Gerlis Zillgens, Katja Jäger: Romeo, der Zaubertrommler. Der Rattenfänger von Hameln – was wirklich geschah

Gerlis Zillgens, Katja Jäger: Romeo, der Zaubertrommler. Der Rattenfänger von Hameln – was wirklich geschah

Eine alte Geschichte – doch nicht?

Die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln kennen wir ja alle, oder? Ich mochte sie als Kind nicht besonders, weil ich sie gruselig fand. Aber wenn alles in Wirklichkeit ganz anders war? Wir wissen ja, dass wie sich Geschichten schon im Laufe von Wochen verändern können, wer weiß da schon, wie es vor einigen Hundert Jahren wirklich war? Vielleicht so:

Der kleine Rattenjunge Romeo hat dauernd Ärger mit seinen Eltern und in der Schule klappt es auch nicht so. Er möchte nämlich nicht, wie schon Generationen vor ihm, als Müllwerker arbeiten. Seine Eltern finden, dass nun einmal jemand all den Dreck der Menschen wegräumen müsse, und zwar die Ratten. Romeo möchte aber etwas ganz anderes: Er möchte Trommler werden!

Leider wissen die Menschen die wertvolle Arbeit der Ratten nicht zu schätzen, der Bürgermeister hat sogar eine Kopfprämie ausgesetzt. So kommt es, dass Romeo eines Tages von Jule eingefangen wird, der Tochter des Bürgermeisters. Sie spielt wunderbar Flöte und bezaubert Romeo mit ihrer Kunst. Zwar gelingt ihm die Flucht, aber er kehrt immer wieder zurück, um Jule spielen zu hören.

Als die beiden schließlich Kontakt miteinander aufnehmen, merkt Jule, dass sie Ratten immer völlig falsch eingeschätzt hat.

„Okay, Romeo. Bis vor ein paar Minuten wusste ich nicht einmal, dass ihr Namen habt. Ich wusste nicht, dass ihr reden könnte. Und schon gar nicht, dass ihr Musik machen könnt.“ Sie fasst sich an die Stirn. „Ich dachte immer, Ratten sind eklig und dreckig.“

Nun erfährt sie: Die Menschen brauchen sie sogar! Aber wie sollen sie das nur den anderen beibringen? Die beiden schmieden einen Plan. Jule versucht, die Kinder zu überzeugen, Romeo redet mit den jungen Ratten. Ob das klappen kann?

Aufmüpfige kleine Ratte

Romeo weiß genau, was er will. Leider haben seine Eltern andere Vorstellungen von dem, was er wollen sollte. Dabei ist er gar nicht dumm, er interessiert sich nur nicht für den Schulstoff. Wie man Musik macht, aus Fallen entkommt und andere überzeugt, lernt er ziemlich schnell. Romeo ist einfach klasse, man muss ihn gern haben.

Jule ist ein ganz normales Mädchen. Sie geht zur Schule, macht gerne Musik und findet Ratten eklig. Trotzdem fängt sie eine ein, damit sie sich von der Prämie eine neue Flöte kaufen kann. Aber Romeo haut ab! Sie muss erst einmal schlucken, als sie die ganze Wahrheit über Ratten erfährt, aber dann ist sie mit Feuereifer dabei.

Musik verbindet

Ohne die Musik, die Romeo und Jule verbindet, hätte es vielleicht nicht geklappt, Kontakt aufzunehmen. Aber zum Glück sprechen sie damit eine gemeinsame Sprache. Sie hecken einen richtig guten Plan aus. Am Ende folgen ihnen alle Kinder aus der Stadt – und deren Eltern, die sie suchen. So können sie die Erwachsenen überzeugen. Sowohl die Ratten- als auch die Menscheneltern sind anfangs sauer – es ist lustig, wie sich die Reaktionen ähneln.

Die Schrift ist etwas größer, die Sprache passt gut zur Zielgruppe. Die Geschichte liest sich sehr flüssig, ich musste öfter schmunzeln. Die Bilder sind teilweise sehr dynamisch, sie sind in etwas gedeckten Farben gehalten und bringen die Stimmungen sehr gut herüber.

Moderne Geschichten

Wenn Gerlis Zillgen alte Geschichten neu erzählt, bleibt zwar der Kern der Handlung erhalten, die Geschichten bekommen aber eine völlig andere Richtung. Die Erwartungen werden also nicht erfüllt, genau das ist es, was so großen Spaß daran macht. Ich habe schon mit viel Freude ihre Interpretation des Märchens vom Froschkönig gelesen (zur Rezension). Diese originelle und moderne Neufassung der Sage vom Rattenfänger überzeugt mich ebenfalls. Sie enthält auch ein wenig Gesellschaftskritik: Die Menschen bekämpfen die Ratten, dabei müssten sie einmal darüber nachdenken, ob wirklich alles einfach weggeworfen werden sollte. An die Lektüre anschließende Diskussionen über Müllvermeidung können also nicht ausgeschlossen werden. Wunderbar!

Fazit: Was wäre, wenn es ganz anders gewesen wäre? Eine peppige Neufassung der Geschichte des Rattenfängers von Hameln für Kinder von 7 bis 9 Jahren.

Gerlis Zillgens, Katja Jäger: Romeo, der Zaubertrommler. Südpol 2019. 80 Seiten, Euro 12,90, ISBN 978-3-943086-92-8.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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