Die Schildbürger

Die Schildbürger: Wer kennt sie nicht, das chaotische Völkchen, das lieber das Rathaus abbrennt, als sich von einer hungrigen Katze verspeisen zu lassen; seine Kirchtumglocke im See versteckt, den richtigen Ort aber nur mit einer Kerbe im Boot markiert oder vergisst, Fenster einzubauen. Es sind liebenswerte Geschichten, wie gerade Kinder sie lieben. Als mein Sohn in der Grundschule einige Geschichten der Schildbürger hörte, war er so begeistert, dass er immer mehr davon wollte. Jahre später entdeckte ich diese CD, erinnerte mich daran und kaufte sie sofort. Allerdings finde ich sie recht schwierig zu bewerten, den die Meinung der Familienmitglieder ist geteilt: Mein Sohn hört sie gerne und hat immer wieder Lachanfälle. Ich dagegen habe einiges auszusetzen.

Im CD-Booklet wird angegeben, dass es sich um eine gekürzte Lesung handelt, allerdings wird nicht gesagt, welche Buchausgabe da gekürzt wird. Die Sprache ist sehr altmodisch. Das ist normalerweise etwas, was mich eher freut, weil es meiner Meinung nach den Wortschatz der Kinder erweitert. In diesem Falle empfinde ich sie als ansstrengend und ermüdend. Möglicherweise liegt das jedoch auch nur an den vielen – sehr vielen ! – Sprichwörtern und Redewendungen, die im Text vorkommen. Da vergeht keine Minute, in der dem Hörer nicht eine Binsenweisheit um die Ohren gehauen wird. Auch stört mich die Musik zwischen den Kapiteln, die ich als nervig empfinde. Das ist aber sicherlich Geschmacksache, und die Passagen sind zum Glück kurz. Jede der beiden CDs ist in lediglich 5 Tracks aufgeteilt, jeder Track enthält mehrere Kapitel. Das ist etwas, was ich grundsätzlich nicht verstehe – wenn geeignete Abschnitte vorhanden sind, sollte aus Gründen der Nutzerfreundlichkeit jeweils ein neuer Track beginnen.

Gegen die Lesung von Werner Wawruschka ist nichts einzuwenden, und die altbekannten Geschichten haben nach wie vor ihren Charme. Wie gesagt, mein Sohn fand die CD in Ordnung und hat sie gerne gehört, so dass ich denke, man kann sie durchaus empfehlen, um Kindern mit Schilda und den Schildbürgern bekanntzumachen. Aus der Reihe Ueberreuter Klassiker haben wir bereits das Hörbuch „Klaus Störtebeker“ (Rezension) gehört, das mir wesentlich besser gefallen hat. Vermutlich steht und fällt die Qualität der Hörbücher mit der Qualität der Buchvorlagen.

Die Schildbürger, Ueberreuter Klassiker 2007. Gesprochen von Werner Wawruschka. 2 CD, 145 Minuten, Euro 9,95, ISBN 978-3-80000-8030-4