athene ist diejenige, die die Frau aussucht. Und viele andere Götter kommen mit, weil sie Prometeus’ (bisher immer vergebliche) Bemühungen beobachten wollen. Eigentlich ziemlich gemein! Hermes kommt auch mit, beobachtet, was passiert und berichtet Zeus persönlich darüber, für die daheimgebliebenen Götter betreibt er eine Art Götterfernsehen. Seine kurzen Berichte machen einen Teil des Buches aus. Der größere Teil besteht aus Jess’ Schilderungen.

Jess ist nicht immer eine sympathische Protagonistin. Sie wird als vernünftige junge Frau geschildert, die schon viel Verantwortung übernehmen musste und genau weiß, was sie will. Doch dann verliebt sie sich und handelt oft sehr irrational. Immer wieder lässt sie sich zurückweisen, wo man als Leserin manchmal gerne sagen würde, sie solle ein bisschen mehr Rückgrat zeigen. Doch irgendwie kann man ihr das verzeihen, denn wenn man zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt ist, handelt man nun einmal nicht immer vernünftig. Jess ist auch sehr neugierig und als sie merkt, dass sie es mit echten Göttern zu tun hat und ihr Traum eine echte Erinnerung ist, kann sie einfach nicht anders, als immer wieder nachzufragen. Das verstand ich gut. Jess sieht sehr gut aus, kleidet sich aber am liebsten in Schwarz und versteckt ihre Schönheit, bis sie schließlich zum stolzen Schwan wird. Das fand ich schon ziemlich klischeehaft.

Robyn ist eine merkwürdige beste Freundin. Die Mädchen sind sehr verschieden und man wundert sich, dass sie überhaupt befreundet sind. Eigentlich lässt es sich nur dadurch erklären, dass sie sich schon ewig kennen. Robyn stammt aus einer reichen Familie und möchte, dass es immer nach ihrem Kopf geht. Als Jess ihre eigenen Vorstellungen durchsetzt, nimmt sie das nicht gut auf. Zuerst möchte sie, dass Jess sich verliebt, als das jedoch den Jungen betrifft, auf den sie ebenfalls ein Auge geworfen hat, reagiert sie sehr zickig. Und das, obwohl sie schon einen Freund hat. Auf so eine Freundin kann man getrost verzichten … Warum ihr Freund mit ihr zusammen ist, ist mir übrigens völlig unklar geblieben, die beiden passen überhaupt nicht zusammen.

Prometeus alias Cayden mochte ich an sich gerne, obwohl er sich den Mädchen gegenüber oft fies benimmt. Aber wir Leser wissen ja, was sein Ziel ist. Ich zumindest kann gut nachvollziehen, dass er verzweifelt versucht, sein Schicksal zu ändern. Oft wird deutlich, dass er Jess an sich sehr mag, aber das bringt ihn seinem Ziel eben nicht näher.

Zeus kommt als meist netter Campleiter rüber, dem man nur gelegentlich seine Rolle als Götterchef anmerkt. Er könnte Prometeus locker befreien, beharrt aber auf einer jahrtausendealten Entscheidung. Und dann kommt er und schaut sich an, wie Prometeus sich wieder einmal verzweifelt zu befreien versucht. Dass darüber ein Aufruhr in der Götterwelt ausbricht, passt ihm natürlich gar nicht.

Die griechische Mythologie spielt eine große Rolle in der Geschichte. Wie das eingebaut und verflochten wurde, hat mir gut gefallen. Die vorgenommenen Änderungen und zusätzlich erfundenen Figuren wirken plausibel und sorgen für einen sehr spannenden Plot. Die Handlung pendelt immer wieder zwischen dem Sommercamp mit seinen normalen Abläufen wie Essen gehen, Kurse besuchen, Freizeit am Pool, Tändeleien und Partys und den Fantasyelementen hin und her. Jess spricht mit Wölfen, kämpft gegen Wesen aus der Mythologie, betritt fremde Welten. Diese Verknüpfungen sind gut gelungen. Da Jess mitten in einen Kampf der Götter gerät, wird es stellenweise sehr gefährlich für sie und richtig spannend.

Fazit: Natürlich werden in der Geschichte jede Menge Klischees bedient. Die Jugendlichen sehen alle toll aus, die Götter sind natürlich besonders strahlend. Alle scheinen nur das andere Geschlecht im Sinn zu haben, aber während die Jungs die Mädchen reihenweise abblitzen lassen, verfallen die Mädchen ihnen bedingungslos mit Haut und Haaren. Vor allem bei Jess hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle mehr Rückgrat gewünscht. Die Geschichte ist jedoch so gut erzählt, dass sie es schaffte, mich in ihren Bann zu ziehen. Das Buch ist perfekt für ein verregnetes Wochenende auf der Couch oder als Urlaubslektüre am Pool! Für alle ab 14, die eine romantische Geschichten mit Fantasyelementen und Mythologie lieben. Band 2 erscheint im September.

Marah Woolf: Götterfunke 1. Liebe mich nicht. Dressler 2017. 464 Seiten, Euro 18,99, ISBN 978-3-7915-0029-4.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionseexemplar.