Guillermo del Toro, Daniel Kraus: Trollhunters

Guillermo del Toro, Daniel Kraus: Trollhunters

Trolle in der Unterwelt

Jim ist 15 Jahre und ein Loser. Das liegt vor allem an seinem Vater, dessen Bruder als Kind spurlos verschwand und der seitdem etwas wunderlich ist. So muss Jim vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein, dann wird das Haus verrammelt und eine Alarmanlage eingeschaltet. Doch leider muss er eines Abends feststellen, dass Trolle andere Wege kennen als Türen. Und so landet er unversehens im Trollreich und trifft dort auf die Person, mit der er am wenigsten gerechnet hätte. Obwohl er eigentlich lieber für das Schultheaterstück proben und die Mathearbeit schreiben würde, von der seine Versetzung abhängt, muss er plötzlich dabei helfen, die Stadt zu retten.

Verschwundene Kinder

Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende in die Zeit, als Jims Vater ein kleiner Junge war. In dieser Zeit verschwinden reihenweise Kinder, ohne dass jemals geklärt würde, wo sie abgeblieben sind. Dann springt die Handlung in die Jetztzeit. Jims Vater ist ein ziemlich gestörter Mensch, was angesichts seiner Vorgeschichte nachvollziehbar ist. Es ist aber auch verständlich, dass Jim ein ganz normaler, akzeptierter Junge sein will. Gerade ist er zum ersten Mal ein bisschen verliebt. Aber in der Schule werden er und sein dicker Freund Tub schikaniert. Wie anders ist es doch in der Trollwelt. Zuerst ist er entsetzt von all den neuen Eindrücken, dann verblüfft, dass man ausgerechnet von ihm erwartet, in den Kampf zu ziehen. Doch er wächst mit seinen Aufgaben und gewinnt eine Menge Selbstbewusstsein. So kann er am Ende nicht nur dabei helfen, die Stadt vor den bösen Trollen zu retten, sondern bringt auch gleich einiges in seinem Privatleben in Ordnung. Auch Jims bester Freund, der neben seiner Figur noch mit einer enormen Zahnspange hadert, gewinnt einiges an Kraft und Selbstvertrauen.

Vom Loser zum Held

Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas genervt über die beiden Protagonisten war: zwei gemobbte Jungs. Das finde ich etwas überstrapaziert. Es könnte doch auch mal ein ganz normaler durchschnittlicher Schüler sein, der ein Abenteuer erlebt. Aber gut. Jim und Tub sind sympathisch, vor allem Tub, der einem wirklich leidtun kann, sorgt für einige Lacher und Jim macht wirklich das Beste aus seiner Situation. Aber richtig klasse sind die verschiedenen Trolle wie beispielsweise der gelehrte Blinkie mit den vielen Augen, der zu viel BBC gesehen hat und sich sehr geschwollen ausdrückt (und manchmal etwas langatmig). Auch die wahnsinnig selbstbewusste und kampfstarke Claire, die ebenfalls zwei Seiten hat, ist eine tolle Protagonistin.

Die Trollwelt ist genau beschrieben und wartet mit einigen Überraschungen auf. Genau wird die Vorgeschichte erklärt, die dazu führte, dass es freundliche Trolle gibt und immer noch solche, die sich gerne von Kindern ernähren. Leider tauchen Letztere in dem Städtchen San Bernardino auf, sodass nun ein großer Kampf bevorsteht. Doch bis es so weit ist, müssen zahlreiche kleinere Schlachten geschlagen werden. Dabei geht es recht blutig und oft eklig zu. Das Hörbuch ist definitiv nichts für Leute, die bei solchen Schilderungen empfindlich sind!

Die Geschichte brauchte ein wenig, bis sie in die Gänge kam, fand ich, aber dann gibt es Action ohne Ende, viele Kämpfe, viel Gemetzel, aber auch etliche lustige Stellen, vor allem in Zusammenhang mit Tub. Beim großen Showdowm wird es dann noch einmal richtig spannend und etliche Protagonisten zeigen sich von einer ganz neuen Seite.

Es gab auch einige Dinge, die ich nicht ganz plausibel fand. So können die Freunde einen Eingang zur Unterwelt nicht mehr nutzen, nachdem dort einige böse Trolle eingedrungen sind. Nun hätte ich erwartet, dass sie losziehen, um die ganzen guten Trolle zu retten, die dort leben, aber die kommen gar nicht mehr weiter vor.

Insgesamt handelt es sich um eine gut gesponnene Geschichte, die zu hören ziemlich viel Spaß gemacht hat. Dazu trägt auch die gelungene Lesung von Patrick Bach bei, der es schafft, den sehr gegensätzlichen Wesen Leben einzuhauchen.

Fazit: Spannendes Hörbuch für alle, die Geschichten mögen, in denen die reale Welt und Fantasywelt aufeinandertreffen, und die nicht zu empfindsam sind, wenn es zwischendurch mal ein wenig eklig wird. Der Verlag empfiehlt es ab 12 Jahren. Ich finde ein Hörbuch lässt fremde Welten, aber auch eklige Schlachten, eher vor dem geistigen Auge entstehen als wenn man liest. Meinem einen Sohn hätte ich dieses Hörbuch mit 12 ohne Bedenken gegeben, dem anderen wäre es zu heftig gewesen. Ab 14 hätte ich keine Bedenken mehr.

Guillermo del Toro, Daniel Kraus: Trollhunters. Gelesen von Patrick Bach. Aus dem Englischen von Felix Mayer, Oetinger Audio 2017. 2 CDs, MP3, 633 Minuten, Euro 17,99, ISBN 978-3-8373-0990-4.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.