Albert Schweitzer: Botschafter der Menschlichkeit

Es gibt Persönlichkeiten, bei denen man denkt, man wüsste ziemlich viel über ihr Leben. Albert Schweitzer gehört bei mir dazu. Dieses Hörbuch hat mich belehrt, dass es eine ganze Menge gab, was ich noch nicht über ihn wusste, was aber dazu gehört, um das bild von ihm rund zu machen!

Albert Schweitzer war ein sehr talentierter Mensch. Er spielte Orgel auf Weltklasseniveau, war Doktor der Theologie und der Philosophie und überall anerkannt. Trotz der erfolgreichen Karriere hatte er das Gefühl, noch etwas anderes tun zu müssen, etwas, womit er anderen Menschen helfen konnte. Schließlich fasste er den Entschluss, auch noch Medizin zu studieren, um als Arzt nach Afrika zu gehen. Genauso entschlossen und erfolgreich wie seine bisherigen Tätigkeiten zog er auch dieses Studium durch, obwohl er nebenher weiter in einer Gemeinde predigte, als Organist auftrat und Spenden für sein zukünftiges Krankenhaus sammelte. Seine spätere Frau Helene untersützte ihn dabei sehr und begleitete ihn schließlich nach Lambarene in Gabun, wo er sein berühmtes Hospital gründete – zunächst in einem umfunktionierten Hühnerstall. Doch nach anfänglichen Erfolgen kamen Probleme, vor allem, als der 1. Weltkrieg begann und die Franzosen keinen deutschen Arzt ihrer Kolonie haben wollten …

Das Feature beginnt mit der Verleihung des Nobelpreises und blickt dann darauf zurück, wie es dazu kam. Spannend und auch für Kinder gut verständlich wird das Leben Albert Schweitzers geschildert: seine Zielstrebigkeit, die kleinen und großen Probleme in Lambarene, die langen Jahre der Trennung von Frau und Tochter, sein Einsatz für alle Lebewesen, auch Pflanzen und Tiere, sein Pazifismus. Es macht deutlich, dass er in Lambarene nicht nur als Arzt und Verwalter tätig war, sondern auch bei Bauarbeiten mitanpackte, Mitarbeiter anlernte, Regeln für die Patienten und ihre Angehörigen aufstellte und Briefe an wichtige Persönlichkeiten in aller Welt schickte.

Wie immer in dieser Hörbuchreihe kommen auch zeitgenössische Experten zu Wort, in diesem Fall sind es die Ärzte Monika und Wilfired Jelinghaus, die, inzwischen eigentlich im Ruhestand, jedes Jahr einmal nach Afrika fahren, um dort in einem Urwaldkrankenhaus zu operieren und den Menschen zu helfen. Sie erklären, wo auch heute noch die Probleme liegen (fehlender Strom, nur Medikamente und Geräte, die mitgebracht wurden, etc.) und machen damit die Lebensleistung Schweitzers, der sein Krankenhaus Anfang des 20. Jahrhunderts unter ungleich schwierigen Bedingungen aufbaute, noch deutlicher.

Durch die Hintergrundgeräusche entsteht eine Atmosphäre, die den Zuhörer fast mitten ins Geschehen versetzt. Die Kinder sind ebenso gefesselt wie die Erwachsenen. Schade fand ich nur, dass recht wenig auf das Leben und die Lebensleistung Helene Schweitzers eingegangen wird. Ihr ist eine Doppelseite im Booklet gewidmet, bei deren Lektüre mir das erst richtig bewusst geworden ist. Ohne diese fantastische Frau an seiner Seite hätte Albert Schweitzer seine Pläne kaum so einfach in die Tat umsetzen können.

Darüber hinaus gibt das Booklet noch weitere Informationen zu Schweitzers Weltanschauung „Ehrfurcht vor dem Leben“, eine Karte zeigt, wo Lambarene liegt, Bilder und Texte erklären, was aus dem Krankenhaus wurde. Außerdem wird die Arbeit von „Ärzte für Afrika e. V.“ vorgestellt.

Wieder einmal ein wunderbares Hörbuch, rund, umfassend und spannend aufbereitet.

Cover_ Albert_Schweitzer

Ute Welteroth: Albert Schweitzer. Botschafter der Menschlichkeit. Headroom 2013. 1 CD, 78 Minuten, Euro 12,90, ISBN 978-3-934887-23-4. Zur Verlagsseite.

Regie: Teresia Singer

Sprecher: Hartmut Stanke, Sigrid Burkholder, Ulrich Noethen, Edda Fischer, Marylu-Saskia Poolman, Jochen Kolenda, Matthias Ponnier, Samuel Namazi, Marc-Andree Bartelt, Raphael Souza-Sá, Slim Weidenfeld, Monika Jellinghaus, Wilfried Jellinghaus