Rezension: John Hare: Ausflug zum Mond

Rezension: John Hare: Ausflug zum Mond

Klassenausflug im All

Wenn die Schule auf irgendeiner Raumstation im All ist, kann die Klasse auch mal einen Ausflug zum Mond machen, oder? Klar!

Eine Schulklasse, alle Schüler in identischen Raumanzügen, steigt auf dem Mond aus dem Rahrschiff. Der Lehrer oder die Lehrerin vorneweg, die Schülerinnen und Schüler folgen. Ein Kind trödelt jedoch hinterher, im Arm hält es einen Block und eine Packung Stifte. Als die anderen die geringe Schwerkraft ausnutzen und über ein Spalte springen, sucht sich einen halbwegs gemütlichen Platz und malt die Erde. Als das Raumschiff wieder startet, bemerkt niemand sein Fehlen. Es ist alleine auf dem Mond zurückgeblieben.

Das Kind setzt sich hin und malt. Um es herum tauchen auf einmal graue Wesen auf. Interessiert schauen sie dem malenden Kind über die Schulter. Dann dürfen sie die Stifte ausprobieren. Die Mondwesen sind begeistert. Farben!

Wie es weitergeht, wird nicht verraten. Nur so viel: Natürlich wird das Kind gerettet!

Mission Farben!

Dieses wunderschöne Bilderbuch kommt völlig ohne Text aus – und ich habe ihn auch überhaupt nicht vermisst. Die Handlung geht klar aus den ausdrucksvollen Bildern hervor. Die Geschichte beginnt bereits auf dem Cover, wo man die Kinder ins Raumschiff steigen sieht. Die Bilder sind überwiegend in Grau (der Mond und die Mondwesen), Schwarz (der Nachthimmel) und Weiß (die Raumanzüge gehalten). Wie gut, dass das knallgelbe Raumschiff etwas Farbe hineinbringt. Aber das macht die Faszination Farben für die Mondwesen und ihre Begeisterung über die Wachsmalstifte sehr gut nachvollziehbar.

Es ist beeindruckend, wie es ohne Worte gelingt zu erzählen, wie hier zwei völlig fremde Kulturen Freundschaft schließen.

Das Ende ist einerseits traurig – das Kind bekommt Ärger wegen der bemalten Steine – andererseits sehr versöhnlich: Bis auf den grauen Stift bleiben alle unbemerkt vom Lehrer auf dem Mond zurück.

Schau genau hin!

Alle Kinder haben eine tolle Zeit auf dem Mond verbracht und einiges Neues erlebt. Doch das verträumte Kind hat, obwohl es sich überwiegend auf einer Stelle aufgehalten hat, die größte Entdeckung gemacht. Es gibt tatsächlich Mondbewohner! Mit seiner ruhigen Art konnte es über seine Gemälde Freundschaft schließen – sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten.

Schön ist auch, dass man durch den Raumanzug nicht weiß, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Nur auf einem Bild ganz am Schluss sieht man das Kind ohne Helm, aber auch da bleibt die Frage offen. Zum Glück, denn so können Jungen und Mädchen gleichermaßen in die Entdeckerrolle schlüpfen und sich vorstellen, sie hätten die Mondbewohner kennengelernt. Wie sie wohl reagiert hätten, wenn sie zurückgeblieben wären?

Das Kind in der Geschichte reagiert ziemlich gelassen, vermutlich ist es sicher, dass sein Fehlen bald bemerkt werden wird. Aber, ganz wichtig, es hat seine Stifte und kann sich beim Malen ablenken und damit beruhigen.

Gerade stille, zurückgezogene Kinder werden sich hier wiederfinden. Die Geschichte zeigt ihnen, dass sie die Welt vielleicht anders erleben als die Mehrheit, dass ihnen das aber den Zugang zu ganz eigenen, besonderen Erfahrungen verschaffen kann.

Das Buch ist in der Kategorie Bilderbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Fazit: Ein wirklich herausragendes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren ganz ohne Text über die Macht des Zeichnens, das die Geschichte eine Kennenlernens erzählt. Ein ungwöhnliches Buch, das zum Träumen und Fantasieren einlädt.

John Hare: Ausflug zum Mond. Moritz 2019. 48 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-89565-381-0.

Ich werde versuchen, alle Bücher zu besprechen, die für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind. Auf einer Übersichtsseite sammele ich Links zu allen Rezensionen.

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